Walliser Herbst-Double (Teil 1)
27. Oktober 2015Daheim unterwegs
11. November 2015Nach der Lötschberg-Südrampe am Donnerstag, starteten wir am zweiten Tag unseres Walliser Herbstdoubles in Visp bei bestem Altweibersommerwetter in Richtung Gebidumpass. Zuerst auf der Hauptstrasse an Rebbergen in den schönsten Herbsttönen vorbei, führte die Route ab Unterstalden auf kaum befahrenen Nebensträsschen weiter. Bis nach Visperterminen hätte man auch das Postauto nehmen können oder mit der Seilbahn bis nach Gspon fahren, aber wir erarbeiteten uns den Pass lieber aus eigener Kraft.
Bei diesem super Wetter war das aufwärts Pedalieren die reinste Wohltat. Ich kann die Leute nicht verstehen, die lieber in ein stickiges Fitnesscenter gehen, wenn man solche Alternativen hat. Es gibt doch nichts Schöneres als sich in einer solchen Umgebung körperlich zu betätigen. Bei der konstanten Steigung konnten wir den Walliser Indian-Summer und das wunderbare Panorama in vollen Zügen geniessen. Auf der gegenüberliegenden Talseite erblickte ich Zeneggen, wo ich vor gut zwei Wochen auf meiner Cremeschnittentour vorbei fuhr.
In Visperterminen hatten wir etwa die Hälfte der Höhenmeter geschafft, aber noch lange nicht genug von den wunderbaren Herbsteindrücken. Weiter ging es über ein Strässchen hinauf in Richtung Giw, unserem nächsten Zwischenstopp. Zu rechten die Berner Alpen mit dem markanten Bietschhorn, zur linken die Walliseralpen und das Matterhorn gückselte weiter hinten auch noch hervor, herrlich. Mit zunehmender Höhe wurden die Lärchen immer goldiger und an schattigen Stellen stiessen wir auch schon auf die ersten Schneeresten.
Bei Giw machten wir oberhalb von Etienne‘s Chalet eine kleine Stärkungspause, als gerade ein Helikopter der Air-Zermatt anflog. Schon etwas dekadent, da liess sich doch tatsächlich einer den neuen Whirlpool in sein Chalet weiter oben einfliegen. Nachdem wir das Spektakel beobachtet hatten, machten wir uns an die letzten Höhemeter bis zum Gebidumpass.
Das meiste davon schoben wir, da der steile Weg vom Schmelzwasser recht aufgeweicht war und wir die Beine doch schon etwas spürten. Oben auf dem Pass erwartete uns ein super Panorama, aus welchem der Simplon besonders herausstach. Der Kontrast zwischen dem weissen Schnee und den Herbstfarben der Vegetation war einfach herrlich anzusehen.
Eigentlich wollten wir anschliessend vom Gebidumpass ins Nanztal runter fahren. Angesichts der Schneelage und nachdem uns ein Einheimischer davon abgeraten hatte, disponierten wir aber um und fuhren wider auf dem gleichen Weg zurück nach Giw, denn wir hatten noch eine andere Abfahrtsvariante im Köcher resp. auf dem Navi. Im Nachhinein muss ich sagen zum Glück, denn die folgende Abfahrt über Hotee ist kaum in Worte zu fassen.
Zuerst noch recht unschuldig, ging es über einen breiten und teilweise schon mit Schnee bedeckten Waldweg. Nachdem die ersten 300 Höhemeter vernichtet waren, trafen wir auf die Bodmeri-Niwa-Suon, welcher wir bis kurz vor dem Hüoterhüsi folgten. Eigentlich einfach zu fahren, warf es mich kurz vor dem Hüoterhüsi doch noch ab, als ich versuchte neben der kleinen Holztreppe über die Steine zu räubern. Der Sturz war aber schnell wieder vergessen, als wir kurz darauf über den Bergkamm oberhalb von Ara fuhren. Wir kriegten den Mund fast nicht mehr zu vor Staunen. Durch die vom Waldbrand gezeichneten Baumreste konnte man auf das ganze Rhonetal hinunter blicken, ein erhabenes Gefühl.
Diese Panorama-staun-pause war dann auch die letzte bis nach Visp runter, wir verfielen in einen regelrechten Trailrausch. Enge Spitzkehren und schnellere Abschnitte wechselten sich ab, einfach immer den Hang runter auf feinsten Trails. Die Geräusche der Reifen im Laub wurden lediglich durch ein paar spontane Juchzer unterbrochen, wir flogen förmlich durch den in schönstes Licht getauchten Telwald.
Erst unten in Visp hielten wir wieder an, um den Puls etwas runter zu kriegen und nochmals rauf zu schauen. Diese Abfahrt war einfach der Hammer und ein würdiger Schlusspunkt für die diesjährige Hochtourensaison. Ich glaube wir hatten das Grinsen immer noch im Gesicht, als wir gute zwei Stunden später in der Üsserschwiiz wieder ankamen. Macht immer wieder Spass mit dir unterwegs zu sein Alex, auf weitere solche Touren im nächsten Jahr.
6 Comments
Sehr schöne Bilder in noch schönerer Landschaft. Die Südflanken sind definitiv schneetechnisch besser. Aber auch mit Schnee bleibt der Gibidum ein Traum, egal in welche Richtung man runterfährt.
Ciao Sven,
cooler Bericht!
Danke macht auch immer Spass mit dir!
Gruess Alex
Einmal mehr superschöne Bilder und herrliche Landschaften. Ich durfte dieses Wochenende dasselbe erleben im Leukerbad, drei schöne Touren in dieser wundervollen Stimmung.
Hi Sven, ist wirklich eine traumhafte Gegend. Die Stelle mit der Holztreppe bin ich abgestiegen…..
Dieser Trail war der krönende Abschluss der Tour über die Nanzlücke.. http://swissbikeblog.blogspot.ch/2015/08/die-hamertour-uber-nanzlicka-gibidumsee.html
…und auch im Herbst war ich nochmal mit Etienne in dieser Gegend unterwegs (Bericht folgt noch..)..
Hallo Sven. Super Bericht. Wenn ich ein Bericht wie deinen auf meinen Hometrails so lese, ist das ein eigenartiges Gefühl. Es gibt mir den Gedanken, die Trails noch mehr zu schätzen, was nicht einfach ist :-).
Deine Routenwahl war super. Vom Gebidempass runter nach Giw, könnte man nächstes Mal noch einen schönen Trail nehmen.
Zu deinem Sturz: In der Tat, ist diese Treppe eine Schlüsselstelle, unten meistens noch etwas nass. Habe es nur einmal geschafft, hier durchzufahren. Alleine steige ich immer ab.
Falls Interesse da ist, kann ich dir 2016 mal weitere Trails bei uns zeigen. Weiter so. Gruss Etienne
Nächstes Mal steige ich dort wohl auch ab, zum Wohl von mir und dem Kameraobjektiv.
Gerne komme ich nächste Saison mal vorbei, um ein paar neue Trails und Dich mal persönlich kennen zu lernen 🙂