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Gipsfirn im Frettchental

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Mit Rotscher war ich schon viel zu lange nicht mehr unterwegs, da freut es mich umso mehr, dass es jetzt endlich wieder mal klappt. Ich habe gerade Ferien und Rotscher spontan ein paar Tage frei, das schreit doch nach einer gemeinsamen Tour in unserer Zweitheimat. Das Val Ferret steht schon lange auf unser beider Wunschlisten und somit machen wir uns auf in Richtung Grosser St. Bernhard. Da die Übernachtungsmöglichkeiten oben im Val Ferret rar sind, habe ich mir in Orsières ein Hotelzimmer gebucht. Rotscher hingegen hat in La Fouly noch ein Plätzchen für sein Büssli gefunden und dort gehe ich ihn jetzt suchen. Der Camping des Glaciers liegt unterhalb des Neuvegletschers wunderschön in die Landschaft eingebettet und erstreckte sich über unzählige kleine Terrässchen. Bei einem Bierchen geniessen wir die Sonne und schmieden Pläne für die nächsten Tage, bevor wir uns im einzigen Restaurant eine Pizza genehmigen.

 

 

Am nächsten Morgen, der Sessellift nimmt zu unserem Erstaunen auch Bikes mit, da lassen wir uns natürlich nicht zweimal bitten und absolvieren die ersten 400 Höhenmeter gemütlich sitzend. Der Hang liegt noch im Schatten, aber uns wird schnell warm, erst schiebend und später tragend gilt es die nächsten 700 Höhenmeter zu bewältigen. Der Tiefblick ins Val Ferret ist super, wir können auf dem Campingplatz sogar Rotschers Büssli erkennen und es wird immer steiler. Mittlerweile ist der ausgesetzte Weg der Krete entlang sogar mit Seilen gesichert und bringt uns kräftig ins Schwitzen.

 
 

Geschafft, wir haben den höchsten Punkt erreicht und genehmigen uns in der Sonne einen kleinen Snack. Der Mont Dolent gegenüber ist leider durch Wolken verdeckt, er stellt das Dreiländereck dar, wo sich die Schweiz, Italien und Frankreich treffen. Dafür ist die Sicht über das ganze Tal umso eindrucksvoller, La Fouly liegt uns zu Füssen und der Blick reicht bis hinauf zur Tête de Ferret wo wir morgen hinwollen.

 

 

Während sich ein weiterer Wanderer die Krete hinauf kämpft, verdecken die Wolken immer mehr die Sonne und wir machen uns langsam bereit für die Weiterfahrt. Das einsame Hochtal unter uns leuchtet goldgelb in den letzten Sonnenstrahlen, die ersten paar Meter sind nicht fahrbar, aber dann geht es los. Der Weg führt vor imposanter Gletscherkulisse der Abbruchkante entlang und ist recht knifflig, genau unser Ding, hüeru güet.

 
 

Zu den Seechen hinunter wird es nun weglos, aber die markierten Steine weisen uns die Richtung und schon bald ist im schottrigen Hang wieder ein Weg erkennbar, welcher noch auf keiner Karte verzeichnet ist. Kurz darauf stehen wir vor dem nächsten Anstieg und dieser ist ein Augenschmaus. Die verschiedenfarbigen Gesteinsschichten vermischen sich zu wunderschönen Schlieren und wir sind uns einig, hier müssen wir nochmals hin, um diesen traumhaften Steilhang abwärts zu befahren.

 

 

Schliesslich haben wir die Passhöhe erreicht und können unsere Begeisterung kaum in Zaum halten. Über den Pass zieht sich ein schmales fast weisses Band aus gipshaltigem Gestein, welches ihm wohl auch den Namen gegeben hat. Die Erosion hat skurrile Türmchen geschaffen und wir beiden Steinfetischisten könne kaum genug kriegen von diesem kontrastreichen Kunstwerk, welches die Tektonik hier geschaffen hat.

