Es ist immer schwer zu sagen welches die beste Biketour der Saison war, da spielen so viele Faktoren mit. Die Tour an meinem zweiten Tag im Val d'Hérens war aber definitiv eine der, wenn nicht sogar die Sternstunde des letzten Jahres. Die Vorfreude war gross, da ich wusste das dieser Tag etwas ganz Besonderes werden wird. Was dann kam übertraf meine kühnsten Erwartungen, aber beginnen wir von vorne. Ich wache morgens auf und der Raclettekäseklumpen ist zum Glück verdaut, somit ist wieder genug Platz für ein währschaftes Frühstück und dieses werde ich heute auch gebrauchen. Gestärkt und voller Tatendrang setze ich mich ins Auto, denn die Himmelspforte zu den Sternen liegt nicht gleich vor der Haustür. Unten im schattigen Tal ist es um diese Tageszeit noch empfindlich kühl, aber schon bald erreiche ich die ersten Sonnenstrahlen und mit ihnen sind die sommerlichen Temperaturen zurück. Nach einer kurzen Einrollphase auf Asphalt lasse ich das letzte Dorf hinter mir und beginne auf einem Alpsträsschen den Aufstieg. Die Tour ist von Anfang an ein Augenschmaus, mit Blick auf den vereisten Tannenzapfen sind die ersten 400 Höhenmeter ein Klacks und spulen sich fast von selbst ab.
-
-
Aufstieg mit Blick auf den vereisten Tannenzapfen.
Heute ist wieder einmal einer dieser unbeschreiblich fast schon kitschigen Tage und die Farben knallen rein wie auf einem Trip. Der Himmel ist knütschblau, als Kontrast dazu die weiss verschneiten Gipfel und die roten Sträucher am Boden. Die Luft ist trocken und klar, die Eindrücke ungefiltert direkt und alles scheint perfekt, schöner könnte es nicht sein.
-
-
Fast schon kitschig dieser knütschblaue Himmel heute.
-
-
Nach der letzten Alp sind die fahrbaren Abschnitte rar.
Das Strässchen führt weiter bis zur letzten Alp, der gemütliche Teil im Sattel ist somit vorbei. Weiter geht es mit einem Mix aus Schieben und Tragen, die fahrbaren Abschnitte sind rar und die letzten spärlichen Pflänzchen weichen Stein und Geröll. Bei der Querung zur Hütte treffe ich auf ein paar Alpinisten, welche die Rettung im Steilhang üben. Noch ein letzter kleiner Anstieg und ich habe die erste Hälfte des Aufstieges geschafft, Zeit für eine kleine Pause und um etwas Energie nachzutanken.
-
-
Die erste Hälfte des Aufstieges ist bald geschafft.
-
-
Ein erster Blick auf die Nadelspitzen und Kunst am Berg.
Ein erster Blick auf die markanten Nadelspitzen und Kunst am Berg erwartet mich vor der Hütte. Für die meisten Wanderer ist damit der höchste Punkt erreicht, ich möchte aber noch weiter hinauf und kann mein Ziel auf der rechten Seite schon sehen. Waren es weiter unten noch die gesättigten Farben die das Auge erfreuten, sind es hier die Pastelltöne des Gesteins, welche einen wunderschön marmorierten Kontrast zum immer noch wolkenlosen Himmel abgeben.
-
-
Rechts oben kann ich das Ziel schon erkennen.
Nach dem Überqueren des ehemaligen Gletscherbettes geht es über die Seitenmoräne nach oben und ich freue mich jetzt schon auf den anschliessenden Abwärtsritt. Die roten Nadeln sind zum Greifen nah und darunter ergiesst sich deren Gletscher wie zähflüssiger Honig über die Felsen. Die markante Felsformation ist eine der schönsten im Wallis und endlich kann ich sie einmal aus der Nähe bestaunen.
-
-
Die roten Nadeln sind zum Greifen nah.
-
-
Über die Seitenmoräne geht es nach oben.
