parallax background
Jour de Dent
15. Oktober 2018
Auf unberührten Pfaden
2. November 2018
Jour de Dent
15. Oktober 2018
Auf unberührten Pfaden
2. November 2018
 
Der Übergang vom Kander- ins Lauterbrunnental resp. vom Kien- ins Sefinental, eine Herzensangelegenheit von Tina und mir. Wir hatten schon bei unserem ersten Mailkontakt darüber gesprochen, aber als erste gemeinsame Hochtour doch das Torrenthorn vorgezogen. Vorletztes Wochenende war es dann soweit, wir machten uns auf zur Sefinenfurgge. Wir starten in Reichenbach und fahren gemütlich das Kiental hinauf, das Mundwerk schnurrt dabei ebenso flott wie die Ketten und die Zeit verrinnt wie im Fluge, schon bald haben wir den Tschingelsee erreicht. Jetzt folgt die steilste Postautostrecke Europas, wir schalten in den kleinsten Gang und strampeln begleitet vom bekannten Dreiklanghorn zur Griesalp hoch. Dort taucht von hinten plötzlich ein Biker auf und schüttelt uns die Hände, es ist Daniel Eiermann, kein Unbekannter in der Mountainbikeszene und bei Kaffeeliebhabern. Zu dritt pedalieren wir plaudernd weiter aufwärts und ich versage wieder einmal kläglich als Guide. Wir hätten schon viel weiter unten bei der Griesalp abbiegen müssen, vor lauter Quatschen habe ich den Abzweiger verpasst und wir sind umsonst 200 Höhenmeter hochgetreten. Auf der Strasse wieder zurückfahren, nein danke, schliesslich gibt es da einen Wanderweg auf der Karte. Dieser fordert uns gleich voll heraus, steil geht es über einen verblockten Pfad zum Bundstäg hinunter, wo wir wieder auf die ursprüngliche Aufstiegsroute treffen. Nach diesem kurzen Intermezzo geht es auf der Alpstrasse weiter aufwärts, bis diese beim Oberen Dürreberg endet.
 
 
Für den Rest des Aufstieges können sich die Bikes jetzt auf unseren Schultern ausruhen, über den gut begehbaren Wanderweg geht es nach oben in Richtung Sefinenfurgge. Die aktuelle Trockenheit ist auch hier in den Bergen gut sichtbar, das Bachbett neben dem Weg ist völlig ausgetrocknet. Schon von hier aus sticht der Vorderi-Bütlasse ins Auge, an dessen Fusse die Sefinenfurgge liegt.
 
 
Von der Sefinenfurgge trennt uns jetzt nur noch ein gerölliger Steilhang, weit oben könne wir schon die Treppe erkennen. Die bereits zurückgelegten Höhenmeter machen sich langsam in den Beinen bemerkbar, nur Daniel schreitet immer noch zügig voran, aber der hatte ja auch ein Taxi für das erste Stück durchs Kiental. Der Weg auf dem wir gerade mühsam nach oben schreiten, würde auch in der Gegenrichtung Spass machen, da sind wir uns einig.
 
 
Die Treppe erinnert mich an meine Tour aufs Hohtürli und auch die Topografie ist sehr ähnlich, keine Wunder, liegt das eingestürzte Felsentor doch in greifbarer Nähe auf der anderen Talseite. Die beiden Übergänge werden von Wanderern gerne als Mehrtagestour vom Lauterbrunnental ins Kandertal begannen, dann aber via Gspaltenhornhütte, welche jedoch mit dem Bike keinen Sinn macht.
 
 
Oben auf der Sefinenfurgge haben wir den höchsten Punkt der Tour erreicht, von jetzt an geht es nur noch abwärts, Zeit für eine Pause. Links blicken wir hinunter ins Kiental auf den Tschingelsee und wenn man den Blick noch weiter schweifen lässt, erkennt man in der Ferne sogar das markante Stockhorn. Direkten Sichtkontakt haben wir auch zum Hohtürli, welches sich gegenüber auf dem Sattel zwischen Schwarzhorn und Wildi Frau befindet.
 
 
Auf der rechten Seite sticht uns sofort der mächtige Felsklotz namens Schilthorn mit dem Drehrestaurant auf dem Gipfel ins Auge. Dieses war in den 60er Jahren Drehort für den Bond-Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät", wo der Gipfel Piz Gloria heisst und Blofeld als Basis dient. Daneben strahlt das bekannte Berner-Oberländer Dreigestirn um die Wette. Eiger, Mönch und Jungfrau sind zum Greifen nah, heute einmal aus einer etwas anderen Perspektive.
 
 
Auf der Furgge weht ein kalter Wind, unsere Pause fällt dementsprechend kurz aus und wir machen uns schon bald an die Abfahrt. Der Hang besteht auch auf dieser Seite grösstenteils aus Geröll und das erste durch Seile gesicherte Stück ist nicht fahrbar. Beim Ende der Halteseile schwingen wir uns wieder in die Sättel, es geht recht technisch weiter talwärts durch das rutschige Geröll, ich liebe solche anspruchsvolle Pfade.
 
 
Je weiter wir nach unten kommen, desto flüssiger fahrbar wird der Pfad. Das Geröll weicht langsam dem Gras und wir fliegen dem Schilthorn entgegen, omnipräsent dabei das bekannte Dreigestirn, fast schon etwas kitschig mit dem strahlendblauen Himmel dahinter. Die Tour ist panoramamässig kaum zu toppen und auch die Trails lassen unsere Herzen höherschlagen, da haben wir heute wieder einmal voll ins Schwarze getroffen.
 
 
Wir freuen uns schon auf ein leckeres Stück Kuchen in der Rotstockhütte, Tina schwärmte schon den ganzen Tag davon. Aber oh Schreck, die Hütte hat schon geschlossen und die Hüttenwarte sind gerade dabei sie winterfest zu machen. Schade, eine Pause bei Kaffee und Kuchen vor dieser Kulisse wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen an diesem Prachttag. Tja, dann geht’s halt mit leerem Magen weiter.
 
 
Die Enttäuschung über den verpassten Kuchen verfliegt aber schnell wieder, ein super Trail reiht sich an den nächsten auf dem Weg ins Sefinental hinunter. Man merkt gut, dass sich Tina und Daniel hier auskennen, die beiden geben mächtig Gas über die herbstlich angehauchten Trails. Ein metallisches Geräusch lässt uns kurz innehalten, die Bremsbeläge bei Tina haben nach den vielen Tiefenmetern ihr Lebensende erreicht. Die beiden Gentlemen nehmen sich dem Problem an und der Ritt kann kurz darauf weitergehen.
 
 
Unten im Sefinental müssen wir ein stückweit mit einer Schotterstrasse vorliebnehmen, bevor es hinunter nach Stechelberg über Treppenstufen und enge Kehren nochmals zur Sache geht. Am Fusse der steilen Felswände lassen wir es gemütlich bis nach Lauterbrunnen ausrollen, während über uns die verrückten Basejumper durch die Luft segeln. Passend dazu kommen wir im Airtime-Cafe dann doch noch zu unserem Kuchen, bei Hendrix’s Foxy-Lady lassen wir es uns auf den gemütlichen Sofas schmecken. Es war ein super Tag mit euch zusammen, ich hoffe wir wiederhole dies nächste Saison wieder einmal zu einem anderen Gipfel.
 

Gesamtstrecke: 40.29 km
Maximale Höhe: 2598 m
Minimale Höhe: 704 m
Gesamtanstieg: 2163 m
Gesamtabstieg: -2072 m
Total time: 08:40:02

10 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Na so, jetzt weiss ich wieso Tina immer Gentlemens mit auf der Tour hat 😂
    Super Tour, die kommt auf meine Liste für nächstes Jahr. Dann wird es wohl ein Berner Oberland Weekend geben. Und genial die lange Treppe. Danke für die tollen Inspirationen!

    • Sven sagt:

      Ja, so ein Weekend unter dem Motto „Stairway To Heaven“ würd sich da förmlich anbieten, führt doch auf der anderen Seite auch eine solche Treppe zu Polo’s Lieblingsplätzchen mit den Alpenrosen 😉

  2. beuze sagt:

    Mr. Svonda,
    Tolle Tour, aber wie komm ich denn wieder zum Startplatz zurück?

    • Sven sagt:

      Am besten mit der Bahn, wenn du wieder zum Startpunkt zurück musst. Die ursprüngliche Tour führt bis nach Interlaken, von da sind es ca. 45min. mit dem Zug bis nach Reichenbach.

  3. blackCoffee sagt:

    Hi Sven, schöne Tour wäre nicht weit von mir….aber Autsch, das Kiental/Griesalp bis zur Sefinenfurgge ist in einem Jagdbanngebiet…
    Da ziehe ich in andere Reviere vor.

    • Sven sagt:

      Ich weiss, Du hast da mit Jagdbanngebieten in der Nähe sehr unschöne Erfahrungen gemacht 😒
      Beim Aufstieg ist auf dieser Seite der Sefinenfurgge aber abseits der breiten Alpstrasse eh nicht an Fahren zu denken, von dem her unproblematisch, das Bike durch die Gegend zu tragen ist ja auch in einem Jagdbanngebiet nicht verboten.

  4. Ventoux sagt:

    So schön, das weckt doch Erinnerungen an eine meiner ersten Touren 1987, als wir hier noch 15 kg Bikes darüber geschleppt haben. Und wie Du bemerkt hast, wäre der Pass von Mürren her einfacher zu begehen und die Abfahrt auf die Griesalp besser. Ja so bei einem Weekend im Berner Oberland wäre ich natürlich auch wieder dabei, z.B. Stichwort „Hintere Gasse“ 😉

    • Sven sagt:

      Leider verläuft die Abfahrt zur Griesalp, wie Ändu schon erwähnte, durch ein Jagdbann- und Naturschutzgebiet, oben auf der Sefinenfurgge steht extra eine Verbotstafel. Bezüglich „Hintere Gasse“ habe ich gerade etwas gegoogelt, sieht sehr interessant aus, da wäre ich auch dabei 😉

    • Diese hintere Gasse klingt tatsächlich interessant! Ist da mittlerweile schon jemand gewesen mit dem Bike? Wäre für Infos sehr dankbar…

      • Sven sagt:

        Hallo Mat, leider habe ich es bisher noch nicht geschafft, weitere Teile der hinteren Gasse unter die Räder zu nehmen. Grindelwald – Kl. Scheidegg – Lauterbrunnental – Sefinenfurgge – Kiental – Hohtürli – Kandersteg bin ich schon gefahren, der Rest ist auch für mich noch Neuland.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert