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Ibex-Tours machte im September wieder einmal Halt im Wallis, da hält mich nichts mehr in der Üsserschwiiz, die Touren mit Thomas versprechen immer etwas Besonderes zu werden. Da für den Abend ein Wetterumschwung angesagt ist, beisse ich halt in den sauren Apfel und mache mich schon um halb sechs Uhr voller Vorfreude auf den Weg. Einen Thermobecher Kaffee und zwei Stunden später treffe ich um Unterwallis ein, so zügig ging die Fahrt noch nie vonstatten. Wie gewünscht bringe ich eine grosse Portion schönes Wetter mit und wir rollen erst einmal gemütlich in den Nachbarort, wo wir das gelbe Bikeshuttle besteigen. Da im oberen Bereich die Strasse erneuert wird, verkehrt dort nur ein Kleinbus und wir rechnen schon damit, dieses Stück aus eigener Kraft bewältigen zu müssen. Wir sind aber fast die einzigen Passagiere und dürfen die Bikes mit in den Mercedes-Sprinter nehmen. Bei der Endstation steigen wir auf den Sessellift um, welcher uns nochmals ein paar Höhenmeter erspart. Für die Kleinen hat es bei der Bergstation einen Streichelzoo, die grossen Jungs nehmen den Trail, welcher gleich mit einer zünftigen Steigung beginnt. Die folgende Querung bringt uns zu einer Alp, wo der eigentliche Aufstieg beginnt. Nach einer kurzen Schiebestrecke fahren wir mit Blick auf diesen markanten Zahn über eine schöne Hochebene.
 
 
Hier kommen uns immer wieder Trailrunner entgegen, es scheint hier gerade ein Rennen stattzufinden. Die Bandbreite der Teilnehmer ist dabei gross, ein paar machen einen fitten Eindruck und andere pfeifen sprichwörtlich aus dem letzten Loch. Wir schultern unsere Bikes für die letzten Meter bis zum Pass und kriegen live vorgeführt, wie man sich als Biker nicht verhalten sollte. Die Kurven mit blockierendem Hinterrad eng zu nehmen, dies fördert das Image von uns Biker nicht unbedingt.
 
 
Auf dem Pass angekommen, eröffnet sich uns der Blick auf den tiefblau schimmernden See mit dem weiss vergletscherten Chef der Alpen dahinter, ein kleiner Vorgeschmack auf das was uns heute noch erwarten wird. Die Wegmarkierungen wechseln jetzt zu blauweiss und wir sehen weit oben erstmals unser heutiges Ziel des Tages. Der Zahn sieht von hier aus mit dem Bike unbezwingbar aus und ich schaue meinen Begleiter ungläubig an, wollen wir wirklich da hinauf? Aber sicher, dies hier sei noch die einfachere Seite.
 
 
Nach einer kurzen Riegelpause schultern wir die Bikes erneut und schreiten weiter voran in Richtung Gipfel. Um uns herum ein Paradies aus Stein und Fels, wir freuen uns jetzt schon wie kleine Kinder auf die Abfahrt. Die Oberfläche der Felsen ist durch Umwelteinflüsse partiell erodiert und dadurch extrem griffig, das verspricht jede Menge Spass.
 
 
Als wir den Grat erreichen, werden wir mit einem fantastischen Tiefblick ins Schweizer Chablais belohnt. Die Rohne schlängelt sich dem Talgrund entlang in Richtung Genfersee und auf der anderen Talseite thronen ein paar weitere imposante Zähne mit Wolkenkrönchen, wo der Herr Ibex auch schon mit dem Bike oben war.
 
 
Weit ist es nicht mehr bis auf den Gipfel, aber diese kurze Strecke hat es in sich. Ein Wanderer versucht uns mit erhobenem Zeigefinger und einem energischen "Non, Non" davon abzuhalten, ohne Erfolg. Die erste Schlüsselstelle können wir noch mit den Bikes auf dem Rücken durchklettern, aber bei der zweiten ist Schluss, der Spalt ist einfach zu eng. Mein Reiseleiter ist aber auch darauf bestens vorbereitet, er zaubert einen Spanngurt aus dem Rucksack hervor, mit welchem wir unsere Litevilles nach oben hieven.
 
 
Der Gipfel ist jetzt in Griffnähe, wir können das Kreuz schon sehen und kurz darauf stehen wir oben. Thomas hat nicht zu viel versprochen, das 360° Panorama ist schlichtweg phänomenal. Der Blick erstreckte sich vom Genfersee bis ins Mittelland und zu den Juraketten, das Rhonetal hinauf bis zum Pfynwald und darüber all die verschneiten Gipfel der Westalpen. Ringsherum Felsformationen in den schönsten Farben und Formen, dafür hat sich die Kletterei definitiv gelohnt.
 
