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Am dritten Tag im Val d’Hérens habe ich mir eine Spitze hoch über Les Haudères als Ziel ausgesucht. Diese steht schon länger auf meiner Wunschliste und das Bild von Rotscher hat mich in dem Wunsch bestärkt, das Bike dort hinauf zu schleppen. Das kurze Stück bis nach Les Haudères ist optimal um die Beinmuskulatur etwas aufzuwärmen, bevor es an den langen Aufstieg geht. Für die nächsten 900 Höhenmeter geht es nun konstant aufwärts, zuerst auf Asphalt und später auf einem Alpsträsschen. Ich bin dabei so in Gedanken versunken, dass ich prompt den Abzweiger auf den Wanderweg verpasse und wieder ein Stückchen zurückrollen muss. Mit dem Bike auf den Schultern geht es weiter hinauf zu dieser schönen Alp, wo sich mir das Val d’Hérens wie aus dem Bilderbuch präsentiert. Mehr Klischee geht wohl kaum, eine stolze Eringerkuh posiert vor den roten Nadeln von Arolla und im Hintergrund der Mont Blanc de Cheilon.
 
 
Bei dem kleinen See oberhalb der Alp sind gerade ein paar Biker dabei Fotos zu schiessen. Die Gelegenheit nutze ich gleich und zücke auch meine Kamera, um die malerische Szenerie festzuhalten. Beim genaueren Hinschauen fällt mir auf, dass die Biker ebenfalls auf Litevilles unterwegs sind. Mein Interesse ist geweckt und ich nähere mich der Dreiergruppe. Die Überraschung ist gross, es sind Franzi, Dani und Flo von der Kommune Fichte4, mit welchen ich zwei Tage zuvor auf Instagram getextet hatte, nachdem ich Fotos von der Sternstunde in ihrer Story gesehen habe.
 
 
Ich komme gerade richtig zum Kaffee, die drei sind Plaisir-Biker wie ich und haben ihre Bialetti immer dabei. Am Ufer des Sees geniessen wir die Sonne und plaudern über Bikeerlebnisse und die mehr oder weniger knackenden Litevilles. Von hier aus haben wir auch freien Blick auf die beiden potentiellen Ziele, soll es die Spitze oder der Pass sein? Wir entscheiden uns in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der aufziehenden Wolken für Zweiteres und marschieren los.
 
 
Böse Zungen behaupten, dass die Litevilles gar nicht zum aufwärtsfahren taugen und wenn man uns so zuschaut, könnte man dem auch Glauben schenken. Während unsere antiquierten Alugefährte schon lange auf den Schultern ruhen, pedaliert der Flo mit seinem 301CE aber noch frischfröhlich neben uns her. Schon erstaunlich, was mit Motorunterstützung und der richtigen Fahrtechnik aufwärts alles fahrbar wird. Sobald dies aber nicht mehr möglich ist, wendet sich das Blatt und das Hightechbike lastet schwer auf den Schultern. So erreichen wir schlussendlich alle gleich geschafft den Col du Tsaté, welcher einer der Übergänge vom Val Moiry ins Val d’Hérens darstellt.
 
 
Auf dem Pass weht ein kühles Lüftchen, nichts mehr vom strahlend blauen Himmel der vergangenen Tage und schon bald fallen auch die ersten Tropfen. Also aufgesessen und rein in die Abfahrt, welche sich nur auf den ersten Metern etwas hakelig gestaltet. Danach folgt alpiner Flow vom Feinsten, der Weg schlängelt sich wunderschön durch Geröllhalden und über Alpwiesen. Die hart erarbeiteten Höhenmeter sind im Nu vernichtet und wir stehen schon bald wieder bei der Alpe mit den Eringerkühen.
 
 
Nach dem Apéro folgt nun der Hauptgang, bis ins Tal haben wir noch 1000 Tiefenmeter vor uns und diese lassen jedem Biker das Wasser im Mund zusammenlaufen. Durch goldgelbe mannshohe Wiesen, vorbei an malerischen Alpsiedlungen und über Stock und Stein, fliegen wir auf unseren Bikes eine Staubwolke hinterherziehend talwärts. Angehalten wird nur mal kurz für ein Foto, wir geraten regelrecht in einen Rausch und können kaum genug kriegen von diesen genial abwechslungsreichen Trails.
 
 
Kurz vor Les Haudères stoppt Franzi plötzlich, sie hat auf der Wiese einen Pilz von atomarer Grösse entdeckt. Der Riesenbovist ist essbar und hat gerade so im Helmfach des Rucksackes Platz. Auf dem Parkplatz gibt es dann beim Fichte-Wohnwagen schon mal ein Bierchen, während Flo mit seinem CE nochmals nach La Forclaz hinaufdüst, um seinen Camper zu holen, welcher morgens als Shuttle diente. Unter Plaisir-Bikern ist ja fast klar, wie eine solche Tour zu enden hat. In der Ferienwohnung zaubern Franzi und Flo aus dem Riesenbovist panierte Schnitzel, während Dani und ich das Raclette vorbereiten.
 
 
Geschmolzener Käse, leckere Pilzschnitzel und vier glückliche Biker, schöner könnte ein solcher Biketag nicht enden. Es hat mich gefreut euch kennen zu lernen, war ein cooler Tag und ich hoffe, dass sich irgendwann wieder einmal eine gemeinsame Tour ergibt. Da am nächsten Tag leider Regen angesagt ist, breche ich meine Zelte im Eringertal etwas früher als geplant ab. Beim letzten Mal die Sternstunde und jetzt wieder drei Tage, die an Vielseitigkeit und Eindrücken kaum zu überbieten sind. Das Val d’Hérens entwickelt sich langsam aber sicher zu meinem Lieblingstal und ich komme bestimmt wieder.
 

4 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Richtig cool 👍 … aber schade hattet ihr die Spitze nicht erklimmen können. Das schreit nach einer Wiederholung 😎
    Und ja … die Litevilles sind tatsächlich nicht geschaffen zum aufwärts fahren. Sie lassen sich dafür hervorragend tragen, ohne zu knacken 🤣

  2. blackCoffee sagt:

    Der ist auch schon lange auf meiner Liste – danke für den schönen Bericht…

    • Sven sagt:

      Ich weiss zwar nicht wie es auf der anderen Seite des Col du Tsaté aussieht, aber meiner Meinung nach ist es die wohl schönste Möglichkeit für Biker wie uns, um vom Val Moiry ins Val d’Hérens zu gelangen.

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