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Saflischpass mal anders

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Nichts mit konstant schönem Spätsommerwetter in meiner letzten Ferienwoche, der Dienstag scheint noch der beste Tag zu werden. Ich mache mich wieder einmal auf in meine fast schon Zweitheimat, das Wallis. Beim Umsteigen in Bern hänge ich mein 301 im Veloabteil neben seinesgleichen und werde sogleich auch schon von dessen Besitzer angesprochen, ich sei doch der mit dem Bikeblog, mein grünes Fröschen hatte mich verraten. David und René sind auch auf dem Weg ins Wallis und wollen über den Augstbordpass. Es freut mich immer wieder, wenn ich den einten oder anderen von euch Lesern persönlich treffe. Der Rest der Zugfahrt verläuft dementsprechend kurzweilig, Plauderstoff ist unter Bikern ja immer genug vorhanden. Weiter geht es mit der Matterhorn-Gotthard Bahn nach Fiesch, wo ich mich auf das Bike schwinge. Der Saflischpass ist immer wieder ein Besuch wert, ich war das letzte Mal vor drei Jahren mit Thomas dort, höchste Zeit ihn mal wieder zu befahren. Bis nach Binn gibt es in der Twingischlucht auch diesmal ein paar neue Kunstinstallationen zu bestaunen und ich freue mich schon auf einen Kaffee. Daraus wird aber heute leider nichts, das Restaurant bei der Steinbrücke ist anscheinend wegen Umbau geschlossen und so geht es halt direkt weiter in Richtung Saflischtal. Der Aufstieg durch dieses ist jedes Mal wieder schön und ich komme gut voran. Das letzte Stück bis zum Pass lege ich schiebend zurück, hier überquere ich auch die weisse Mergelschicht, welche da aufgeschlossen freiliegt. Ein schöner Kontrast zu den bräunlich-bronzenen Felsen und Geröllhalden des grossen Huwetz.
 
 
Nachdem ich den ganzen Aufstieg an einem Stück durchgezogen habe, brauche ich auf dem Saflischpass erstmal eine Pause und Kaloriennachschub. Ich lege mich gemütlich ins Gras und futtere mein Sandwich. Erstaunlicherweise bin ich bisher noch keinem Biker begegnet, eher die Ausnahme auf dieser sonst doch stark befahrenen Route. Nach der Pause mache ich mich dann an die Abfahrt, welcher ich knapp zwei Kilometer bis zur kleinen Öügstchumma folge.
 
 
Hier verlasse ich die klassische Saflischpass-Route und schlage den Weg rechts den Hang hinauf ein, das Bike wechselt auf die Schultern. Bis zum Sattel zwischen dem Fülhorn und dem kleinen Huwetz sind es etwa 200 Höhemeter bei moderater Steigung. Die letzten Meter bis zum Gipfel des Fülhorns, der Name kommt vom faulen und brüchigen Gestein, windet sich der Weg über Serpentinen den steilen Gipfelhang hinauf.
 
 
Oben beim V4A-Gipfelkreuz bin ich von der Aussicht überwältigt, dies hier ist wieder einmal ein Rundumpanorama der Sonderklasse. Ich suche mir ein Sitzplätzchen ohne Geissenböhnli, was hier oben nicht mal so einfach ist und versüsse mir die Aussicht mit einem feinen Brownie. Ringsherum blicke ich auf Touren welche ich schon gefahren bin, von hier oben habe ich eine super Übersicht darüber.
 
 
Auf der einten Seite der Blick gegen die Simplonregion mit Hilhorn, Bortelhorn, Furggubäumhorn, Monte Leone, Wasenhorn, Hübschhorn, Weissmies, Fletschhorn und sogar das Matterhorn gückselt über dem Nesseltal hervor. Auf der anderen Seite der Blick durchs Rhonetal mit dem markanten Bietschhorn, Nesthorn, Schinhorn, Aletschhorn, Olmenhorn, Finsteraarhorn und Oberaarhorn mit dem Fieschergletscher darunter.
 
 
Neben dem imposanten Tiefblick auf Brig, erblicke ich eine Stufe weiter unten auch schon ein weiteres Gipfelkreuz, die nächste Station auf meiner Saflischpass-plus Tour. Vom Folluhorn trennt mich allerdings noch eine kleine Felskraxlerei mit dem Bike auf dem Rücken, diese sieht aber auf dem Foto strüber aus als sie in Wirklichkeit ist und das letzte Stück bis zum Holzkreuz ist sogar fahrbar.
 
 
Kurz darauf auf dem Folluhorn ist das Panorama dann nicht minder schön und ich lege schon die nächste Pause ein. Hier ist es auch etwas weniger windig als noch oben auf dem Fülhorn und ich kann die Sonnenstrahlen wieder kurzärmlig geniessen, leider das letzte Mal für die nächsten paar Tage.
 
 
Jetzt mache ich mich aber definitiv an die Abfahrt. Diese ist anfangs einfacher als gedacht, die grösste Herausforderung ist dabei den Blick auf den Trail gerichtet zu lassen und sich nicht vom eindrücklichen Tiefblick ablenken zu lassen. Oberhalb Mattalpji wird es dann ein Stück weit weglos, ich fahre direkt durch das Wohnzimmer der Schwarznasenschafe, welche sich dadurch beim fressen aber nicht stören lassen.
 
 
Danach wird der Trail wieder anspruchsvoller und das Gelände steiler, enge Kehren und lose Steine, ich muss hie und da mal absteigen. Langsam säumen einzelne Lärchen den Trail, welcher sich als schmaler Strich durch das Gestrüpp schlängelt, traumhaft schön und total naturbelassen. Ich komme auf eine kleine Lichtung wo ich diesen schönen knorrigen abgestorbenen Baum entdecke.
 
 
Weiter geht es im Mattwald auf einem seidenfeinen Trailchen, ich getraue mich kaum zu fahren, um nichts zu zerstören. Als Unterlage ein wunderbarer Nadelteppich, überall Totholz mit schönen Flechten, neben und auf dem Weg Pilze in allen Farben, Natur pur. Durch den Gartwald kann ich es dann wieder etwas fliegen lassen, bis ich weiter unten die Simplonpassstrasse erreiche. Mangels Alternativen lege ich bis Biela ein Stück auf der Strasse zurück, bis es wieder ab in die Botanik geht, im wahrsten Sinn des Wortes. Der Weg führt über eine Wiese wo gerade zwei grosse Rasensprenger in Betrieb sind, ich gebe Gas um nicht allzu nass zu werden und den Rest könnt ihr euch ja denken. Gras und Nässe gleich rutschig, ich lege mich gepflegt hin in die Botanik, schlittere durch die nasse Wiese und bin pflotschnass. Zum Glück sind die SBB-Sitze so saugfähig und ich bis daheim wieder fast trocken. War eine super Tour meine Saflischpass-plus Variante, besser als die klassische Abfahrt und vor allem mit einem viel besseren Panorama.
 

Gesamtstrecke: 44.02 km
Maximale Höhe: 2709 m
Minimale Höhe: 676 m
Gesamtanstieg: 1936 m
Gesamtabstieg: -2311 m
Total time: 07:06:33

9 Comments

  1. weeesel sagt:

    flotti gschicht! bietisch ds gpx datei iwo a / bisch uf strava?

  2. ROTSCHER sagt:

    Sauber, das ist ein guter Grund nach sehr vielen Jahren den Saflisch auch wieder mal zu befahren. Einfach Hammeraussicht 😀

  3. Chregu sagt:

    WOW! Was für tolle Fotos. Und Gratulation zu dieser Variante. Den Saflisch habe ich schon dreimal gemacht, aber stets auf die klassische Variante!

  4. Ventoux sagt:

    Und wieder so eine Tour, die man einfach nur durch viel recherchieren und Erfahrungen herausfindet (kleiner Hinweis an weeesel ;-). Einfach wunderschön Dein Bericht und die Bilder, danke. Ich hoffe dass der Herbst doch noch einiges bietet, um auch noch so was zu erleben.

    • weeesel sagt:

      hab recherchiert und jetzt 3 saflischpass varianten parat – morgen gibts, wenn die verhältnisse es zulassen diese hier mit dem 29er ht von last 😎
      hast du die tour auch noch nachholen können?

  5. michu sagt:

    salut sven

    top tour – hei huere fröid gha u cool ds mr di no ufem zug hei xeh!
    bi de gspannt wie öie plan für hüt isch use cho..

    ..witr so & cheers!

    • Sven sagt:

      Hoi Michu

      Ja war cool euch mal persönlich kennen zu lernen 😎 scheint langsam zur Gewohnheit zu werden, dass ich im Zug ins Wallis auf Leser meines Blogs treffe. Freut mich wenn euch die Tour gefallen hat. Unser Plan ist voll und ganz aufgegangen, der Tag der Hörner war super mit einem Traildessert deluxe 😍

      Grüsse & happy Trails

  6. Sascha sagt:

    Schöne beschriebe! kann einer sagen ob die Tour aktuell machbar ist (Schnee)?

    • Sven sagt:

      Südseitig hat sich der Schnee schon weit zurückgezogen und es ist so einiges möglich, aber in der Mulde vor dem Saflischpass hält er sich jeweils hartnäckig und du wirst um diese Jahreszeit sicher noch auf grössere Schneefelder stossen.

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