Arosa war bis anhin ein weisser Fleck auf meiner Bikekarte, es hat eher das Image einer Bähnlibikeregion und ich hatte dort keine wirklich hohe Ziele im Visier, darum hatte ich es bisher immer links liegen lassen. Nichtsdestotrotz hat es aber auch dort ein paar Trails, welche ich unbedingt einmal fahren wollte. So machte ich mich Mitte Juli auf dem Weg ins Schanfigg, wo am Ende des Tales auf rund 1800müM der einstige Luftkurort liegt. Bis Chur gestaltet sich die Fahrt in meiner unklimatisierten Kiste saunamässig, aber je höher ich durch das Tal aufsteige, desto angenehmer wird es. Peter Frampton dröhnt alive durch die Boxen, kaum Verkehr und eine nicht mehr enden wollende kurvenreiche Strasse, die Anfahrt gestaltet sich schon mal vielversprechend. Gut gelaunt checke ich im
Sunstar-Hotel ein und freue mich auf das Abendessen, müsste aber fast mit knurrendem Magen ins Bett. Beim Abendessen herrscht Dresscode und auch mit chicen kurzen Hosen bekommt man nichts zu futtern. Zum Glück habe ich ein paar lange dabei und komme so doch noch in den kulinarischen Genuss. In der kühlen Bergluft schläft es sich im Gegensatz zu Daheim prima und so starte ich am nächsten Morgen ausgeschlafen auf die erste Tour. Ich fahre dem schutterfüllten Talboden der Isel entlang und halte mich links, schon bald wird es steiler und das Bike wechselt auf die Schultern. Auf halber Höhe lädt ein Bänkchen mit Blick auf Arosa zum Rasten ein, fast wie bei einer kleinen Stadt reihen sich die Häuser in der Talmulde aneinander und auch das markante Weisshorn sticht mir sofort ins Auge.
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Von da komm ich her, Blick zurück auf Arosa.
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Der Alteinsee in einer Mulde hoch über Arosa.
Ich setzte meinen Weg nach oben fort und passiere auf der nächsthöheren Geländestufe dieses kleine Seechen, jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Alteiner-Fürggli. Kurze Zeit später habe ich den Übergang zum Landwassertal erreicht und mir die Mittagspause verdient. Ich lasse den Blick in die Ferne schweifen und erblicke dabei das Aroser-Rothorn, das bei Bikern bekanntere Parpaner-Rothorn hingegen versteckt sich hinter dem gräulichen Erzhorn.
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Oben auf dem Alteiner-Fürggli angekommen.
Mein Interesse weckt aber das Valbellahorn direkt vor mir. Eine Familie macht sich gerade auf den Weg zum Gipfel und ich frage mich, ob es wohl Sinn macht, das Bike dort hinauf zu schleppen. Da ich aber für heute noch einiges vor mir habe, lasse ich das Valbellahorn rechts liegen und begebe mich auf die Route 66. Ich wusste gar nicht dass es eine solche auch bei uns in der Schweiz gibt, die Kulisse jedenfalls stimmt schon mal.
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Ab auf die Schweizer Variante der Route 66.
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Bikespielereien auf dem Alteiner-Fürggli.
Über Kuhweiden geht es in Richtung Landwassertal hinunter und auf den vor mir liegenden Geländekuppen kann ich schon die beiden Alpen erkennen, wo mich der weiterer Weg noch hinführen wird. Die Abfahrt macht Spass, aber das Fürggli hat definitiv eine Schokoladenseite und dort habe ich heute Morgen das Bike hochgetragen. Tja, im Nachhinein ist man immer schlauer, beim nächsten Mal wird der Übergang in der Gegenrichtung befahren.
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Ausblick auf die Wiesner- und Schmittner-Alp.
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Der Trail führt durch das Hüttenbödeli.
Über die Wiesner- und Schmittner-Alp quere ich die Höhe haltend den Hang, ein paar schöne Trailstücke hat es dabei, aber es ist lange nicht alles fahrbar. Die Geländeeinschnitte kosten Kraft und als ich unterhalb der Alp da la Creusch auf die Strasse komme, habe ich immer noch gut 500 Höhenmeter vor mir. Bis auf das letzte Stück kann ich davon alles fahrend bewältigen und stehe schliesslich oben auf der Furcletta.
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Bald geschafft, kurz vor der Furcletta.
Auf die nun folgende Abfahrt freue ich mich schon den ganzen Tag, ich habe schon viel gehört von dem legendären Welschtobel-Flow und es wurde nicht zu viel versprochen. Am Fusse des Aroser-Rothornes stürze ich mich in den Talkessel hinunter, ein traumhaft flowiger Trail schlängelt sich über die obere flache Talstufe und ich habe ihn zu dieser späten Tageszeit ganz für mich allein.
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Geniale Abfahrt von der Furcletta ins Welschtobel.
Der einzige Mensch dem ich hier begegne ist ein älterer Herr, welcher die Wegmarkierungen auf den Steinen mit Farbe auffrischt. Ich plaudere etwas mit ihm und könnte mir gut vorstellen, wenn ich einmal nicht mehr Biken kann, auch so etwas zu machen. Unterhalb der Ramozhütte folgt dann ein kurzes Steilstück, bevor der geniale Flowtrail im eigentlichen Welschtobel weitergeht.
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Im Welschtobelflow mit Blick auf die Ramozhütte.
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In der unteren Talstufe geht der Trailrausch weiter.
Diese karge untere Talstufe wird auch "Tüüfelschtälli" oder "ds bös Tälli" genannt und ist auf beiden Seiten von schuttübersäten Steilhängen gesäumt, der Trail durch dieses steinige Tobel ist ein Traum. Bei der Einmündung des Alteinbaches bin ich wieder am Ausgangspunkt meiner leicht erweiterten Welschtobeltour angelangt und es trennen mich nur noch ein paar Meter vom Wellnessbereich. Dieser kann es panoramamässig fast mit dem vom Riffelhaus in Zermatt aufnehmen, der Ausblick auf das Schiesshorn und die umliegenden Gipfel ist top.
3 Comments
Die bekannten Bahnenregionen mit den vielen Biketouris anders zu erleben, macht sicher grossen Spass. Ich kenne die ganze Region auch fast nur aus Sicht der Bahnen und gebaggerten Trails. Ist man mit Normalobikers unterwegs, ist das die Konsequenz. Aber irgend wann werden diese einsamen Fürggli auch von mir bezwungen 🙂
Sehr schön. Ich war 2018 einen Tag in Arosa und bin von der Hörnlihütte zum Urdenfürggli und weiter über Gredigs Fürggli zum Älplisee gefahren. Das war schon episch, aber eben doch eher eine Standardtour. Deine Touren sind da deutlich epischer. Arosa hat eine sehr schöne Lage und man hat von der Liegebank auf der Terrasse des Restaurants Alpenblick in Ifang einen tollen Ausblick über den Ort, zumal dort auch der Salat prima war. Arosa hat mich auch nicht zum letzten Mal gesehen. Vielleicht werde ich schon im August wieder dort sein.
Wenn Du jetzt erst Touren aus dem Juli postest, dann hast Du sicher noch jede Menge weitere Berichte inpetto, oder?
Ja da gibt es noch so einiges zu berichten, ich hoffe das ich damit fertig werde, bis der Schnee die alpinen Trails wieder freigibt 😃