parallax background

Ticino umido e fresco

Metalheads aufm Mettelhorn
18. April 2024
Bikewandern rund um Zinal
10. Oktober 2024
Metalheads aufm Mettelhorn
18. April 2024
Bikewandern rund um Zinal
10. Oktober 2024
 

Bei diesen Wetterausichten reise ich dieses Jahr eher verhalten optimistisch ins Tessin, aber die Hoffnung stirbt ja bekannterweise zuletzt und vielleicht kommt der Sommer ja doch noch. Erkenntnis mit dem Erreichen des Gotthards, es hat noch viel Schnee, noch sehr viel Schnee und die höheren Tourenpläne muss ich wohl für dieses Jahr begraben. Aber immerhin sind die Temperaturen am Anreisetag schonmal angenehm sommerlich und auch das Wasser im Pool ist bereits wohltemperiert. Am nächsten Morgen erwartet mich bewölkter Himmel, aber ich breche trotzdem auf und mache mich an den Aufstieg zum Corona di Pinz. Na super, just als ich den höchsten Punkt erreiche, fallen die ersten Tropfen. Ich lasse mich aber davon nicht entmutigen und zum Glück hält das Nass von oben nicht allzu lang an. Die Standardabfahrt aus dem Ride ist recht spassig und spätestens beim Gelato unten am See ist der Regenschauer bereits wieder vergessen. Am zweiten Tag nutze ich die spärlichen Sonnenstrahlen am Morgen für eine kurze Joggingrunde am Seeufer, bevor ich mich auf nach Giubiasco in die Boulderhalle mache. Während der Regen lautstark auf das Dach prasselt, versuche ich mich an den farbenfrohen Boulderproblemen und komme bei dem tropischen Klima mächtig ins Schwitzen.

An Tag drei drückt endlich wieder die Sonne durch und ich lasse mich von der Bahn hinauf zum Cimetta chauffieren. Nach einem kurzer Fussmarsch stehe ich auch schon auf dem Gipfel des Cima della Trosa, quasi mein Hausberg hier. Heute quere ich von der Bassa di Bietri hinüber zur Alpe Cardada und nehme von dort aus den Zickzack-Weg unter die Reifen, welcher unterhalb der Seilbahn nach Orselina führt.

 

 

Am Dienstag steht dann die erste richtige Bikewanderung von Bignasco nach Someo auf dem Programm. Die ersten paar Höhenmeter kann ich noch fahrend auf dem kleinen Strässchen zurücklegen, welches mich hinauf nach Madonna di Monte mit seiner schönen alten Kirche führt. Nach dem Überqueren des Ri Grande, welcher den prächtigen Wasserfall bei Bignasco speist, wechselt das Bike auf die Schultern und ich begebe mich auf die Stolperpunkte von Papa Ibex. Die Sonne dringt kaum durch die Wolken und trotz den tiefen Temperaturen komme ich mächtig ins Schwitzen, während ich vorbei an zerfallenen Rustici den Weg suche. Kurz vor dem höchsten Punkt treffe ich auf die ersten und einzigen Leute, welch die Wanderung ohne Bikes in der entgegengesetzten Richtung machen.

 

 

Die Abfahrt durch den einsamen Wald ist ganz nach meinem Geschmack, naturbelassene Wanderwege und Wiesenpfade über Lichtungen mit alten Rustici wechseln sich ab und die Sonne drückt auch immer öfters durch die Wolkendecke. Bei dem Bildstock mit Blick auf die Hängebrücke von Someo lege ich eine kurze Pause ein und danach werden die Stolperpunkte ihrem Namen gerecht, ab hier ist für mich nicht mehr alles fahrbar.

Am Mittwoch ist auf den Nachmittag leider schon wieder Regen angesagt. Zum Glück habe ich diesmal auch das Gravelbike mitgenommen, damit liegt trotzdem eine kurze Vormittgastour drin. Bei Sonnenschein fahre ich das Verzascatal hinauf bis zu dem pittoresken Dörfchen Sonogno. Für motorisierte Fahrzeug ist hier Schluss, aber mich führt das Alpsträsschen weiter nordwärts den hohen Gipfeln entgegen, welche noch reichlich mit dem weissen Zeugs eingedeckt sind. Bei der superschönen Alpe ist dann auch für mich Schluss, jedenfalls für heute, denn ich komme garantiert wieder, aber den mit dem gröberen Gerät, um dem See und dem Gipfel welche sich den Namen mit meiner Lieblings-Kaffee Rösterei teilen einen Besuch abzustatten.

 

 

Da die Sonne erstaunlicherweise immer noch vom Himmel strahlt, fahre ich auch noch das andere Seitental hinauf, bis das Strässchen zu Ende ist. In idyllisches Fleckchen Erde ist das hier, imposante Wasserfälle stürzen zu Tale und die Redòrta fliesst rauschend über unzähligen Steinstufen talwärts. Tief über den Lenker gebeugt ist die anschliessende Fahrt zurück nach Lavertezzo rasant und pünktlich als ich die Ferienwohnung erreiche, beginnt es auch schon wieder zu regnen.

Der Donnerstag scheint der schönste Tag zu werden, endlich mal Temperaturen über 25° und ganztags sonnig. Dies schreit nach einer richtigen BBS-Tour und der Bergrücken auf der anderen Seeseite lächelte mich schon lange an. Also am Morgen auf nach Magadino, wo ich das gelbe Bikeshuttle besteige, welches mich hinauf zur Alpe di Neggia bringt.

 

 

Von der Alpe di Neggia aus geht es tragend weiter, erst durch den Wald und dann durch den Steilhang. Die Steine sind vom gestrigen Regenschauer noch feucht und die Tritte wollen in dem abschüssigen Gelände gut gewählt sein. Der Blick zurück fällt dabei auf den Monte Gambarogno, wo ich ja auch schon öfters war. Noch eine letzte ausgesetzt Passage und ich stehe oben auf dem Gipfelchen, wo eine gemütliche Bank zum Verweilen einlädt.

 
 

Der Rundumblick von hier oben ist super und erstreckt sich von Bellinzona bis zum grenzwertigen Gridone, welcher sich gerade in den Wolken versteckt. Direkt vor mir der Bergrücken, welchen es nun zu befahren gilt. Bei dem Auf und Ab ist natürlich lange nicht alles fahrbar, vielleicht die Hälfte, aber die ist super und genau mein Ding. Ein schöner Pfad führt über den schmalen Grat, auf der einen Seite die Magadinoebene und auf der anderen Seite der tiefblaue Lago Maggiore.

 

 

Auf dem vordersten Gipfelchen dann ein Kreuz und was für ein Prachtexemplar. Ich sah es von der Ferienwohnung aus schon öfters in der Abendsonne funkeln und jetzt weiss ich auch warum. Riesengross und auf Hochglanz poliert, stellt es alle anderen Gipfelkreuze ringsherum in den Schatten, nur das rote Monsterkreuz auf dem Gridone kann da mithalten. Das Panorama ist hier auf dieser Aussichtsplattform fast noch einen Tick besser, die Deltalandschaft der Bolle di Magadino erstreckt sich direkt unter mir und der See ist zum Greifen nah.

 
 

Aber nun rein in die Abfahrt und diese überrascht mich positiv. Die einte oder andere Spitzkehre ist für mich zwar zu heftig, aber insgesamt für Ticino-Verhältnisse erstaunlich human. Erst noch easy mit Blick auf den Lago Maggiore, geht es anschliessend im Wald zur Sache. Bei Monti di Vira treffe ich dann auf den Carbon-Trail, um diesen kurz darauf auch schon wieder zu verlassen und im Wald das ruppige Finale zu geniessen.

 

 

Dank dem Posti-Shuttle bin ich heute schon zeitig wieder zurück in der Ferienwohnung und kann noch ein letztes Mal ausgiebig den Pool geniessen. Bei einem kühlen Bierchen und Reggae-Klängen lasse ich aus der Ferne nochmals die heutige Tour Revue passieren, welche ich von hier aus in ihrer ganzen Länge im Blick habe. So geht Sommer, hast du das gehört Petrus, bitte unbedingt mehr davon.

