Biketragesysteme (Teil 1)
11. Juni 2018Una Valle Selvaggia
2. Juli 2018Ticinodays, jeweils die ersten Bikeferien nach der langen Winterpause, darauf freue ich mich immer besonders. Der von schroffen Bergen gesäumte See mit Südsee-Palmenfeeling und alpinen Trails zugleich, hat seinen ganz besonderen Reiz und mich seit dem ersten Besuch in seinen Bann gezogen. Das kleine Häuschen mit Privatpool vom letzten Mal war dieses Jahr leider schon besetzt, aber ich habe in Orselina hoch über Locarno einen würdigen Ersatz gefunden. Die Anreise gestaltet sich laut, nachdem ich erst kürzlich den infolge Rost gebrochen Mittelschalldämpfer ersetzen musste, zerbricht jetzt kurz nach dem Gotthardtunnel auch noch der Endschalldämpfer. Egal, ich drehe einfach die Musik etwas lauter auf, decke mich in Locarno noch mit genügend Grillfleisch ein und beziehe meine Wohnung mit Seeblick, die lang ersehnten Ferien können endlich beginnen.
Zum angewöhnen am ersten Tag habe ich von meinem Lieblingsreiseführer einen schönen Tourentipp bekommen. Nach dem Frühstück rolle ich gemütlich los in Richtung Magadinoebene, es geht zuerst einmal abwärts, eher untypisch für das Tessin. Die ersten 1000 Höhenmeter des nun folgenden Aufstieges verlaufen auf einem kaum befahrenen Asphaltsträsschen, der Schweiss tropft und ich komme erstaunlich gut voran. Überholt werde ich nur von ein paar Rennvelofahrern, Mountainbikes hingegen bekomme ich nur auf dem Anhänger des Bikeshuttles zu Gesicht. Hoch oben sehe ich auch schon den markanten Felszahn, welchen ich heute besteigen möchte.
Zum angewöhnen am ersten Tag habe ich von meinem Lieblingsreiseführer einen schönen Tourentipp bekommen. Nach dem Frühstück rolle ich gemütlich los in Richtung Magadinoebene, es geht zuerst einmal abwärts, eher untypisch für das Tessin. Die ersten 1000 Höhenmeter des nun folgenden Aufstieges verlaufen auf einem kaum befahrenen Asphaltsträsschen, der Schweiss tropft und ich komme erstaunlich gut voran. Überholt werde ich nur von ein paar Rennvelofahrern, Mountainbikes hingegen bekomme ich nur auf dem Anhänger des Bikeshuttles zu Gesicht. Hoch oben sehe ich auch schon den markanten Felszahn, welchen ich heute besteigen möchte.
Am Ende des Strässchens erreiche ich ein wunderschöne Monti, welches da oben auf dem Hügelzug thront. Ab hier ist fertig mit Fahren und ich schiebe mein Bike zwischen den Rusticos hindurch den Hang hinauf. Dabei werde ich von einem älteren Ehepaar vor einem der schmucken Steinhäuser angesprochen. Da sich mein italienisch auf ein paar wenige Worte beschränkt, zeige ich einfach auf den markanten Felszahn und sie antworten mit einem sichtlich erstaunten "con la bicicletta".
Schon bald darauf wird das Gelände aber auch zum Schieben zu steil und das neue Hookabike-Tragesystem kommt erstmals zum Einsatz. Der Zapfen rastet schon beim ersten Versuch sauber in dem Schlitz auf der Grundplatte ein und das Bike hängt fest am Rücken. Dies ist hier auch nötig, es geht in dem rauen Gelände steil nach oben und ich bin froh die Hände frei zu haben. Die ausgesetztesten Stellen sind mit Halteseilen gesichert und wie man sieht, sind Arbeiter gerade daran den Weg neu instand zu setzen. Il Dente Panoramico ragt jetzt unmittelbar vor mir in die Höhe und beim Blick nach unten sehe ich auf das schöne Monti, wo das Bikeschleppen eine gute Stunde zuvor begann.
Beim Panoramafelszahn angekommen, betrete ich den Holzsteg, welcher an dessen steil abfallenden Wänden nach oben führen. Weit komme ich aber nicht, die Stege werden immer verwinkelter und mit dem quer am Rucksack hängenden Bike ist kein Durchkommen mehr möglich. Ich versuche das Bike mit dem Hookabike vertikal am Rucksack zu befestigen, was aber nicht auf Anhieb klappt. Für ausführliche Experimente ist auf dem schmalen Steg zu wenig Platz, ich kapituliere und lasse das Bike unten zurück.
Ohne sperrige Last am Rücken bin ich ruckzuck bei dem riesigen Metallkreuz auf dem Gipfel und kann bei der wohlverdienten Pause die Aussicht geniessen. Leider ist es heute etwas dunstig, aber das Panorama ist trotzdem überwältigend.
Vom Lago di Maggiore erstreckt sich der Blick über die ganze Magadinoebene und in der Ferne kann ich über den Monte Ceneri bis nach Rivera gucken, wo man sogar die Kuppeln das Splash & Spa erkennen kann. Erstaunlicherweise habe ich an einem Samstag diesen bekannten Aussichtsgipfel ganz für mich allein und geniesse das Bad in der Sonne ausgiebig, fehlt eigentlich nur noch ein kühles Bierchen zum vollkommen Glück.
Irgendwann wird es mir dann aber in der Sonne doch zu heiss und ich mache mich wieder an den Abstieg. Unten zurück, schnappe ich mir mein Bike, trage es die paar wenigen Meter zurück zur Verzweigung und schwinge mich in den Sattel. Nach einem kurzen Trailstück durch den Wald stosse ich auf eine massive Trockensteinmauer, welche sich über einen Kilometer dem Grenzkamm entlang bis zum nächsten Gipfel hinzieht. Wie der Name schon erahnen lässt, wurde die Mauer während des zweiten Weltkrieges durch internierte polnische Soldaten erbaut. Über Sinn und Zweck dieses Bauwerkes ist hingegen nichts bekannt.
Die ersten 100 Höhenmeter der nun folgenden Abfahrt sind für mich nicht komplett fahrbar, zu eng sind die Kehren im verblockten Gelände. Danach wandelt sich der Trail aber zu einem wahren Träumchen, er führt durch den Wald zur einer Alpe, welche mich vor Jahren auf meinem ersten Ticinotrip schon foppte. Weiter geht es im gleichen Stil, abwechselnd durch den Wald und über Lichtungen mit den typischen Steinhäusern, alles recht flüssig fahrbar, trailloveticino. Schliesslich treffe ich beim wohl bekanntesten Monti der Gegend erstmals wieder auf Menschen und gönne mir am kleinen Seechen eine kurze Pause.
Das Finale ins Verzascatal hinunter ist dann nochmals ganz nach meinem Geschmack. Auch diesen Trail kenne ich schon von einem früheren Ticinotrip und er rockt jedes Mal wieder aufs Neue. Vorbei an unzähligen Rustico-Ansammlungen werden die letzten 500 Höhenmeter vernichtet, schön anspruchsvoll aber stets fahrbar, besser könnte der Abschluss dieser Panoramatour nicht sein.
Um mir die 250 Höhenmeter von Locarno hinauf zur Ferienwohnung zu ersparen, wechsle ich auf der Staumauer die Talseite und rolle gemütlich dem kühlen Bierchen am Pool entgegen. Danach gibt es lecker Fleisch vom Grill, so könnte ruhig jeder Tag der kommenden Woche aussehen, Dolce Vita in Bella-Ticino.
3 Comments
Kurz und bündig: genial. Und erst die Häuser, einfach der Hammer. Danke für die superschönen Eindrücke.
Klingt fast zu gut, um wahr zu sein – danke für’s Teilen!
Cool, der Zahn ist nur schon wegen der markanten Form, dem spektakulären Pfad und der tollen Aussicht lohnenswert 👍
Danke für den Tipp 😁