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Experiment Seetalhorn

14. Juli 2017
Torrenthorn
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23. Juli 2017
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Nach der super Tour am Mittwoch auf das Torrenthorn, hatte mich der Hochtourenvirus wieder gepackt und ich sass am Freitag erneut im Zug in Richtung Wallis. Über das Seetalhorn hatte ich bei VTTour einmal etwas gelesen. Der Gipfel sei zwar mit dem Bike nicht begehbar, aber es habe dort jede Menge coole Trails, mein Interesse war geweckt. Damit ich am Morgen in Grächen nicht gleich einen Kaltstart hinlegen musste, startete ich unten im Tal bei St. Niklaus. Die ersten paar Höhenmeter auf der Strasse ging ich gemütlich an und nervte mich dabei nur etwas über das leise Knarzgeräusch, welches das Tretlager neuerdings bei Belastung der rechten Kurbel macht. Dafür strahlten auf der anderen Talseite das Weisshorn und Bishorn um die Wette, auf letzterem waren sogar schon einmal ein paar Verrückte mit ihren Bikes.
 
 
Bis rauf zum Grächner See war dann das erste Mal richtig Kniegas gefragt und ich stand schon bald vor einem Schild, welches darüber informierte, dass der Wanderweg zur Hannigalp gesperrt sei. Also kämpfte ich mich halt schiebend über die Grasschneise der Skipiste nach oben. Die Göndelchen welche dabei verlockend über mich hinwegschwebten, machten die Situation nicht unbedingt besser. Von der Hannigalp aus führte die Route weiter auf einer breiten Schotterpiste nach oben. Anfangs bis zur Stafel noch gut fahrbar, wurde die Schotterpiste schon bald steiler und ich ging zum Schieben über.
 
 
Bei der Heidnischen Tossu sah ich das erste Gipfelkreuz und bekam einen kleinen Vorgeschmack wie das Gelände dort oben beschaffen ist. Leider zogen schon langsam die ersten Wolken auf und ich hatte immer noch 500 Höhemeter auf der erbarmungslos steilen Piste vor mir, da hatten es die Bauarbeiter auf ihrem Quad definitiv besser.
 
 
Etliche Schweisstropfen später hatte ich dann die Bergstation der Seetalhornbahn erreicht, wo gerade der Plattja-Sessellift erneuert wird. Ich blickte rauf zum Seetalhorn und entschied das Bike bei der Bergstation zu lassen, es da rauf zu schleppen wäre sinnlos gewesen. Das Seetalhorn besteht aus lauter grossem Blockgestein, wie wenn jemand mit der Säge die Blöcke gerade zugeschnitten und da hingeworfen hätte.
 
 
Bis zum Seetalpass kam ich gut voran, musste aber dann kapitulieren. Die letzten paar Höhenmeter bis zum Gipfel hätte man richtig klettern müssen, das getraute ich mich mit den Bikeschuhen nicht. Ich setzte mich auf einen der grossen Blöcke beim Pass, packte meinen Proviant aus und machte Mittagspause.
 
 
Ein paar Meter unterhalb des Passes taten es mir die vierbeinigen Kollegen gleich, eine junge Steinbockfamilie frass dort seelenruhig was die karge Umgebung hergab. Das Seetal auf der anderen Seite ist eine einzige grosse Steinwüste und wohl wenig begangen, typisches Ibex-Terrain.
 
 
Der Pass selbst ist eigentlich nur ein kleiner Einschnitt im rauen Blockgestein und stellt den Übergang vom Mattertal ins Saastal dar. Die Aussicht war trotz der aufziehenden Bewölkung super. Auf der Mattertalseite reichte der Blick vom Weisshorn auf der linken Seite bis zur Moosalp rechts, ich konnte fast die ganze Tour sehen, welche ich früher einmal von der Moosalp nach St. Niklaus gefahren bin.
 
 
Einmal um hundertachtzig Grad gedreht und ich blickte ins Saastal, den mächtigen Balfrin mit seinem verzweigten Gletscher direkt vor mir. Etwas weiter weg auf der anderen Seite des Saastals lächelten mich Weissmies, Fletsch- und Lagginhorn an. Für diese Aussicht hat sich der Aufstieg über die Schotterpiste gelohnt, auch wenn das Bike diesmal nicht ganz mit rauf durfte.
 
 
Nach einer ausgiebigen Pause machte ich mich dann wieder auf den Rückweg zur Bergstation. Dort noch etwas auf der gemütliche Holzbank relaxt, das Bike geschnappt, Luft abgelassen und in die Abfahrt gestartet. Die ersten 100 Höhemeter verlief diese leider auf dem gleichen staubigen Weg wie ich raufgekommen war. Wenn man nicht unbedingt auf den Seetalpass möchte, würde ich nur bis dahin aufsteigen und dort direkt die Abfahrt starten.
 