 
Ich kann von hier aus einen Grossteil der Gipfel erblicken, welche ich in den vergangenen Wochen im Val de Bagne und Val d'Hérence begangen habe. Die Sicht reicht bis zum Gran Paradiso und weiteren Gipfeln der Grajischen Alpen, Thomas kennt einen Grossteil davon, war er doch gerade vor dem Abstecher ins Wallis noch dort unterwegs. Wir verbringen fast eine Stunde auf dem Gipfel und sind natürlich an solch einem schönen Sonntag nicht alleine, es ist ein reges Kommen und Gehen. Ein Gruppe Wanderer hat sogar ein Fondue-Rechaud mitgebracht und lässt sich unser Nationalgericht bei einem Gläschen Weisswein schmecken.
 
 
Auch der schönste Gipfelmoment geht einmal zu Ende und wir mache uns langsam bereit für die Abfahrt. Bis zu den beiden Schlüsselstellen ist der Gipfelhang recht einfach fahrbar, erst über loses Gestein, gefolgt von glatten Felsflächen. Die Szenerie hier oben ist atemberaubend, hochalpines Biken von seiner schönsten Seite.
 
 
Nachdem wir unsere Bikes wieder abgeseilt haben, geht der Spass so richtig los. Durch die extrem griffigen Steine ist fast alles fahrbar, wir suchen uns die beste Linie auf und neben dem Weg, die Felsen bieten jede Menge Möglichkeiten zum Spielen. Das Bündner Wappentier vor mir befindet sich hier in seinem natürlichen Habitat und ist dementsprechend flott unterwegs, aber auch die gemeine Baselbieter Hausziege kommt mit der steinigen Umgebung mittlerweile ganz gut zurecht, hatte sie doch in den vergangenen Wochen genügend Möglichkeiten zum Üben.
 
 
Aber wie so oft, wird man schneller als einem lieb ist auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bei einer etwas kniffligen Stelle zögere ich zuerst, wage es dann doch, das Vorderrad rutscht weg und ich purzle samt Bike ein stückweit den Hang hinunter. Zum Glück bis auf eine zerrissene Hose und einen verdrehten Remotehebel am Lenker ohne Folgen. Nach dieser Schrecksekunde geht der blauweisse Spass weiter, bis wir wieder unten auf dem Pass stehen.
 
 
Bevor wir den Rest der Abfahrt in Angriff nehmen, genehmigen wir uns in der Hütte noch ein zuckerhaltiges Kaltgetränk. Die Aussicht durch die riesigen Panoramafenster ist top und wir sehen schon den Trail, welcher sich über dem See den Hang entlang zieht. Dieser bringt uns anschliessend auf den bekannten Unterwalliser-Klassiker.
 
 
Der Höhenweg durch die felsige Südflanke bietet einen fantastischen Blick über das Rhonetal und ist recht flüssig fahrbar. Nach dem gemütlichen Teil folgt das Finale durch den bewaldeten Steilhang, die letzten Höhenmeter bis in die Rebberge haben es nochmals in sich. Viel Staub, rutschiger Untergrund und unzählige Kehren fordern uns ein letztes Mal.
 
 
Auch heuer bin ich noch zum Nachtessen eingeladen, Frau Ibex hat wieder etwas Leckeres vorbereitet. Bevor wir aber den Grill anschmeissen, springen wir noch schnell in den Pool, genau das richtige nach einem langen und staubigen Biketag. Das Timing war heute perfekt, gerade als wir mit essen anfangen beginnt es zu regnen. Zum Glück haben wir das frühere Postauto genommen, so konnten wir den Tag in vollen Zügen geniessen. Wir plaudern noch lange über TGPTs, DJ-Bobo und die Welt, bevor ich wieder die Heimfahrt antrete. Es war wieder einmal super mit euch, dies sind Erlebnisse die man nicht so schnell vergisst.
 

11 Comments

  1. spectres sagt:

    Sali Sven

    Das ist eine der ganz grossen Touren. Und die 2500 Tiefenmeter bieten so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Im Talgrund wäre es, je nach gewählter Variante, nicht weit bis zu einem meiner Lieblingswinzer…

    Zum Glück ging der Abgang glimplich aus.

