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Ammertenspitz

Albristhore
2. November 2021
Wechselbad der Gefühle
21. Dezember 2021
Albristhore
2. November 2021
Wechselbad der Gefühle
21. Dezember 2021
 
Tag zwei in der Lenk, heute kann ich es etwas gemütlicher angehen und beim reichhaltigen Zmorgebuffet so richtig zuschlagen, da die ersten Höhenmeter dank der Gästekarte inklusive sind. Mit der Gondel schwebe ich hinauf zum Metschstand, wo ich meine gestrige Gratwanderung fortsetzen möchte. Im Gegensatz zum Vortag ist heute die Einrollstrecke um das Rägeboldshore herum nur kurz und schon stehe ich vor dem schmalen Pfad, der sich über die steile Flanke des Äugi in die Höhe windet. Die heutige Tour ist der Beschilderung zufolge nur etwas für geübte Alpinisten und muss einfach gut sein, da der Felsenweg durch Dölf Ogi persönlich vor einem Vierteljahrhundert eingeweiht wurde. Auf den Spuren unseres besten Bundesrates den wir ja hatten, schreite ich Tritt für Tritt nach oben.
 
 
Nach den Metalltreppen wird es eng, durch den schmalen Felsspalt pass ich mit dem Rucksack kaum hindurch, wie ergeht es da wohl den etwas fülligeren Menschen? Wohl gleich wie der fetten grünen Kröte mit ihrem breiten Lenker, die nur ohne Vorderrad durch passt. Danach wird zwar die Lenkerfreiheit wieder etwas grösser, aber es geht neben dem Pfad immer noch steil nach unten, der Weg ist wirklich nur etwas für geübte Alpinisten und erfordert volle Aufmerksamkeit. Bei einem kleine Päuschen kann ich den Blick zu meinem gestrigen Ziel schweifen lassen, das Albristhore und der endlos lange Grat erhebt sich direkt gegenüber und tief unter mir der Rezliberg mit der Simmenquelle.
 
 
Natürlich bin ich an so einem schönen Sonntag nicht alleine unterwegs und erklimme zusammen mit unzähligen Wanderern den steilen Schlussanstieg zum Vorgipfel. Der Weg hinüber zur Ammertenspitz ist dann fast so breit wie eine Autobahn und sogar teilweise fahrbar, dies hätte ich nach dem ausgesetzten Aufstieg nicht erwartet. Freude herrscht, das Gipfelkreuz auf 2612müM ist erreicht und somit steht der Mittagspause mit einer grossen Portion Panoramawürze nichts mehr im Wege. Mit dem Bike bin ich hier oben natürlich die Attraktion, ein regelrechter Sonntagnachmittagsplausch und kein einzig böses Wort, ein freundliches Miteinander wie es sein sollte.
 
 
Die Aussicht ist überwältigend, ich bin noch etwas näher bei den vergletscherten Gipfeln als gestern und die wilden Strubelkette ganz nah. Aber auch der Blick nach unten lässt die Augen leuchten und ich werde ganz kribbelig beim Anblick des Weges über den Ammertengrat. Lange kann ich nicht mehr wiederstehen und mache mich bereit, jetzt geht es los und Freude herrscht einmal mehr, während ich mich in die Tiefe stürze und die grüne Kröte zum giftgrünen Heugümper mutiert.
 
 
Auch der zweite Skitourengipfel in der Munichrine entpuppt sich als veritabler Bikegipfel, wie schon gestern ist der Gipfelhang fast komplett fahrbar und die Mundwinkel zeigen steil nach oben, als ich den Ammertenpass erreiche. Der nun folgende Abstieg in das einsame Ammertetäli führt durch eine steile Geröllhalde mit bröckligem Schiefergestein und ist nur stellenweise fahrbar, da muss man als Biker mit dem einten oder anderen Spruch der aufsteigenden Wanderer leben können.
 
 
Als es etwas flacher wird, kann ich mich wieder in den Satteln schwingen und folge dem superschönen Trail, der sich zwischen den grossen Felsbrocken hindurch schlängelt, welche hier überall verstreut herumliegen. Weiter vorne stosse ich dann auf die ersten blökenden Zivilisationsspuren und kurz darauf stehe ich auch schon vor der Ammertenhütte, einer kleinen unbewarteten Unterkunft aus Holz, welche sich da an die Felswand schmiegt.
 
 
Vorbei am Nessli-Beizli halte ich mich an den Höhenweg und dieser bringt mich über ein paar schöne Trails zurück in die Lenk. Im Hotel Wildstrubel, welches sich durch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und superfeines Essen auszeichnet, gönne ich mir auf der Terrasse noch einen Hopfentee und trete anschliessend die Heimreise an. Die Lenk wusste einmal mehr zu begeistern, früher wären wir hier im Winter auf den Pisten unterwegs und jetzt erkunde ich mit dem Bike die Skitourengipfel bei sommerlichen Temperaturen. Viel angenehmer so, ich bin definitiv ein Sommerkind und ziehe das Tenü-Kurz den dicken Daunenjacken vor.
 
 

6 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Cool 👍 … ich müsste wohl mit meiner Höhenangst einen anderen Aufstieg wählen 🙈
    Danke für deine Ideen. Die Lenk wird von meinem Büssli sicher wieder mal angefahren. Es werden ja sicher auch wettermässig und arbeitstechnisch bessere Sommer kommen als der Vergangene.

    • Sven sagt:

      Der Aufstieg von der Adelbodner Seite her würde sich da anbieten, dieser ist deutlich weniger ausgesetzt. Hab mir das grad nochmals auf der Karte angeschaut, scheidet aber wohl aus, da die Luftseilbahn auf die Engstligenalp leider keine Bikes transportiert 🙁

  2. Marcel sagt:

    Wieder mal ein toller Bericht aus „meiner“ Region, danke!
    Nun, die Option der Adelbodner Seite lässt sich sehr wohl realisieren und zwar von Kandersteg her: Zuerst Richtung Gemmi und dann rechts hoch über die Rote Chumme und den Chindbettipass auf die Engstligenalp. Vor allem der Chindbettipass ist eine ziemlich wilde Sache, aber ich denke, dir würde das auch gefallen.
    Ich wünsche dir einen schönen Winter und viel Spass beim Ausknobeln von neuen Touren. Bin schon gespannt, was dir einfällt…

    • Sven sagt:

      Hoi Marcel, ich bin halt meistens an einem Ort stationiert und mache dann von dort aus Rund- und Stichtouren. Aber den Chindbettipass werde ich sicher für zukünftige Projekte im Hinterkopf behalten, sieht interessant aus 👍

      Auch Dir einen schönen Winter, möge das weisse Zeugs die Trails möglichst bald wieder freigeben 😄

  3. Peter Allenbach sagt:

    Von Kandersteg – Üschinental – Ortele – Artelegrat (Top zu Fahren) Engstligen – Adelboden (hier etwas viel Tritte). Habe ich vor 3-4 Jahren gemacht. Habe schon lange daran gedacht als Kombination noch den Amertenspitz und Amertentäli anzuhängen.

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