 
Jetzt ging es rein in den mit grossen Felsbrocken übersäten Hang. Anfangs war es noch sehr verblockt und für mich nicht durchgehend fahrbar, aber es wurde schnell besser. Mit Blick auf den Riedgletscher führte der Weg zwischen den mit Flechten bewachsenen Steinen hindurch. Hier war ich wieder ganz in meinem Element, keine Spuren vom Wintertourismus mehr, nur der Biker alleine in der alpinen Umgebung.
 
 
Nachdem ich das steinerne Meer hinter mir gelassen hatte, folgten unzählige Serpentinen den Riedberg hinunter zur Gletschermoräne. Er war wie für Biker gemacht dieser Wanderweg, ein Träumchen und so ging es auch gleich weiter. Ich tauchte ein in ein schönes Lärchenwäldchen, wo der Weg weiter über Stock und Stein nach unten zum Grefzug führte. Den feinen Lärchenduft in der Nase, suchte ich mir die beste Linie auf dem rötlichen Nadelteppich durch diese märchenhafte Umgebung.
 
 
Der anschliessend Abschnitt war dann wieder Entspannung pur, Suonen-Yoga sozusagen. Fast endlos lang fuhr ich der Eggeri-Suon entlang, das Wasser gluckerte, die Nadelbäume verströmten ihren Duft und der Biker war völlig tiefenentspannt. Einer der schönsten und längsten Sounenwege die ich je gefahren bin.
 
 
Nach einer gefühlten Ewigkeit und etwa 7km hatte ich dann den Aussichtspunkt Hohtschuggen erreicht. Von dort aus hat man einen super Blick durch das Tal bis nach Visp und da ich weder Jäger, Strahler noch Lügner bin, nahm ich brav den offiziellen Wanderweg. Dieser ist aber alles andere als brav, ab hier war plötzlich wieder alles ganz anders, es ging nochmals heftig zur Sache.
 
 
Diese Abfahrt ist in Bikerkreisen ja bekannt berüchtigt, es werden auf kürzester Distanz 700 Höhemeter vernichtet. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich letztes Mal vor 2 Jahren davon nicht so begeistert war, diesmal war das anders. Ich liess es nochmals richtig krachen, die Bremsen glühten und ich konnte die meisten Spitzkehren fahren, ein fulminanter Abschluss dieser Tour. Mit müden Armen und Beinen erreichte ich nach diesem Downhill-Feuerwerk Stalden und rollte gemütlich zurück nach Visp, wo ein paar Minuten darauf auch schon der Zug einfuhr.
 

Gesamtstrecke: 38.46 km
Maximale Höhe: 2965 m
Minimale Höhe: 652 m
Gesamtanstieg: 1933 m
Gesamtabstieg: -2392 m
Total time: 07:07:44

7 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Sauber, schon wieder ein Fleckchen Wallis das ich nicht kenne. Der ganze Berg bei Grächen ist mir noch fremd. Irgend wie haben mich wohl die Anblicke der grässlichen Skipisten von der gegenüber liegenden Talseite abgeschreckt. Aber vielleicht ist es ja halb so schlimm 😁

  2. Spoony sagt:

    In meinen unzähligen Skiferien in Grächen habe ich oft über diese und ähnliche Biketouren nachgedacht. Nach deinem Bericht könnte ich Grächen wirklich mal eine Chance geben, obwohl der Schutthaufen ‚Seetalhorn‘ immer noch ein wenig abschreckt. LG Spoony

  3. Sven sagt:

    Ja, Grächen ist wirklich ein Paradebeispiel, wie man die Landschaft planlos mit Ski-Infrastruktur verunstalten kann. Solche natürliche Schutthaufen wie das Seetahorn hingegen faszinieren mich und die Trails neben den Skipisten sind definitiv ein Besuch wert.

  4. blackCoffee sagt:

    Hey Sven, super dass Du neue Sachen ausprobierst!…..Suonen-Yoga wär auch was für die VR-Entwickler: Man könnte sich im Winter die Stunden dem Hometrainer versüssen….;-)

  5. Meinst man hätte auf der anderen seite des seetal passes runter fahren könne (natürlich bedingt) ?

  6. Etienne sagt:

    Gerade erst gesehen die Tour. Ist schon länger her. Schöner Bericht und Fotos.😀🤪👍 Den steilen Aufstieg möchte ich dieses Jahr auch mal machen

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