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Bernina-Morteratsch

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Am dritten Tag in Pontresina möchte ich einem weniger bekannten Gipfel oben auf dem Berninapass einen Besuch abstatten. Da der Abend zuvor der leckeren Küche geschuldet recht weinhaltig war, komme ich dementsprechend spät aus den Federn und nehme für den ersten Teil gerne die Hilfe der Rhätischen Bahn in Anspruch. Die Schlange vor der Bäckerei ist heute lang und der Zug fährt schon bald, also ziehe ich halt schweren Herzens ohne Brot und Nusstorte los. Die Fahrt auf den Berninapass ist immer wieder ein Genuss, aber oh Schreck, oben beim Ospizio hält der Zug nicht an und fährt weiter bis zur Alp Grüm. Ich habe in Pontresina nicht genau hingeschaut und den Expresszug erwischt. Macht nichts, in einer Viertelstunde fährt schon die nächste Bahn und ich habe so etwas Zeit um ein zukünftiges Projekt aus der Nähe zu studieren. Zurück auf dem Pass geht es dann endlich los, über den Wanderweg rolle ich an ein paar Seechen vorbei dem anvisierten Piz entgegen. Dieser sieht von unten recht garstig aus, aber der schmale Pfad ist erstaunlich gut begehbar und ich erreiche nach einem kurzen Vormittagsspaziergang schon bald den Gipfel.
 
 
Kleines Gipfelkreuz und grosses Panorama, der Aussichtsreigen geht in die dritte Runde. Von hier oben kann ich den Lago Bianco und die abenteuerliche Linienführung der Rhätischen Bahn in ihrer ganzen Pracht bestaunen. Der Piz Lagalb versteckt sich in den Wolken, aber gleich daneben kann ich die Fuorcla Minor erkennen, wo ich auf einem meiner ersten Pontresina Besuche auch schon war. Neben mir rastet noch eine Gruppe junge Wanderer, sie haben einen grossen Brotlaib dabei und ich krieg ein Stück davon ab. Danke hierfür nochmals an dieser Stelle, so schmecken die Zanetti-Würstchen doch gleich viel besser.
 
 
Ein anders Pärchen gibt sich auch als Biker zu erkennen und es entwickelt sich eine nette Plauderei, alle Altersgruppen und Disziplinen friedlich vereint, so sollte es doch sein. Die Abfahrt ist wie erwartet nicht durchgehend fahrbar, Fussgänger und Biker sind etwa gleichschnell unterwegs und ich darf meinen Fotoapparat auch mal weiterreichen. Weiter unten erwarten mich Gletscherschliff, zahlreiche Tümpelchen und jede Menge Kühe, nur die Hochspannungsleitungen stören etwas das idyllische Bild.
 
 
Zurück beim Ospizio biege ich auf den Bernina-Express ein, welcher mich mit viel Flow nach Morteratsch hinunterführt. Hier habe ich dann auch die einzig unfreundliche Begegnung während den ganzen drei Tagen. Schon von weitem sehe ich den hochroten Kopf der Stockente, welche sich mir in den Weg stellt und nach mir stochert als wolle sie ein Biker-Schaschlik zubereiten. Ihre Zielgenauigkeit lässt aber zu wünschen übrig und ich komme mit einem Schwall böser Worte davon. Kurz darauf verlasse ich die Touriautobahn auch schon wieder und schultere das Bike ein letztes Mal.
 
 
Auf dem Weg zur Bovalhütte bin ich wieder unter Gleichgesinnten. Es kommen mir zahlreiche Wanderer entgegen, aber kein einzig böses Wort, höchstens ein paar blöde Sprüche. Tief unter mir im Gletscherbett auf der Wanderautobahn herrscht Rush-Hour, während ich dem Festsaal der Alpen immer näherkomme. Das letzte Mal habe ich vor drei Jahren vom Munt Pers aus auf diese wunderschöne Eisarena heruntergeschaut. Eigentlich hätte ich noch bis zur Bovalhütte aufsteigen wollen, lasse dies aber in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit und des Gegenverkehrs auf dem immer schmaler werdenden Pfad sein. Da setzte ich mich doch lieber auf der Gletschermoräne in die Sonne und geniesse den Blick auf die höchsten Bündner in Weiss.
 
 
Der Weg zurück ist verblockt und anspruchsvoll, aber fast komplett fahrbar, genau mein Ding. Später wird er dann immer lieblicher und geleitete mich sanft zurück nach Pontresina, wo im Hotel schon das Wohlfühlprogramm auf mich wartet. Schöner als mit diesem Bild könnten die diesjährigen Engadiner Tage nicht enden, es war einmal mehr paradiesisch. Feine Nusstorte, coole Trails, drei Panoramagipfel der Extraklasse und erstaunlich gutes Wetter für diesen bescheidenen Sommer. Aber dieses wird morgen leider Umschlagen und darum trete ich auch schon wieder die Heimreise an, aber ich komme wieder, garantiert!
 

2 Comments

  1. Michi sagt:

    Ich schrieb es glaube ich schon im Forum (oder bei Insta?) – das erste bzw. letzte Foto ist sensationell !!!

    Hat der Typ tatsächlich versucht, Dich mit dem Wanderstock aufzuspiessen?

    • Sven sagt:

      Kein Erpel, der Typ war eine Sie und sah echt amüsant aus, wie sie wutentbrannt mit ihren Hightech-Wanderstöcken in der Gegend rumfuchtelte 😂 … wie kann man in den Ferien in dieser schönen Umgebung auch nur so aggro drauf sein 😕

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