Weiter oben biege ich rechts ab und kämpfe mich denn hellschottrigen Abhang hinauf. Beim Blick auf die andere Talseite sticht sofort der weisse Zahn und das Bis-Wisshornduo ins Auge. Die vielen verschiedenfarbigen Gesteinsschichten hier auf kleinstem Raum sind wunderbar, ein geologisches Kunstwerk wie von einem anderen Stern. Dazu passen auch die exotischen Wegmarkierungen, welche ich so noch nie gesehen habe. Waren sie weiter unten noch blau-weiss, sind sie hier oben plötzlich grün-weiss.
-
-
Auf der anderen Talseite sticht der weisse Zahn ins Auge.
-
-
Schwarzer Hügel mit Trail, das wird später spassig.
-
-
Kurz darauf stehe ich vor dem steilen Gipfelaufbau.
Der nächste Hügel ist fast schwarz und der Trail darüber ein Traum. Kurz darauf stehe ich vor dem Gipfelaufbau und dieser verlangt mir nochmals alles ab, er ist extrem steil und rutschig, ein letzter Kraftakt bevor ich die Sternstunde geniessen kann. Das Panorama ist umwerfend und die Weitsicht einfach genial, ich hätte mir keinen besseren Tag aussuchen können für diese Tour zum Firmament. Alle kann ich sie von hier aus sehen, die Mittagszähne, den Chef der Alpen, die grosse Kombination, den Tannenzapfen und den Eringerzahn mit seinem berühmten Nachbarn.
10 Comments
Unglaublich was unsere Berge so leisten, insbesondere das Wallis. Da gibt es feinste Trails, die nicht mal auf den Wanderkarten eingezeichnet sind, geschweige denn in grösseren Bikekreisen bekannt sind. Es lohnt sich defintiv ein bisschen zu recherchieren und nicht immer nur die “ausgelutschten” Routen zu machen. Alles weitere erübrigt sich, bei diesen Bildern bleibt nur Staunen, Geniessen und vielleicht mal nachfahren…
Stimmt, zum Glück hat sich die Schweiz vor über 200 Jahren dem Wallis angeschlossen 😂 … unbedingt nachfahren 😉
Wow, ganz grosses Kino!
Solche Touren wecken die grosse Sensucht nach dem einzigartigen. Wenn alles so passt wie bei Dir, ist das Glücksgefühl perfekt..
Oh ja, solche Glücksgefühle sind die Würze im allzu oft faden Alltag und hier hatte einfach alles gepasst 🤩
Salü Junior,ich schätze mal,damit ist meine Ticino-Fahrkunst-Überdosis wieder wett gemacht oder? Da wäre ich zu gerne mit dabei gewesen…. Im Pano sieht man sogar unseren Zahn….cool!
(und weitere Gipfel für Dich….)
Tach Senior, dies war in der Tat schon fast ein Flowtrail im Vergleich zu den rauen Wegen im Tessin 😜
Ola, was für ein genialer Gipfeltag … einfach Bilder zum geniessen. Der Steinhaufen ist natürlich vorgemerkt 🙂
Die Abfahrt auf der Aufstiegsstrecke, wieder an der Hütte vorbei, wäre sicher auch nicht schlecht. Aber immer schön, wenn es noch andere Wege gibt als jene vom Morgen.
Danke für die Inspirationen !
Das geniale an der Abfahrt ist, dass sie schier endlos lang und durchgehend fahrbar ist. Da kann die Variante auf der Aufstiegsseite an der Hütte vorbei nicht ganz mithalten und Du würdest auch den schönen blauen See verpassen 😉
Einfach wahnsinnig schön deine Blog-Einträge zu Verfolgen! Super Bilder und super Texte. Ich muss dann immer auf diverse Map-Sites gehen, um nach voll ziehen zu können wo du gefahren bist 😉
Hehe, so geht es mir auch jeweils wenn ich im Netz ein cooles Foto sehe, dann lässt es mir keine Ruhe, bis ich herausgefunden habe wo das genau ist 😊