 

 

Was nun folgt ist kaum in Worte zu fassen, so müsste jeder Trail sein. Ein grosser alpiner Spielplatz wie ihn der Herr geschaffen hat, da wurde nichts begradigt oder geshaped, die Farbe und Beschaffenheit des Untergrunds ändert sich ständig, es liegen überall grosse Felsbrocken herum und erwachsene Männer werde wieder zum Kind. Aber nicht nur wir fühlen uns hier pudelwohl, auch eine Gruppe Gämse vergnügt sich gegenüber in den Flanken des Mont Ferret.

 

 

Weiter unten weicht die Steinlandschaft immer mehr den spätsommerlichen Alpwiesen, was dem Spass aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, der Trail bleibt abwechslungsreich und anspruchsvoll. Zum Schuss überrascht er uns sogar noch mit einer kleinen Spitzkehrenorgie, bevor wir bei der Alpage des Ars wieder auf die Zivilisation treffen. Hier müssen wir uns zwischen dem Alpsträsschen und dem Höhenweg entscheiden, die Wahl fällt nicht schwer.

 

 

Der Höhenweg kostet zwar nochmals etwas Kraft, ist aber wunderschön und bringt uns fast ohne das Asphalt-Teufelszeug zu befahren direkt zurück auf dem Campingplatz, wo vor Rotschers Büssli die Liegestühle auf uns warten. Die Sonne ist mittlerweile im Tal wieder zurückgekehrt und wir lassen uns den kühlen Gerstensaft schmecken. Die Tour war etwas vom besten was ich seit langem gefahren bin, da hast du Rotscher wieder mal etwas Extrafeines ausgetüftelt!

 

7 Comments

  1. blackCoffee sagt:

    Ciao Ragazzi, da wart ihr schon fast bei den Fratelli „Walser“ im Aostatal…in der Gegend gibt es noch weitere Perlen zu entdecken 😉 Zum Übernachten bietet sich auch St. Rhémy oder Etroubles an..

    • Sven sagt:

      Ciao Ändu, vielleicht schaffen wir es ja auch mal noch bis ins Aostatal, steht schon lange auf der Wunschliste, aber dafür müsste man halt die Schweiz verlassen und ich weiss nicht, ob wir da gleich mutig sind wie die Walser damals 😂

  2. ROTSCHER sagt:

    Ohhhhh, wie herrlich diese Bilder im Rückblick. Ja, der Tag gehört eindeutig zu den ganz Speziellen. Ich liebe solche Naturschönheiten. Wenn dann noch der Trail und die Begleitung stimmt …. perfekt, was will man noch mehr.
    Es war richtig hammermässig. Die nächste Saison kommt bald. Ich freue mich hoffentlich auf weitere gemeinsame Touren 😁👍

  3. Sven sagt:

    Werde ab Mitte Juli bis Anfang August dort oben mein Lager aufschlagen, eventuell ergibt sich ja die Möglichkeit die runde zu wiederholen, so ähnlich hatte ich auch schon überlegt eine Tour dort zu machen

    • Sven sagt:

      Hallo Namensvetter, du wirst nicht enttäuscht werden, die Tour bietet alles was unsereins Herz höher schlagen lässt und einen schöneren Camping findest auch kaum 😎 … also ideal um mit der Family eine Auszeit aus dem Alltag zu nehmen, dort ganz hinten im Frettchental ist die Welt noch in Ordnung.

      Ich werde Bescheid geben, sollte es uns zu diesem Zeitpunkt nochmals dorthin verschlagen 😉

      • Sven sagt:

        Ich war 2018 schon Mal dort und werde wieder auf genau dem Campingplatz stehen, eine Perle in Europa! Hatte auch auf mtb-news eine Bemerkung hinterlassen, da kannst du mich jederzeit per PN erreichen.
        Bin damals auf dem Rückweg an den Jurten auf den Wanderweg am Hang entlang abgebogen, auch sehr schön zu Fahren.

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