parallax background

Zermatt Bike-Meet (Tag 2)

25. Juli 2017
Zermatt Bike-Meet (Tag 1)
23. Juli 2017
Zermatt Bike-Meet (Tag 3)
28. Juli 2017
Zermatt Bike-Meet (Tag 1)
23. Juli 2017
Zermatt Bike-Meet (Tag 3)
28. Juli 2017
 
Montagmorgen um 6 Uhr, ich wache auf und schaue aus dem Fenster, Blitzlichtgewitter, die Brücke vor dem Hotel ist voll von asiatischen Touristen welche das Matterhorn bei Sonnenaufgang fotografieren. Ich lege mich nochmals etwas hin, bevor es zum Frühstück geht. So ein umfangreiches Frühstücksbuffet wie im Hotel Bristol habe ich noch selten gesehen. Um alles zu probieren fehlt aber leider die Zeit, da unser Bikeguide Beat von der Skischule Zermatt schon vor dem Hotel auf uns wartet um in den ersten Biketag zu starten.
 
 
Wir rollen runter zur Talstation der Gornergratbahn und lassen uns mit der braunen Zahnradbahn auf 3090müM chauffieren. Oben auf dem Gornergrat angekommen können wir nachvollziehen warum alle hier rauf wollen, die Aussicht ist schlichtweg phänomenal.
 
 
Die eindrückliche Westseite des Monte-Rosa Massivs ist so nah und die Dufourspitze, welche ich kürzlich noch vom Tessin aus gesehen habe, ist direkt vor uns. Tief unten fliesst der mächtige Eisstrom des Gornergletschers durch und etwas weiter links allgegenwärtig das Matterhorn. Beat erklärt uns die Gipfel, man weiss gar nicht wo man hinschauen soll, grosse Augen bei unserem kleinen Bloggergrüppchen.
 
 
Wir könnten noch lange das eindrückliche Panorama bestaunen, aber wir sind ja auch zum Biken hier, also aufgesessen auf unsere Alu- und Carbonesel und ab auf den ersten Trail. Dieser fängt recht harmlos an, im Angesicht des Horus rollen wir vorbei am Gornergratsee.
 
 
Aber die Eingewöhnungsphase ist kurz, Beat fordert uns heute von Anfang an so richtig, über den Rosenritz geht es steil hinunter in Richtung Grüensee. Ein rauer Weg führt durch das grobe Gestein, Absätze und enge Kehren, genau mein Ding, die Augen leuchten.
 
 
Nach ein paar Metern der Entspannung folgt beim Ritzengrat schon die nächste Herausforderung, diesmal führen die Spitzkehren durch die Graslandschaft, der Trail bleibt bis nach Ze Seewjinen hinunter anspruchsvoll.
 
 
Hier nehmen wir bis zum Weiler Findeln den breiten Weg, wo wir zwischen den Gourmet-Bergrestaurants hindurchfahren. Beim nun folgenden Höhenweg durch die Arven- und Lärchenwälder hört man uns die Begeisterung an, es duftet herrlich und der Trail fährt sich superflüssig, wir sind hier wirklich im Bikerhimmel.
 
 
Da hat Beat für uns schon die nächste Überraschung bereit, wir dürfen exklusiv den ersten fast fertigen Teil des neuen Flowtrails befahren, welcher aber noch nicht freigegeben ist. Wir stürzen uns in die Steilwandkurven und haben dabei unseren Spass. Der Flowtrail wird einmal von der Sunnegga bis nach Zermatt runter führen. Wenn alles planmässig läuft, könnt ihr ihn Anfangs nächste Saison schon selbst rocken, dann sollte er nämlich fahrbereit sein.
 
 
Wieder zurück in Zermatt steuern wir die Schwarzseebahn an. Hier nimmt uns Roman Haller von der Burgergemeinde in Empfang, er wird uns die restliche Zeit auf dem Bike begleiten und ich bin mir nicht sicher, ob er in einem früheren Leben nicht doch schon einmal Bikeguide war. Oben beim Schwarzsee angekommen starten wir in Richtung Stafelalp. Hier sind wir dem Horu so nah wie sonst nirgends und Roman zeigt uns wo die Normalroute auf den Gipfel führt und erzählt etwas über die zahlreichen schon Abgestürzten.
 
 
Wir stürzen uns lieber auf den Hobbit-Trail und wäre das Horu nicht so omnipräsent, man könnte meinen wir fahren durch Mittelerde. Wie durch eine andere Welt schlängelt sich der Trail zwischen den kleinen Hügelchen hindurch zur Stafel runter, traumhaft schön.
 
 
Uns knurrt schon langsam der Magen, zum Glück ist es nicht mehr weit bis zum urchigen Weiler Zmutt, wo im Restaurant Dörflein schon ein Tisch auf uns wartet. Der hausgemachte Eistee ist hier besonders gut und auch die Speisen wissen zu begeistern, meine Ravioli mit Alpenkräuterfüllung und Sommertrüffel schmecken vorzüglich. Ein kleines Dessert geht noch denken wir uns, Meringue-Schwan sowie Apfelstrudel sind aber alles andere als klein, ich muss kurz vor Schluss kapitulieren.
 
 
Das Dessert nach dem Dessert der YoYo-Trail wartet schon auf uns, heute jagt ein Highlight das nächste. Flowige Passagen und kurze Anstiege wechseln sich ab, rauf und runter wie bei einem YoYo, ohne Stillstand flitzen wir vorbei an typischen Walliser Speichern durch den Hang Zermatt entgegen. Müsste man einem Üsserschwiizer das Wallis beschreiben, dann wohl am besten in Form dieses Weges, hier riecht und fühlt man es auf jedem Meter.
 
 
Einmal mehr zurück in Zermatt ist aber noch lange nicht Feierabend, es geht nochmals hoch hinaus. Durch einen Tunnel gelangen wir zur Highspeed-Standseilbahn auf die Sunnegga und steigen dort in die Gondel um, welche uns bequem auf das Unterrothorn bringt.
 
 
Hier auf 3104müM wiederholt sich die Szene vom Morgen auf dem Gornergrat, uns fällt bei dem Panorama die Kinnlade runter. Links thront strahlend weiss das Rimpfisch-, Strahl- und Adlerhorn, dazwischen fliest der Findelgletscher hindurch und dahinter der Gornergrat mit all den Viertausendern wo wir ein paar Stunden zuvor noch standen. Von denen seien 38 Stück von Zermatt aus erreichbar heisst es, einen Grossteil davon haben wir wohl heute gesehen.
 
 
Wir genehmigen uns noch einen kurzen Schwarzen und blicken dabei nach unten, wo wir neben der gewaltigen Gletschermoräne die Fluhalphütte erblicken, unser heutiges Ziel des Tages. Von ihr trennen uns jedoch noch ein paar Trails, welche wir freudig in Angriff nehmen.
 
 
Bis Roter Bodmen fahren wir auf einem breiten staubigen Weg, die Staubschicht auf Bike und Biker ist mittlerweile flächendeckend. Links erblicke ich den Weg auf das Oberrothorn, da möchte ich unbedingt auch mal noch rauf mit dem Bike. Ein letztes Mal wird es bis zur Fluhalphütte nochmals anspruchsvoller, aber dies wirft uns jetzt auch nicht mehr aus dem Sattel, wir fühlen uns unterdessen schon richtig heimisch in diesem Gelände.
 
 
Bei der Hütte mit den roten Fensterläden klatschen wir ab und geniessen das Zielbierchen, der erste Biketag hier in Zermatt war der Hammer. Roman verabschiedet sich von uns, er hat noch die Abfahrt ins Tal vor sich. Dafür kommt wenig später eDani mit seinem E-Bike angeradelt, er bringt uns das restliche Gepäck für die Übernachtung mit und wird mit uns den Abend auf der Hütte verbringen.
 
 
Wir beziehen das Massenlager wo es schon fein nach Schweissfüssen riecht, duschen den Staub ab und freuen uns auf das Nachtessen. Es gibt Suppe, Salat, Rahmgeschnetzeltes mit Nüdeli und ein feines Pannacotta mit Hüttenschnaps zum Dessert.
 
 
Wie man im Treppenhaus der Hütte sieht, wurde hier wohl schon die einte oder andere Flasche Wein konsumiert. Dieser Tradition wollen wir uns natürlich nicht entziehen und plaudern bei einem feinen Tröpfchen noch bis spätabends. Irgendwann kriechen aber dann auch wir unter die Decke, da am nächsten Morgen schon vor dem Sonnenaufgang wieder Tagwacht ist.
 

Gesamtstrecke: 35.48 km
Maximale Höhe: 3089 m
Minimale Höhe: 1606 m
Gesamtanstieg: 2554 m
Gesamtabstieg: -3022 m
Total time: 07:25:04

13 Comments

  1. Chregu sagt:

    Ohhh, was für ein toller Bericht. Da kommen gleich wieder die noch omnipräsenten Erinnerungen auf an die geilen Tage in Zermatt. Werde ich nie mehr vergessen!
    Danke Sven für die tollen Bilder und den coole Bericht. Ist mit viel Leben und Witz geschrieben – weiter so!

    Liebe Grüsse, Chregu

  2. Spoony sagt:

    Toller Beitrag Sven, da bleibt ja für uns beiden anderen nichts mehr zum Bloggen. Chregu hat recht – da kommen einfach alle Eindrücke nochmals hoch. Was für tolle drei Tage!