 

 

Die letzten beiden Tage sind schnell erzählt. Am Freitag reicht es morgens erneut nur für eine kurze Joggingrunde am See, bevor ich vor dem Regen in die Boulderhalle flüchte. Am Samstag regnet es nur einmal und zwar durchgehend vom Morgen bis am Abend. Also mach ich mir einen gemütlichen Wellnesstag im Termali Salini & Spa am Lido, wo das Wasser angenehm warm ist.

Premiere hatte an den diesjährigen Ticino-Days auch meine neue Actioncam. Diese ist superklein, kann überall angebracht werden und ist sogar wasserdicht, ein echt cooles Spielzeug. Ihr dürft euch also zukünftig auf bewegte Bilder freuen, wobei aber der Fokus ganz klar auch weiterhin auf schönen Fotos liegt.

 

 

So feuchte und kühle Ticino-Days habe ich noch nie erlebt, ich musste sogar abends draussen die Trainerhosen anziehen und dies Mitte Juni in der Sonnenstube. Fünf schöne Touren ergaben sich aber trotzdem und der Erholungsfaktor war gleichwohl gross. Ich möchte nicht klagen, wenn ich sehe, was das Wetter dort am vergangenen Wochenende angerichtet hat. Es schmerzt mein geliebtes Ticino so zu sehen und mir tun die Menschen unendlich leid, die durch das Unwetter ihr Zuhause oder sogar Mitmenschen verloren haben. Über die massive Brücke von Visletto bin ich vor kurzem noch gefahren und jetzt ist sie einfach eingestürzt.

 

6 Comments

  1. Ventoux sagt:

    Einmal mehr superschöne Eindrücke aus der Südschweiz, merci. Maggia- und Verzascatal bin ich früher auch paarmal gefahren, allerdings mit dem Rennvelo. Meine einzige Biketour führte mich damals über Fusio zum Cristallinapass und dann weiter über Robiei zurück ins Maggiatal.
    Das mit der Actioncam ist eine coole Idee, braucht wohl aber auch einige Zeit unterwegs mit dem Handling.
    Ja du hast wohl trotz Wetterpech noch ziemlich Glück gehabt, unbeschreiblich was da nun abgegangen ist.

    • Sven sagt:

      Da hast Du aber wohl auch einiges tragen müssen vom Lago del Narèt über den Cristallinapass nach Robiei? Zum Lago di Robiei und den anderen Seen dort oben wollte ich auch schon lange einmal.

      Das Val Bavona hat es leider besonders hart getroffen 😭
      Hier kann man übrigens an die direktbetroffenen Ortschaften etwas Spenden für den Wiederaufbau, was ich bereits getan habe.
      https://www.caslano.ch/Bavona-e-Lavizzara-4e66a200
      Ich hoffe nur, dass der Bund die betroffenen Menschen und Gemeinden auch so grosszügig unterstützt, wie wenn es darum geht Milliarden ins Ausland zu verschenken.

      Zur Actioncam: Also für das Fotografieren benötige ich definitiv mehr Zeit. Die Cam ist so winzig, dass sie bequem in das kleine Hüftgurtfach am Rucksack passt und dank cleverer Magnethalter auch easy fast überall anbringbar.

  2. ROTSCHER sagt:

    Schöne Eindrücke. Nur schade dass das Wetter nicht besser mitgespielt hat. Gerne wäre ich für zwei Tage mit von der Partie gewesen 😀 Unser Gipfel muss nun wieder ein Jahr warten. Aber wir bezwingen ihn sicher noch zusammen.
    Ein paar filmische Eindrücke sind schon schön, auch wenn sie ein tolles Foto nicht ersetzen. Ich sollte meine Cam auch wieder mal mitnehmen.
    Bis bald zusammen auf dem Bike 😉

    • Sven sagt:

      Ja unbedingt, der Gipfel läuft uns ja nicht weg und andere stehen uns hoffentlich im Sommer noch bevor, wenn dieser dann endlich mal Einzug hält 😉

  3. Spoony sagt:

    Danke einmal mehr für den ausführlichen Bericht und schade hat das Wetter nicht mitgespielt. Ich hatte diese Woche etwas mehr Glück. Tatsächlich liegt aber immer noch einiges an Schnee an hohen Lagen. Die Natur und die Gletscher haben sicher nichts gegen keinen weiteren Dürresommer. So long …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert