Pyramide am Thunersee

Saflischpass mal anders
11. September 2017
Tag der Hörner
6. Oktober 2017
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Lust auf einen Gipfel, aber keine Lust auf frühes Aufstehen, ein Ziel in der Nähe musste her. Der grossen Pyramide am Thunersee wollte ich schon lange einmal einen Besuch abstatten. Immer wenn ich ins Wallis fahre, schaue ich zu ihr hoch und spätestens seit den Berichten von Ventoux und blackCoffee weiss ich, dass sie auch mit dem Bike befahrbar ist. Ich starte in Spiez beim ABC-Zentrum und rolle gemütlich der Kander entlang nach Mülenen. Hier könnte man die rote Standseilbahn nehmen, um ohne grosse Anstrengung auf den Niesen zu gelangen. Diese nimmt aber keine Biker mit, macht nichts, ich erklimme die Gipfel eh lieber aus eigener Kraft. Also weiter nach Reichenbach, wo der Aufstieg beginnt. Bis auf etwa 1600müM verläuft dieser angenehm auf einer wenig befahrenen Teer- und Naturstrasse.
 
 
Die Aussicht ins Kandertal ist wunderbar und in der Ferne erblicke ich das Niederhorn, wo ich mit dem Bike auch schon war. Im Berner Oberland unterwegs zu sein ist immer wieder schön, saftig grüne Wiesen mit einzelnen Baumgruppen und lauter kleinen Bauerhöfen, es wirkt alles so aufgeräumt und gepflegt, noch ein Stück heile Welt. Nach dem Ende der Strasse geht es bis zum Niesengrat zu Fuss weiter, ich schwinge mein Bike auf die Schultern und mache mich auf den Weg. Das Ziel der Niesen ist auf der rechten Seite omnipräsent und das rote Bähnchen fährt rauf und runter, eine bewundernswerte Leistung, welche die Erbauer da vor über 100 Jahren erbracht haben.
 
 
Etwa auf halber Strecke passiere ich die Alp Oberniese, welche heuer von den Sennen und Kühen schon verlassen wurde. Ich steige weiter auf zum Niesengrat, dem Übergang zwischen dem Fromberghorn und Niesen. Hier verschnaufe ich erst einmal etwas, bevor ich mich an die letzten 300 Höhenmeter bis zum Gipfel mache. Es hat neben dem Weg noch vereinzelte Schneeresten und ist teilweise recht matschig, der eher bescheidene Spätsommer hat auch hier seine Spuren hinterlassen.
 
 
Oben auf dem Gipfelgrat ist dann wieder ein kurzes Stück fahrbar und ich treffe auf ein paar Gleitschirmpiloten, welche sich auf den Start vorbereiten. Überhaupt scheint hier ein regelrechtes Gleitschirmmekka zu sein, die farbigen Schirme in der Luft sind mir schon den ganzen Tag aufgefallen. Noch ein paar letzte Meter aufwärts und ich habe die Aussichtsplattform auf dem Gipfel erreicht.
 
 
Das Panorama hier oben ist eindrücklich, kein Wunder ist der Niesen als Ausflugsziel so beliebt. Gegen Nord-West blicke ich ins Simmental und Diemtigtal runter. Hier sticht mir besonders das Stockhorn ins Auge, welches ich mit dem Bike ja auch schon bestiegen habe. Die verschneiten Nordwände vom Niesen und dem Fromberghorn geben einen schönen Kontrast zum grünen Talboden ab.
 
 
Gegen Nord-Ost überblickt man den ganzen Thunersee und den unteren Teil des Brienzersees. Der Weitblick reicht über das Berner Mittelland bis hin zu den Juraketten, weit in der Ferne kann ich sogar das Brienzer-Rothorn und ganz schwach den Pilatus erkennen.
 
 
Einen wunderbaren Blick ins Fruttigtal und Kandertal, mit all den verschneiten Gipfeln des Berner Oberlandes, habe ich gegen Ost-West. Das Schreckhorn, dominant Eiger, Mönch und Jungfrau, etwas weiter links das Morgenhorn, Wyssi Frau, Blüemlisalphorn und schliesslich noch das Doldenhorn. Super ist auch die Aussicht ins Kiental rein, wo ich letztes Jahr um die gleiche Zeit auf meiner Tour zum Hohtürli unterwegs war, damals mit noch weniger Schnee.
 
 
Ich liebe dies, an so Ort wie hier auf dem Niesen kriegt man eine super Übersicht über die Gegend, viel besser als jede Landkarte, was man mit eigenen Augen sieht kann man sich eben besser vorstellen. Nachdem ich mich an dem eindrücklichen Panorama sattgesehen habe, mache ich mich an die Abfahrt. Bis zum Niesengrat verläuft diese auf der Aufstiegsroute, technisch eher einfach, geht es über unzählige Holzpflöcke wieder nach unten. Dafür auch hier wieder ein fantastischer Tiefblick, abwechselnd ins Kandertal und Simmental.
 
 
Zurück auf dem Niesengrat steche ich dann rechts hinunter in Richtung Simmental, über die abgegrasten Alpwiesen geht es auf dem Wanderweg talwärts. Der Trail stellt auch hier keine allzu grossen Herausforderungen und trotzdem schaffe ich es über den Lenker abzusteigen, eine Vertiefung in der Wiese hebt mich aus dem Sattel. Kann passieren, wieder aufgesessen und weiter geht es zur Alp Obere Stalde.
 
 
Ab der Alp Obere Stalde ist leider erst mal fertig mit lustig, der kürzlich erfolgte Alpabzug bei der schlechten Witterung hat seine Spuren hinterlassen. Matschig, schlammig und zertrampelt präsentiert sich mir der weitere Trail, nicht wirklich schön. Nach der Alp Undere Stalde wird es noch schlimmer und der Weg ist teilweise kaum mehr fahrbar.
 
 
Beim Bärgli wurde das Vieh anscheinend auf Transporter verladen und der Weg wird schlagartig wieder besser, viel besser. Bis runter ins Tal folgt nochmals ein regelrechtes Schlussfeuerwerk, welches mich wieder versöhnlich stimmt. Über unzählige Kehren räubere ich durch den Zünigwald und der Matsch ist schon fast wieder vergessen. Über Wimmis rolle ich anschliessend zurück nach Spiez, wo ich mein dreckiges 301 wieder ins Auto schmeisse.

Fazit: Eine schöne Tour mit überdurchschnittlichem Panorama und ohne Matsch wäre auch durchgehender Abfahrtsspass garantiert.
 

Gesamtstrecke: 39.27 km
Maximale Höhe: 2333 m
Minimale Höhe: 606 m
Gesamtanstieg: 1857 m
Gesamtabstieg: -1857 m
Total time: 06:36:18

4 Comments

  1. Ventoux sagt:

    Ah wunderschön, und diesmal hast Du ja nun die ganze Trailabfahrt bis Wimmis genossen. Ja man muss schon einen sehr trockenen Sommer erwischen, damit die ganze Abfahrt einigermassen trocken und somit ganz fahrbar ist. Eine super Tour über den schönen Berg mit seinem wunderbaren 360-Grad-Panorama. Und beim leckeren Frühstücksbuffet lässt sich die Aussicht noch viel gemütlicher bewundern.

  2. Chregu sagt:

    Was für geile Bilder. Tolle Tour, super gemacht. Auf dem Niesen war ich noch nie. Ja, es gibt noch so viel zu entdecken…!:-)

  3. UphillMarc sagt:

    Ich war ja auch schon auf dem Niesen, allerdings noch nie mit dem Bike. Und ich habe mich immer gefragt, ob dies mit dem Bike möglich ist… scheint je machbar zu sein und natürlich mit all den tollen Panoramen. In wirklich toller Bericht!

    • Sven sagt:

      Hallo Marc

      Ja, sofern man vor einer längeren Tragestrecke (ca. 600Hm) nicht zurückschreckt, ist der Niesen mit dem Bike gut machbar. Die Abfahrt ist nicht so eine grosse Herausforderung, wenn man alpines Gelände einigermassen gewohnt ist. Ich würde die Tour nur nicht gerade an einem schönen Wochenende unter die Räder nehmen.

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