Rund ums Horu
6. März 2024Ticino umido e fresco
3. Juli 2024Der höchste und schönste Gipfel der vergangenen Saison war auch zugleich der letzte. Es ist Ende September und ich befinde mich in Zermatt, wo ich mit Beat zusammen ein paar schöne Tage rund ums Horu verbringe. Ein anderes Horn hier steht schon lange auf meiner Wunschliste und auch Beat als Einheimischer war da noch nie mit dem Bike oben. Also machen wir zwei Metalheads uns am zweiten Tag auf, den Gipfel des Mettelhorns zu erstürmen. Der Aufstieg ist uns schon von früheren Touren her bestens bekannt und die Bikes ruhen dabei von Anfang an auf den Schultern. Nach eineinhalb Stunden erreichen wir das Hotel du Trift, welches leider schon im Winterschlaf ist. Dabei habe ich mich schon so auf ein Glas von Hugos legendärem Eistee gefreut. Ich brauche trotzdem eine kurze Pause und Beat der alte Sklaventreiber genehmigt mir grosszügigerweise 5 Minuten, damit ich ein Biberli verputzen kann, bevor es weitergeht.
Mit dem Horu im Rücken schreiten wir nun die Triftchumme hinauf. Im Gegensatz zu unserer Fatbiketour wo «Fear of the Dark» durch die Nacht schallte, herrscht heute Ruhe und ich summe leise «Run to the Hills» vor mich hin, während Beat in sportlichem Tempo den Hügel hinaufrennt. Schliesslich erreichen wir den Furggji-Pass, wo wir auf einen anderen Biker treffen, welcher gerade auf dem Rückweg vom Mettelhorn ist. Wir ziehen unsere mehr oder weniger professionellen Grödel über die Schuhe und betreten das Firnfeld des Hohlichtgletschers.
Wir folgen den Spuren am Fusse des Platthorns und stehen schon bald darauf vor dem Mettelhorn, welches wie ein überdimensionaler Haifischzahn vor uns in die Höhe ragt. Die letzten Höhemeter sind die schlimmsten und während ich mich aus dem letzten Loch pfeifend den Steilhang hinaufquäle, hat Beat schon sein oranges Beast auf dem schmalen Gipfel platziert. Da merkt man halt den Unterschied zwischen einem akklimatisieren Local und dem verweichlichten Gourmetbiker aus dem Flachland.
Wow, was für ein Gipfelerlebnis, was für ein Prachttag, besser hätten wir es nicht treffen können. Durch den kürzlichen Schneefall sind die Gipfel ringsherum schön angezuckert und die Gletscheroberfläche strahlt schneeweiss vor dem stahlblauen Himmel. Vor uns erhebt sich das Zinalrothorn und das Weisshorn, auf der anderen Seite tief unter uns Zermatt und gegenüber können wir sogar die Weisshornhütte ausmachen, welcher wir vor zwei Jahren einen Besuch abgestattet haben.
Das Mettelhorn ist DER Aussichtspunkt hier hinten im Mattertal, die viereinhalb Stunden Aufstieg mit dem Bike auf dem Rücken haben sich definitiv gelohnt. Nachdem wir unseren Proviant verputzt und uns an dem sensationellen Panorama sattgesehen haben, machen wir uns langsam für die Abfahrt bereit. Die ersten paar Kehren sind brutal steil und der lose Untergrund rutschig, zu steil für uns, aber schon bald wird es besser und wir rollen vor dieser imposanten Gebirgskulisse auf den Gletscher zu.
Durch die dünne Schneeschicht ist die Eisfläche schön griffig und die Fahrt über das Firnfeld einfach nur geil. Da haben wir heute den Jackpot geknackt und ziehen headbangend unsere Spuren durch den Schnee. Als wir wieder festen Boden unter den Reifen haben geht der wilde Ritt aber erst so richtig los. Wie die apokalyptische Reiter galoppieren wir auf unseren zweirädrigen Pferdchen über Fels und Stein talwärts.
Bei der Trifthütte legen wir nochmals eine kleine Verschnaufpause ein und dann geht es auch schon weiter durch die Triftschlucht, vorbei am Edelweiss nach Zermatt zurück. Der heutige Tag hat mächtig gerockt und wie es sich für zwei richtige Metalheads gehört, begiessen wir diesen genial alpinen Gig mit einem kühlen Bierchen, bevor wir uns im La Ginabelle kulinarisch verwöhnen lassen.