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Monte Moro Pass

19. Januar 2024
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11. Januar 2024
Belvédère Scuol
10. Februar 2024
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Der goldenen Maria wollte ich schon lange einmal einen Besuch abstatten und heute ist es nun endlich so weit. Nach dem Morgenessen rollen ich gemütlich nach Saas-Almagell hinunter, wo ich auf Rotscher treffe. Gemeinsam radeln wir auf der Strasse hinauf zum Mattmark-See, wo das Schmelzwasser seit 1968 durch den grössten Erdschüttdamm Europas aufgestaut wird. Kein anderer Stausee in der Schweiz forderte beim Bau so viele Opfer. Durch einen Gletscherabbruch des Allalingletschers wurden die Unterkunftsbaracken unter 2'000'000m³ Eis und Geröll begraben, wobei 88 Bauarbeiter ums Leben kamen.

 

 

Auch heute ist der Himmel wieder wolkenlos und das Wasser des Stausees strahlt in schönstem Türkisblau. Auf dem Natursträsschen fahren wir dem See entlang bis an sein hinteres Ende, wo der fahrbare Anteil zu Ende ist. Den roten Bikewegweiser ignorieren wir und schliessen uns den zahlreichen Wanderern an, welche wie wir den Monte Moro Pass als Ziel haben. Bis zum wunderschönen Tällibodu ist der Weg noch recht human und lässt schon Vorfreude auf die Abfahrt aufkommen.

 

 

Beim Tällibodu kommt uns ein Wanderer mit einem zierlichen Setzling im Gepäck entgegen. Er kommt von Macugnaga her, wo die 500 Jahre alte Linde steht, von welcher der Setzling stammt. Der weitere Weg hingegen ist alles andere als zierlich und wir fragen uns langsam, ob da abwärts überhaupt etwas fahrbar sein wird. Schliesslich deponieren wir unsere Bikes hinter einem grossen Stein und setzen den Weg zu Fuss fort. Dieser wurde extra für uns mit orangen Fähnchen markiert, damit wir uns in dem Gewirr aus Felsbrocken nicht verlaufen.

 

 

Auch ohne Bikes ist der Spassfaktor hoch, jedenfalls für uns, ein Teil der Wanderer ist da deutlich unsicherer unterwegs. Die mit Rissen durchzogenen Felsen sind ein Traum und ich kann es natürlich nicht lassen und probiere aus, wie gut es sich in Bikeschuhen klettern lässt. Schliesslich kommt die goldene Maria in Sicht und mit ihr die Landesgrenze. Vom italienischen Macugnaga führt eine Seilbahn hier hoch und dementsprechend viele Turnschuh-Touristen hat es auch.

 

 

Für den Lunch setzen wir uns am Fusse der Maria zu den Wanderern, welche cool drauf sind und sich schon auf den Kafi-Fertig nach der Tour freuen. Auch wir könne das Bierchen unten im Tal schon riechen, aber zuerst steht uns noch der Abstieg bevor. Während wir so talwärts wandern, fragen wir uns, wo dann unser Bikedepot wohl ist. Sind wir schon daran vorbei oder kommt es noch? Peinlich, wir finden unsere eigenen Bikes nicht mehr. Darum teilen wir uns auf und während Rotscher nochmals aufsteigt, suche ich talwärts nach unseren Drahteseln. Plötzlich winkt Rotscher weiter oben, er wurde fündig, nochmals Glück gehabt.

 

 

Anfangs ist für uns kaum etwas fahrbar, aber für ein paar Poserfotos reicht es dennoch. Prinzipiell wären die Steinstufen und Absätze schon fahrbar, aber sie verzeihen keinen einzigen Fahrfehler und wir lassen es darum lieber sein, da wir den Talgrund gerne lebend erreichen würden. Aber je weiter wir nach unten kommen, desto besser wird es und spätestens ab dem Tällibodu sind wir wieder voll und ganz in unserem Element.

 

 

Der Trail vom Tällibodu bis zum Stausee ist genial, aber leider viel zu kurz. Trotzdem war dies heute ein superschöner Tag mit einem versöhnlichen Abschluss, auch wen der fahrbare Anteil doch sehr überschaubar war. Umso flotter geht es nun zurück nach Saas-Almagell, wo das sehnsüchtig erwartete Tourabschlussbierchen auf uns wartet. Cool dass du deine Ferienpläne so kurzfristig ins Saas-Tal verlegt hast Rotscher, denn mit Dir machen solche Touren immer besonders viel Spass.

 

 

Die orangen Fähnchen wurden natürlich nicht extra für uns ausgesteckt. Ein Tag nach unserer Tour fand dort ein alpiner Trailrunning-Event statt, welcher von Saas-Almagell auf den Monte Moro pass führt.

Fazit Saas-Fee: Würde ich nur zum Biken nochmals hinfahren? Definitiv nein, denn wir sind dort nicht wirklich willkommen und die Auswahl an fahrbaren Trails ist doch sehr klein. Würde ich nochmals im Walliserhof Ferien machen? Jederzeit, die vier Tage waren einfach der Hammer und der Hashtag #grandtimeout ist dort Programm. Ich hatte ja am Anfang so meine Bedenken, ob ich mich in einem 5-Stern Grandhotel als Biker nicht etwas deplatziert fühle. Aber nichts dergleichen, die Zeiten der steifen Luxushotels sind vorbei und es ging erstaunt locker zu. Wenn ihr also nochmals solch eine Aktion für Alleinreisende habt, komme ich bestimmt wieder, denn ich habe rund um Saas-Fee noch das einte oder andere Bikeprojekt offen.

 

4 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Wow Sven … super Beitrag. Deine Hintergrundinfos finde ich immer mega spannend und lehrreich. Ich spare mir meist solche Recherchen aus Zeitgründen. Mach weiter so.

    Puh, unsere Bikes 😀 … fast wären wir in der Fastnachtszeitung gekommen *peinlich* … dafür sind die Poserfotos genial.
    Danke dir nochmals für die beiden Tag und die tollen Fotos. Ich schätze die Touren mit dir sehr und freue mich auf ein Wiedersehen.

    • Sven sagt:

      Danke Dir für den Besuch, die zwei Tage haben gerockt 🤘

      Tja, wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen 😆 aber ist ja nochmals gut gegangen und zukünftig werde ich das Bikedepot immer als POI auf dem Navi speichern.

  2. Andi sagt:

    Hallo Sven
    Wie immer schöne Berichte!
    Ja, es gibt definitiv bessere Bike-Destinationen im Wallis als Saas-Fee.
    Was ich dir noch empfehlen kann (falls du es nicht schon kennst) ist der Trail vom Kreuzboden via Almagelleralp nach Saas-Almagell. Hab gehört es soll sich auch noch der Aufstieg zur Almagellerhütte lohnen was ich aber noch nicht getestet habe.

    • Sven sagt:

      Hoi Andi, ich denke man muss das Saastal als Gesamtes betrachten und dann hat es schon Potential als Bike-Destination, vor allem ist es nicht so überlaufen wie andernorts.

      Den Hebordtrail vom Kreuzboden auf die Almagelleralp bin ich bei meinem letzten Besuch vor 5 Jahren gefahren, der war super. Die Almagellerhütte hingegen steht immer noch auf meiner Wunschliste. Ich würde diese gerne mal mit der Überquerung des Zwischenbergpasses verbinden, aber die Tour ist logistisch halt eine rechte Herausforderung vom Saastal aus.

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