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Haldensteiner Calanda

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Über den Wolken
30. November 2018
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Alles mitnehmen was noch geht, dies ist jeweils meine Devise, wenn Ende Oktober die Hochtourensaison zu Ende geht. Darum sass ich zwei Tage nach den unberührten Walliser Pfaden auch schon wieder im Zug, diesmal aber in Richtung Bündnerland. Der Tag beginnt schön ruhig und ich döse im Zug noch etwas vor mich hin, bis in Zürich die Stille abrupt unterbrochen wird. Die coole Zürcher Bähnlibikefraktion steigt zu und ist schon mächtig in Stimmung, sie können die Big-Drops und das Trailshredding kaum erwarten. Ich schmunzle nur und freue mich auf den Gipfel, wo ich garantiert keiner dieser Vögel antreffen werde, da dort kein Bähnli raufführt. Heute möchte ich den Churer Hausberg mit dem Bike besteigen, der Haldensteiner Calanda steht schon lange auf meiner Wunschliste und ich habe ziemlich genau vor einem Jahr schon sehnsüchtig zu ihm rüber geschaut, als ich mit David auf dem Fürhörnli war.
 
 
Von Chur aus rolle ich nach Haldenstein hinüber, wo der lange Aufstieg beginnt. Bis zur Calandahütte gilt es 1500 Höhenmeter zu absolvieren, dies ist Frühsport ganz nach meinem Geschmack, die Sonne scheint und das Auge erfreut der Indiansummer in seiner schönsten Phase. Die Steigung der Alpstrasse ist gleichmässig moderat und wenn der Motor einmal auf Betriebstemperatur ist, dann läuft er wie geschmiert. Ich ziehe den ganzen Aufstieg am Stück durch und erreiche nach guten zwei Stunden die Calandahütte.
 
 
Bei der Hütte setzt ich mich ins goldgelbe Gras und stärke mich mit einem Riegel, bevor ich die nächsten 700 Höhenmeter in Angriff nehme. An solch einem schönen Herbst-Sonntag bin ich natürlich hier nicht alleine unterwegs, das totale Gegenteil zu den unberührten Pfaden zwei Tage zuvor, aber nicht ganz so schlimm wie damals die Rush Hour am Piz Umbrail. Vor mir sehe ich ein paar Biker die das gleiche Ziel haben, ich hänge das 301 am Hookabike ein und mache mich auf den Weg.
 
 
Auf dem Wanderweg geht es den schottrigen Hang hinauf, ich hatte mir den Aufstieg schwieriger vorgestellt, ist dieser doch auf der Karte blauweiss markiert. Das Churer Rheintal zu meinen Füssen liegt unter einer Dunstschicht und darüber herrscht super Fernsicht, eine typische Inversionslage wie man sie im Herbst oft antrifft. Zusammen mit den herrlichen Farben ist dies genau das, was den Reiz an herbstlichen Biketouren in den Bergen ausmacht.
 
 
Auf dem kleinen Hochplateau beim Steinmannli ist die Endhöhe fast erreicht und ich kann schon den gräulichen Hauptgipfel mit dem Kreuz erkennen. Der Haldensteiner Calanda kann auch vom Taminatal her begangen werden, hier kommen die beiden Wege zusammen. Auf diesem Weg erreicht man auch den Felsberger Calanda, der einsame Zwilling des Haldensteiner Calandas, welcher sich aber nicht als Bikegipfel eignet.
 
 
Kurz darauf habe ich den rege bevölkerten Vorgipfel erreicht. Ein Pärchen ist gerade dabei sich auf dem Rechaudkerzenöfelchen ein Raclette zuzubereiten, dazu würde ich jetzt auch nicht nein sagen, muss ich mir merken für zukünftige Bergtouren. Die anderen Biker haben ihre Bikes hier zurückgelassen und sind zu Fuss weiter zum Hauptgipfel. Meine Devise lautet aber "wenn schon denn schon", jetzt habe ich das Bike bis hierher hochgeschleppt, also darf es auch mit bis ganz auf den Gipfel.
 
 
Dank dem Hookabike hält das Bike fest am Rucksack und die kleine Felskraxelei auf dem Weg zum Gipfel ist kein Problem. Das Panorama von hier oben ist genial, gegen Norden blicke ich hinab ins Taminatal und auf den Mapraggsee. Weit in der Ferne kann ich die erst kürzlich fertiggestellte Taminabrücke erkennen und auch auf den Pizalun und den Chimmispitz habe ich freie Sicht, auf ersterem war ich letzten Frühling auf meiner Sarganser Frühlingstour.
 
 
Nachdem wir uns brav angestellt haben, dürfen heute Fahrer und Bike gleichermassen vor dem Gipfelkreuz posieren. Viel Platz ist nicht auf dem felsigen Gipfel und so rückt man etwas näher zusammen, keine Spur von den vieldiskutierten Konflikten zwischen Biker und Wanderern. Über dem Tal liegt immer noch Dunst, aber hier oben scheint die Sonne. Ich kann bis zur Lenzerheide und dem Parpaner Rothorn sehen, dort irgendwo tummelt sich jetzt wohl die Zürcher Fraktion aus dem Zug am Morgen.
 
 
Als Aussichtsgipfel kriegt der Haldensteiner Calanda von mir 8 von 10 Punkten und ich verewige mich mit ein paar Zeilen im Gipfelbuch. Nachdem ich ausgiebig die Aussicht genossen und meinen Spitzbub gefuttert habe, mache ich mich bereit für den Rückweg zum Vorgipfel. Das Bike bis zum Gipfelkreuz mitzunehmen macht nicht wirklich viel Sinn, aber ein paar fahrbare Meter hat es dann doch, bevor ich es wieder an den Hookabike hänge, um die felsige Schlüsselstelle zu durchkraxeln.
 
 
Jetzt kann der Abfahrtsspass beginnen, über das Hochplateau kann ich es so richtig fliegen lassen, alpiner Flow vom feinsten hoch über dem Churer Rheintal. Hier hole ich auch die Wanderer wieder ein, mit welchen ich auf dem Gipfel geplaudert hatte. Wie so oft würden die Fussgänger abwärts gerne mit mir tauschen, aber nichts da, so leicht gebe ich mein grünes Fröschchen nicht her, beim hinauftragen habe ich schliesslich auch noch nie ein Tauschangebot erhalten.
 
 
Nach dem Steinmannli wird es wieder anspruchsvoller, nicht sehr technisch, aber durch den schottrigen Untergrund recht rutschig, mir macht es Spass. Auf die Schottersektion folgt noch ein Stück Alpwiesentrail und dann bin ich wieder zurück bei der Hütte. Auf das kühle Calanda freue ich mich schon seit dem Gipfel, wo einer der Wanderer sich ein solches genehmigte. Da ich die Abfahrt noch vor mir habe, gibt es für mich heute nur eins in der Radler-Version, passt.
 
 
Heute ist der letzte Tag der Saison wo die Calandahütte geöffnet hat, Glück gehabt. Ich sitze noch lange vor der Hütte in der Sonne und geniesse die Aussicht, immer im Hinterkopf, dass dies für lange Zeit das letzte Mal mit dem Bike in den Bergen sein könnte. Irgendwann starte ich aber dann doch in die Abfahrt, mit Blick auf den Montalin und das Fürhörnli geht es abwärts durch den farbigen Nadelwald.
 
 
Die Abfahrt nach Haldenstein ist nicht wirklich anspruchsvoll, zügig flitze ich talwärts und sauge den Duft des Herbstes nochmals tief in mich auf. Anschliessend rolle ich zurück nach Chur, wo ich den Zug nach Hause besteige. Hier wieder das gleiche Chaos wie morgens, zum Glück habe ich meinen Musikplayer dabei, ab Zürich kehrt dann wieder Ruhe ein. Somit kann ich wieder einen Punkt auf der Wunschliste abhacken. Mit den besten Trails kann der Haldensteiner Calanda nicht unbedingt punkten, dafür aber mit einem top Panorama, das Gesamtpacket macht es hier aus.
 

Gesamtstrecke: 34.92 km
Maximale Höhe: 2770 m
Minimale Höhe: 557 m
Gesamtanstieg: 2254 m
Gesamtabstieg: -2254 m
Total time: 07:29:19

3 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Danke übrigens für den guten Tipp … darum gibt es auch in meinem Blog bald einen Beitrag zu diesem Gipfel 😁👍
    Richtig schöne Bilder … genau so wie die Aussicht ist … phantastisch. Aber das Bike zum Gipfel rüber nehmen lohnt sich wirklich nicht. Ich habe es vor der Felsenpassage liegen gelassen. Die Krakslerei durch die enge Felsenpassage ist ohne Überbreite einiges angenehmer 😊 … ein Katzensprung zum Gipfel rüber.

  2. spectres sagt:

    Salü Sven

    Danke für den Bericht zu einem Gipfelziel, das auch auf einer meiner Liste ist… Es gibt einfach schier unendliche viele Gipfel-/Tourenziele.
    Ciao, bernhard

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