Zum See hinunter ist nur wenig fahrbar, durch ein Blocksteinfeld umgehe ich die immer noch mächtig grossen Schneefelder und kann mich dann für die letzten Meter doch noch in den Sattel schwingen. Dies hätte ich auf der weissen Rutsche auch einfacher haben können, nur das rechtzeitige Stoppen vor dem eiskalten Wasser wäre da zur Herausforderung geworden.
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Weisse steile Rutsch zum See hinunter.
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Abfahrt zum ersten von mehreren Bergseechen.
An weiteren Bergseechen vorbei geht es talwärts, das meiste ist fahrbar und die Schneefelder werden immer kleiner. Auch hier ist oft kein eindeutiger Weg erkennbar, die Farbmarkierungen auf Steinen sind aber gut sichtbar und weisen mir die Richtung. Kaum ist der Schnee weg spriessen die Krokusse und der Boden ist vom vielen Schmelzwasser vollgesogen, da gibt es eine gratis Spitzwasserdusche inklusive.
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Vorbei an weiteren schönen Bergseechen.
Mit der Zeit kehrt das Grün neben dem Wegrand wieder zurück und ich passiere mehrere Alphütten. Wurde der Flow obenrum noch durch die weissen Hinterlassenschaften des Winters gebremst, habe ich hier jetzt freie Fahrt. Der Trail wird immer besser und spätestens als ich in den Wald eintauche, beginnt das Bikerherz schneller zu schlagen. Ich werde mit einem supercoolen Trail überrascht, der mich erst unten am Tal wieder ausspuckt.
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Der Trail wird wieder etwas grüner.
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Jetzt geht der Spass so richtig los, supercooler Trail.
Mit ein bisschen Schnee hatte ich ja noch gerechnet, aber dass auf 2600müM noch so viel von dem weissen Zeugs liegt habe ich nicht erwartet. Trotz den kräftezerrenden Schneefeldern war meine kleine Abenteuertour aber super und ich rolle auf dem offiziellen Radweg gemütlich ins Hotel zurück, wo mich die Sprudelliege im Pool und ein feines Abendessen erwartet.
Mit dem Wissen betreffend Schneelage kann ich meine Pläne für die nächsten Tage begraben, aus den beiden geplanten Hörnern wird definitiv nichts. Ich disponiere kurzfristig um und fahre am Dienstag mit dem Auto nach Münster, von wo aus ich zur Galmihornhütte starte. Der Aufstieg auf dem Alpsträsschen ist wenig spektakulär und nach ziemlich genau 1000 Höhenmeter habe ich das Holzkreuz hoch über dem Goms erreicht.
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Auf dem Weg zur Galmihornhütte.
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Mit Schwung auf die Galmihornhütte zu.
Der Trail bis zur Hütte ist spassig aber leider viel zu kurz und schon bald darauf stehe ich vor dem Holzhaus mit den roten-weissen Fensterläden. Ein kurzer Blick in die Speisekarte und die Sache ist klar, ein Cordon-Bleu mit Bratkartoffeln und Grillgemüse soll es ein. Das mit Walliser Käse gefüllt Fleisch schmeckt vorzüglich. Von der Terrasse aus kann ich auch eines der beiden Hörner sehen, welche eigentlich für die Tage geplant waren. So muss ich mich halt mit einem kleinen Preview begnügen, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
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Die Hütte mit den roten-weissen Fensterläden.
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Galmihornhütte mit Blick auf ein weiteres Ziel.
Zum Dessert gibt es anschliessend einen zünftigen Trail, wobei die Höhenmeter auf kleinstmöglicher Distanz vernichtet werden. Fast senkrecht zu den Höhenlinien geht es nach unten und der Fahrer ist voll und ganz gefordert in dem steilen Gelände. Nach der eher kurzen Tour bin ich schon früh wieder im Hotel zurück und lasse mir im Garten bei einem Bierchen die Sonne auf den Bauch scheinen, sind ja schliesslich Ferien. Zum Znacht gibt es heute Raclette à discrétion und trotz des grossen Cordon-Bleus bleibt es natürlich nicht bei einer Portion.
Am nächsten Morgen ist der Käse verdaut und ich bereit für die nächste Tour. Das Breithorn ist der letzte schneefreie Gipfel auf dem ich noch nicht war, also wird heute das fette breite Horn in Angriff genommen. Von Grengiols aus führt der Fahrweg über unzähligen Kehren hinauf zum Pass, es gilt 1500 Höhenmeter zu bewältigen und der eintönige Weg scheint kein Ende zu nehmen.
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Der schier endlose Weg hinauf zum Breithorn.
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Auf dem Breithorn mit Blicks ins Binntal.
Ich bin froh als ich endlich oben bin, aber im Gegensatz zu den Stoneman-Teilnehmern habe ich hiermit den höchsten Punkt noch nicht erreicht. Der Gipfel muss schon noch sein nach den ganzen Anstrengungen, dies unterscheidet eben eine richtige Biketour vom organsierten Punktesammeln. Bis zum Steinmannli auf dem Gipfel ist es nicht mehr weit und ich bin mit dem Bike auf dem Rücken wieder voll und ganz in meinem Element.
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Bikespielereien auf dem fetten breiten Horn.
Ausser mir ist nur noch ein Wanderer auf dem Gipfel und heute spielt auch das Wetter mit. Die Sicht über das Goms bis hinauf zum Fieschergletscher ist super und etwas weiter hinten liegt mir das Binntal zu Füssen. Die Rast in der Sonne fällt heute dementsprechend lange aus, der einzige richtige Gipfel der Woche muss ausgekostet werden und ich kann mich von der Aussicht nur schwer losreisen.
2 Comments
Ja die weisse Pracht liegt noch meterhoch von 2’500 M.ü.M. aufwärts, diese Erfahrung musste ich letztes Wochenende im Gotthardgebiet auch machen. Erstaunlich, ich dachte es sei nach letztem Jahr nicht so schlimm. Da muss ich wohl meine geplanten Touren im Wallis noch ein wenig nach hinten schieben. Anyway, das Breithorn weckt natürlich sehr schöne Erinnerungen, eine wunderschöne Abfahrt ins Binntal runter.
So viel hätte ich auch nicht mehr erwartet, aber heuer hat es halt relativ spät nochmals heftig geschneit und das Goms hat besonders viel abbekommen. Ändu war ja zur gleichen Zeit etwas weiter südwestlich im Aostatal und konnte dort schon mehrere 3000er machen. Die Hitzewelle dieser Woche sollte aber jetzt ganz schön was weggeputzt haben und ich bin guten Mutes, dass bald auch im VS und GR die höheren Ziele in Angriff genommen werden können.