    Happy trails, bernhard

    • Sven sagt:

      Oh ja, dies war definitiv eines der Highlights in diesem rekordverdächtigen Sommer 😎 da war einfach alles dabei, was unsere Herzen höherschlagen lässt. Die Trauben hingen noch vollreif an den Stöcken als wir unten durch die Rebberge fuhren, freue mich schon auf den Jahrgang 2018 😀

  2. Mario sagt:

    Hi Sven & Thomas,

    Super Tour + Bericht + Bilder.
    Geniale Aktion mit dem Spanngurt. Hätte da gerne die Gesichter von den Rotsocken gesehen!!
    HAMMER!!
    Mach weiter so.

    Greetz aus der Pfalz

    Fibbs (Mario)

    • Sven sagt:

      Hallo Fibbs, freut mich wenn dir der Beitrag über unseren Zahntag gefällt. Da habe auch ich wieder etwas dazu gelernt, seitdem habe ich immer einen Spanngurt im Rucksack dabei. Rotbesockte Zuschauer hatten wir bei der Aktion keine, aber der welsche Kollege hatte uns ja schon bei der ersten harmlosen Schlüsselstelle für verrückt gehalten 😂

  3. David sagt:

    Eine weitere Toptour, die ich unbedingt nächstes Jahr machen muss 👌🏻😎 Bis jetzt hatte ich es nur auf der Karte studiert.
    Zum Glück wurde aus dem Zahntag nicht noch ein Zahltag (glimpflicher Sturz). Gibt ja doch ein paar Gelegenheiten mit gäbiger Flughöhe 😅

    • Sven sagt:

      Zahlen hätte höchstens die SUVA müssen 😹 ne, muss nicht sein, wir wollen den guten Lauf dieser Saison nicht noch unterbrechen 😉 Zum Glück blieb es bei den paar Fränkli für eine neue Fox-Attack Hose.

  4. ROTSCHER sagt:

    Ohhh, saubere Sache 👌 Die Gegend dort mit den vielen super schönen Zähnen ist einfach umwerfend. Da muss ich auch unbedingt wieder mal hin. Dort hat es ja einige Gipfel die ich schon auf der Landkarte studiert habe. Und wenn im nächsten Jahre wieder eine Expedition Richtung Gipfel startet, wäre ich auch dabei 😁 Ich organisiere über den Winter schon mal einen Spanngurt 🤣
    Wie immer geiler Gipfelbeitrag.

  5. IBEX73 sagt:

    Hoi Sven,was soll ich sagen-deine Bilder sprechen für sich…das war DER perfekte Abschluss nach12 vorhergegangenen harten Touren weiter südlich.Huerageil gsi! Schliesslich hatte ich auch noch etwas gutzumachen..Ticino und so..da du die „Sternstunde“ alleine genossen hast (grrr), konnte nur noch der Morchelzahn herhalten (Der einzige Gipfel auf dem ich schon 3mal war,mittlerweile).Deinen Emotionen nach die richtige Wahl…..Freut mich immer wieder aufs neue,mit dir unterwegs zu sein! (Schonerthema lass ich weg….)

    @rotscher: Gurt brauchts nicht,Mann kann auch die Monsieur-Variante von Westen hoch und dann das Velo die Kante runterschmeissen…
    Vielleicht startet nächstes Jahr ein grosses „Mr.Svonda-Liteville+friends Wochenende…“

    P.S.: Hast noch meinen Veritablen Abgang vergessen…aka Ibex-Fellreinigung mittels Staub -entweder hatte ich zuviel rumgeöhlert,die Spitzkehren abkürzen wollen,hatte mir ein schlechtes Beispiel an der gestürzten Carbonparade genommen,war zu müde oder schlicht zu besoffen von den übergärigen Trauben im Weinberg ganz dort unten…

    • Sven sagt:

      Eine perfekte Wahl 👍 der Schlauchpilz braucht sich hinter der Sternstunde def. nicht zu verstecken. Die morcheligen Erinnerungen nehme ich dann einfach mit zu den nächsten Ticinodays und fertig ist das leckere Risotto ai Funghi 😁

      Hehe stimmt, sobald der Ibex kein Fels mehr unter den Hufen hat, ist’s vorbei mit der Offroad-Tauglichkeit 😜

      Das müssen wir unbedingt im Hinterkopf behalten, wäre eine 😎 Sache, so ein Weekend unter paarhufigen Zahnarztbikefahrern inmitten der Walliser Gipfel 😂

    • ROTSCHER sagt:

      Oh ja, die Westvariante wäre doch auch eine Versuchung … dann die Abfahrt über die Hochebene … vorne durch zurück und die Direttissima 👍 Aber das mit runterschmeissen möchte ich meinem rohen Diamanten nicht nochmals antun … wie vor einigen Wochen auch im Wallis.

      Das LV+Friends Weekend ist gebucht 😎

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