  3. Sven sagt:

    Doch doch, freue mich schon auf eure Berichte, diese Eindrücke können gar nicht oft genug hochkommen. War cool Euch endlich einmal persönlich kennen zu lernen und an diesen drei Tagen hat einfach alles gepasst, Jackpot 😎 thanks@Zermatt.

  4. Roman sagt:

    Merci Sven für den tollen Beitrag. Macht Spass zu lesen. 😉 Bis bald in Zermatt

  5. Rolf sagt:

    Seher schöner Bericht. Leider wird hier etwas sehr wichtiges verschwiegen. Die Preisgestaltung von Zermatt. Wenn man die Tour so wie beschrieben inklusive Bergbahnen nachfahren will, ist man zwischen 130 bis 170 Franken ärmer (wenn ich die Preise auf der Homepage von Zermatt richtig interpretiere, da werde ich nämlich nicht ganz schlau). Oder habe ich etwa ein Sparticket für Biker und diese Tour auf der Homepage nicht gefunden?

    • Spoony sagt:

      Hoi Rolf, du hast natürlich recht und tatsächlich gibt es aktuell in Zermatt (noch) keine günstige bzw zahlbare Variante um die Trails im Bähnlimodus abzufahren. Das ändert aber nichts daran, dass es in der Gegend tolle Trails in grandioser Kulisse gibt, die man auch im ‚Einzelsprung‘ und ohne extensiven Bahneinsatz abfahren kann.

    • Sven sagt:

      Ja das ist richtig, wenn man für diese Strecken Einzelfahrten löst, kommt man auf etwa 130.- resp. 70.- mit dem Halbtaxabo. Der Peak-Pass kostet pro Tag 180.- (138.- mit Halbtaxabo), dieser ist IMO aber erst ab mehreren Tagen preislich interessant, dafür hat man damit dann auch freie Fahrt auf allen Bahnen. Für 5 Tage wäre dies nur noch 320.- resp. 250.- mit dem Halbtaxabo. Aktuell wird meines Wissens nur für Sunnegga & Schwarzsee ein Biketagespass zu 49.- angeboten. Die Preisgestaltung der Ticketpreise für Biker ist aber auch in unseren Augen ein Punkt wo noch eine bessere/flexiblere Lösung gefunden werden müsste, ev. in Zusammenhang mit Hotelübernachtungen. Wir haben dies bei den Verantwortliche angesprochen und sind guter Hoffnung, dass sich da in Zukunft noch etwas tun wird.

    • Rolf sagt:

      Danke für Eure Antworten. Ich finde es aber eben Schade, dass ihr das in Eurem Bericht nicht erwähnt habt.

      Ich hoffe doch, dass sich dort mit den Preisen noch etwas tut. Obwohl, ich glaube nicht daran. Bei den Wanderern gibt es ja auch kein preisgünstiges Spezialangebot, deshalb vermute ich, dass es auch nichts Preisgünstigeres für Biker geben wird.

      Landschaftlich sicher Top. Ich werde mich dieses Wochenende persönlich davon überzeugen lassen. Ich bin dann auch zum ersten Mal in Zermatt. Aber ich glaube nicht, dass ich bei den Preisen öfters dort auftauchen werde, dass kann es nicht Wert sein. Und glaubt mir, ich bin nicht geizig, aber irgendwann hat alles seine Grenzen. Zermatt lebt wahrscheinlich von den «Eintagestouristen», welche nur einmal im Leben das Matterhorn sehen wollen und sich somit diese Preise gefallen lassen.

      • Sven sagt:

        Das hat nichts mit Geiz zu tun, auch für mich persönlich ist über 100.- pro Tag für Bahntickets (zu) viel. Da ich sonst auch gerne aufwärts fahre, werde ich die Bahnen bei meinem nächsten Zermattbesuch wohl nur ergänzend nutzen und dann passt es für mich mit dem Halbtaxabo. Wie Sponny schon erwähnte, ist Zermatt auch neben dem reinen Bähnlibiken interessant und ein Besuch wert. Bei längerer Aufenthaltsdauer finde ich die Preise für den Peak-Pass hingegen gerechtfertigt für das was einem geboten wird. Ich wäre in meinem Schlussfazit dann schon noch auf das Thema Preise zu sprechen gekommen, da wir bei unserem Aufenthalt auch darüber diskutiert haben. Aber anyway, wünsche Dir ein schönes Weekend in Zermatt und viel Spass auf den Trails 😉

  6. ROTSCHER sagt:

    Super Bilder ❗ Nur live sieht es noch schöner aus 😁
    Und zur Diskussion von oben. Die Benutzung von so vielen Bahnen ist für solch einen Event sicher iO. Aber sonst dürft ihr zwischendurch auch hochpedalen. Das entspannt das Budget und würde so manchem Bähnlibiker auch mal nicht schaden 😉

  7. Dani sagt:

    Zuerst mal ein grosses Dankeschön an Sven für den interessanten Bericht über Zermatt.

    Zermatt ist keine BILLIG-Destination. Und ganz ehrlich – das wollen wir auch nicht werden. Vielmehr versuchen wir uns mit einem tollen Angebot abzuheben. Das beginnt natürlich mit der grandiosen Bergkulisse, für welche wir nicht viel dafür können. Zermatt bietet aber dann auch top Leistung bei den Unterkünften, der Gastronomie und den Transportanlagen. Und vor allem im Service und der Gastfreundschaft. Überzeugt Euch selbst…

    Nicht zuletzt diesem Blog ist es zu verdanken, dass Zermatt wohl nicht mehr nur als Geheimtipp für Biker durchgehen wird. Wir und unsere Leistungspartner lernen deshalb stetig dazu. Unsere Bergbahnen werden bereits im kommenden Sommer ein neues Angebot für Mountain-Biker anbieten: mit 1/2 Tax ist man bereits mit CHF 71 für die Tagskarte dabei. Wem das immer noch zu viel ist, der sollte für Zermatt gleich mehrere Tage einplanen: erstens kann man nur so vom tollen Gesamtangebot profitieren, zweitens kostet dann der Tag Bergbahn-Ticket „nur“ noch CHF 41 (2 Tage 1/2-Tax) respektive CHF 31 (3 Tage, 1/2-Tax) und drittens hat es mehr als genügend Trails für mindestens drei oder vier Tage Biken, ohne die gleiche Strecke zweimal fahren zu müssen. Noch einen vierten Grund? Der Tagesausflugsgast verpasst die beiden schönsten Momente am Matterhorn: den Sonnenauf- und Sonnenuntergang!

    Und noch was: wir arbeiten mit Hochdruck und grossem Enthusiasmus an neuen Bike- und Flowtrails. In nächster Zeit werden wir Euch immer wieder mit Neuigkeiten überraschen können. Stay tuned und good ride!
    Daniel Luggen, Kurdirektor Zermatt – Matterhorn

    • David sagt:

      Hallo Dani

      Danke für deine Infos, die Preisentwicklung ist doch begrüssenswert so! Bezüglich Neuigkeiten zu Bike- und Flowtrails habe ich noch ein Anliegen. Wir haben kürzlich festgestellt, dass gleich zwei geniale Trails/Wanderwege quasi dem Erdboden gleichgemacht worden sind, dies im Zuge des überall grassierenden Flowtrail-Trends. Einerseits der untere Teil des Wegs von Schwarzsee zur Stafelalp, und andererseits der Weg beim Furggbach Richtung Furi. Beides waren geniale Trails, vor allem der letztere war eine super Herausforderung auch für gute Biker.
      Ich sehe schon die Gründe, warum sich die Tourismusverantwortlichen für solche Flowtrails entscheiden, es gibt ein Zielpublikum dafür. Ich finde es aber sehr bedauerlich, wenn dies auf Kosten von alten, schönen Wander- und Bikewegen geschieht. Wenn Zermatt jetzt alle technischen Herausforderungen wegbügelt und begradigt (wie dies teilweise in Davos und anderen Orten geschieht), verliert diese Destination definitiv ihr Alleinstellungsmerkmal! Wäre es nicht sinnvoller, die Flowtrails an einem Ort zu bauen, wo keine Wanderwege geopfert werden müssen? Dies auch im Sinne aller Wanderer, die nicht mit dem Rollator unterwegs sind, sondern wirklich wandern wollen 😉

      Gruss, David

      • Dani sagt:

        Lieber David
        Danke für Deinen Input, nehmen wir uns gerne zu Herzen. Ich kann allerdings schon mal Entwarnung geben: auf den heute 400km Wegen rund ums Matterhorn werden wir natürlich nicht jeden Kiesel entfernen und Steilwandkurven bauen. Im Gegenteil: das Konzept sieht insgesamt fünf NEUE Flow-Trails vor: mit rekordverdächtigen Höhenmetern 🙂 , welche hauptsächlich entlang der Skipisten gebaut werden. Daneben gibt es eine grosse Anzahl von shared-trails, mit Ecken und Kanten. Das Extreme wirst Du bei uns auch in Zukunft finden, schliesslich gibt es nirgends so viele 4’000er wie hier 🙂
        Bis dann, Hals- und Beinbruch
        Daniel Luggen, Kurdirektor Zermatt – Matterhorn

        PS: und seid nett zu den Wanderer!

Schreibe einen Kommentar zu Rolf Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert