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Saas-Fee

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Ganze fünf Jahren ist es nun schon her, seit ich das letzte und einzige Mal im Saastal auf dem Bike unterwegs war. Seitdem habe ich es zugunsten der Matter-Nachbarn sträflich vernachlässigt, also höchste Zeit den Saasern wieder einmal einen Besuch abzustatten. Während des kurzzeitigen Wintereinbruches habe ich genug Zeit um ein Hotel zu suche und stosse dabei auf den Walliserhof. Das 5-Stern Grandhotel hat jede Menge Gault-Millau Punkte und liegt eigentlich ausserhalb meines Preissegmentes, aber es gibt da gerade eine Aktion für Alleinreisende, wo sie das Doppelzimmer für den halben Preis anbieten. Perfekt, da kann ich als Gourmetbiker natürlich nicht widerstehen und trete wie schon George Michael und Andrew Ridgeley vier Jahrzehnte zuvor den Weg in das autofreie Dorf an. Die beiden logierten hier während den Dreharbeiten zum Video von Last Christmas im selben Hotel.

Dass die Bergbahnen in Saas-Fee keine Bikes transportieren ist bekannt. Aber einen Versuch ist es ja wert und so rufe ich trotzdem an, um zu fragen wie es dann ausschaue, wenn sich das Bike in einem TranZbag befindet. Auch da gäbe es keine Ausnahme erklärt mir die Dame am Telefon, denn sie wollen hier keine Biker am Berg. Ich bedanke mich für die Auskunft und teile ihr mit, dass ich trotzdem mit dem Bike kommen werde.

 

 

Die einzige Bahn die bisher Bikes transportierte, führt hinauf zur Hannigalp und wird gerade komplett neu gebaut. Also radle ich am ersten Tag gemütlich die Alpstrasse hinauf zur Bergstation, begleitet vom Knattern des Helikopters, welcher weiter oben mit dem Bau von Lawinenverbauungen beschäftigt ist. Der Tiefblick auf Saas-Fee und die vom Feegletscher glattgeschliffenen Felsen ist schon von hier aus super, aber ich steige noch etwas weiter auf zum Mällig, von wo aus ich dann zum Gibidum rüber quere.

 

 

Hier am höchsten Punkt lege ich mich auf der Wiese in die Sonne, packe mein Sandwich aus und geniesse das traumhafte Panorama. Ganz links das Mittaghorn, der markante Egginer, der Felskinn mit der Gondelstation und prominent weiss glitzernd in der Mitte das Allalinhorn. Der Alphubel rechts davon überragt sie alle und auch die Spitze des Doms schaut hinter dem Schwarzhorn hervor. Die imposante Nordwand der Lenzspitze, das Nadelhorn und das Ulrichshorn runden schliesslich den Gipfelreigen ab, alle noch schön weiss eingekleidet vom jüngsten Schneefall.

 
 

Auf dem Steinwildpfad geht es nun abwärts über den Grat der Senggflüe und der Trail mit Blick auf das Hohsaas und das Weissmies ist (noch) wunderschön zu fahren. Unterhalb des Biedergletschers wird es dann aber steiler und der Weg führt im Zick-Zack durch den mit Felsen versetzten Hang. Der Steinbock den ich da erblicke, fühlt sich in diesem Gelände definitiv wohler als der Biker und als ich weiter unten in den lichten Nadelwald eintauche, treffe ich auch noch auf eine stattliche Gämse. Der Pfad trägt also seinen Namen zurecht.

 

 

Auf dem Höhenweg fahre ich anschliessend durch den wunderbar duftenden Lärchenwald zurück nach Saas-Fee, wo ich mich schon auf den riesigen Wellnessbereich und das Nachtessen freue. Über dieselbe Treppe wie damals George Michael schreite ich hinab ins Cäsar-Ritz, wo bereits ein reservierter Tisch auf mich wartet. Ich schwelge im siebten Himmel, so exquisit habe ich noch nie gespiesen, ein ganz neues Erlebnis. Bei der Genuss-Pension ist ein 4-Gang Menü inklusive und für einen kleinen Betrag können beliebig viele Gänge dazu geordert werden. Die korrespondierende Weinbegleitung setzt dem Ganzen noch die Krone auf und was ich super finde, alle Weine die sie ausschenken, stammen aus dem Wallis.

Am nächsten Tag schlage ich nochmals den gleichen Weg ein, orientiere mich aber heute bei der Hannigalp-Bergstation westwärts, wo mich bereist der erste Trail erwartet. Dieser führt mich zum rauschenden Triftbach und dort ist der fahrbare Teil des Aufstieges dann auch schon zu Ende. Auf dem grossen Stein steht die Zielrichtung gut lesbar angeschrieben und ich hänge das Bike für die nächsten paar Höhenmeter am HookaBike ein.

 

 

Unterhalb des oberen Distelhornes auf ca. 2700müM ist Ende-Gelände, ab hier macht es keinen Sinn mehr das Bike weiter hinauf zu schleppen. Ich überlege noch kurz zu Fuss weiter aufzusteigen, ziehe dann aber die Mittagspause in der Sonne vor. Dabei erhalte ich Gesellschaft von einem sympathischen Mädel, welches ebenfalls alleine unterwegs ist und es ergibt sich ein nettes Gespräch. Die anschliessende Abfahrt ist obenrum trotz blauweisser Wegmarkierung erstaunlich gut und ich kann dabei schon einmal den Aufstieg durch das Skigebiet studieren, welcher uns morgen bevorsteht. Bis zur Mittelstation-Morenia würde einem die Bahn den hässlichsten Teil abnehmen, aber Saas-Fee möchte ja keine Biker am Berg.

 

 

Später wechselt der Weg dann wieder zu Rotweiss und lässt mich auf dem letzten Zick-Zack Abschnitt über die Schönegg nochmals kurz zum Fussgänger werden. Ich quere anschliessend hinüber zur Moräne des Feegletschers, wo mich ein superfeiner Trail durch den Nadelwald erwartet. Von oben rauscht das Schmelzwasser talwärts und unter mir erstreckt sich eine wunderschöne Schwemmebene. Da klingelt plötzlich das Handy, es ist Rotscher, welcher soeben sein Büssli auf dem Campingplatz in Saas-Almagell parkiert hat.

 

 

Das Timing ist perfekt, während ich die die letzten Höhenmeter vernichte, strampelt er hinauf nach Saas-Fee, wo wir fast zeitgleich eintreffen. In der gemütliche Lounge des 12-inch CofFee genehmigen wir uns ein Bierchen oder auch zwei, denn wir haben viel zu plaudern nachdem wir uns ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen haben. Nachdem die letzten Sonnenstrahlen hinter der Mischabelgruppe verschwunden sind, macht sich Rotscher auf den Rückweg uns Tal und ich mich auf zum abendlichen Gourmetdinner.

 

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