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Glacier de Ferpècle

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Das Val d’Hérens hat seit dem Erstkontakt mein Herz erobert. Die vergletscherten Berggipfel sind zum Greifen nah, Bausünden findet man kaum, Bergbahnen hat es nur wenige und mit der Sternstunde hat es eine der schönsten Touren im Wallis zu bieten. Darum zieht es mich jetzt auch schon zum dritten Mal in die Heimat der Eringerkühe. Nachdem ich bisher immer in einer Ferienwohnung in Evolène war, habe ich mir diesmal ein Zimmer im Hotel Les Mélèzes in Les Haudères gebucht. Am ersten Tag möchte ich gerne einmal das Tal von Ferpècle erkunden und dem gleichnamigen Gletscher einen Besuch abstatten, da ich dort noch nie war. Nach dem Frühstück pedaliere ich gemütlich los und gelange auf der Strasse nach La Forclaz. Von hier aus führt mich das kleine Strässchen an unzähligen Weilern vorbei in das Tal hinein bis ich Ferpècle erreiche. Beim Stausee ist das Strässchen zu Ende und somit auch der fahrbare Teil. Ich schiebe das Bike über die schöne Ebene welche die Gletscher zurückgelassen haben und halte mich links, wo schon bald der Weg zur Cabane de la Dent Blanche abzweigt.

 

 

Nun wechselt das Bike auf die Schultern, ich lasse die letzten Föhren hinter mir und gewinne auf dem schmalen vom Blumen gesäumten Pfad rasch an Höhe. Schon bald kommt die Bricola-Hütte in Sicht, welche anscheinend dauerhaft geschlossen ist. Schade, denn von hier aus hat man einen super Blick über das Tal von Ferpècle und auf die umliegenden Gletscher. Heute jedenfalls hätte sich der Betrieb gelohnt, denn mehrere Familien sind bis hierher aufgestiegen und machen auf der wunderschön gelegenen Alp ihre Mittagsrast.

 

 

Ich hingegen steige noch etwas weiter auf, ohne ein konkretes Ziel, einfach so weit wie es mit dem Bike einigermassen Sinn macht. Unterhalb der roten Felsen auf ca. 2650müM ist dann auch für mich Schluss und ich suche mir auf der Moräne ein Aussichtsplätzchen. Der grosse weisse Zahn ist leider schon den ganzen Tag durch Wolken verdeckt, aber just jetzt als ich meinen Proviant auspacke, schieben sich die Wolkenfetzen auch vor die Sonne und ich muss mir das Jäckchen überziehen.

 
 

Von meinem Rastplatz aus habe ich eine gute Sicht auf den einst stolzen Glacier de Ferpècle, welcher wie alle Gletscher in diesem Rekordhitzesommer leidet. Er züngelt lediglich noch zaghaft und ist am Ausbluten, nur ganz weit oben auf dem Plateau d’Hérens ist noch ein schmales Schneeband zu sehen, welches die Eismassen vor der Sonneneinstrahlung schützt. Darunter ist das Eis grau und der Fels blank, ein Bild an welches wir uns wohl leider zukünftig gewöhnen müssen, wenn die Klimaerwärmung weiter so rasant voranschreitet.

 

 

Voller Vorfreude starte ich in die Abfahrt, da wird mir schnell wieder warm und das Jäckchen wandert schon bald zurück in den Rucksack. Die Sonne drückt immer mal wieder zwischen den Wolken hindurch, aber die Dent Blanche bekomme ich leider weiterhin nicht zu Gesicht. Bis zur Alpe Bricola hinunter ist der Weg recht einfach und ich nehme noch den einten oder anderen Fels am Wegrand mit.

 

 

Auf der Alpe Bricola gibt es dann nochmals eine kurze Pause in der Sonne, einen Spitzbub aus dem Rucksack und weiter geht der Ritt. Jetzt schon deutlich anspruchsvoller und steiler, geht es mit wunderbarem Tiefblick ins Gletscherbett weiter. Noch bis in die 50er Jahre vereinigten sich die Zungen vom Ferpècle und Mont-Miné Gletscher hier und sorgten im Sommer 1952 für ein Schadenhochwasser, als der aufgestaute Randsee ausbrach.

 

 

Auf dem Weg nach unten kommen mir immer wieder schwerbepackte Alpinisten entgegen, welche sich im Aufstieg zur Cabane de la Dent Blanche befinden. So erging es mir heute Vormittag auch mit dem grünen Grashüpfer auf dem Buckel und jetzt fahre ich grinsend talwärts. Nach dem Stausee muss ich dann leider mit ein paar Meter Asphalt vorliebnehmen, bevor ich auf den nächsten Trail einbiege, welcher mich zurück nach Les Haudères bringt. Dabei passiere ich ein paar wunderschöne Felswände mit eingehängten Expressen, welche mir als Kletterer natürlich sofort auffallen.

 

 

Zurück im Hotel muss ich mit einem Dosenbier auf dem Balkon vorliebnehmen, da sich der Besitzer kurzfristig entschieden hat das Hotelrestaurant heute nicht zu öffnen. Darum muss ich dann zum Abendessen auch mit dem Auto nach Evolène, wo es genügend offene Restaurants zur Auswahl hat. Im La Paix gibt es etwas Feines vom Eringer-Rind und zum Dessert eine Crème brûlée mit Apricotine, so lässt es sich leben. Satt und zufrieden schlendere ich noch etwas durch das pittoreske Dörfchen mit seinen urtümlichen Holzhäusern, bevor ich mich auf den Rückweg ins Hotel mache.

 

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