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Gipfeldoppelpack

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Nach dem Farbenflash der gestrigen Gletschertour begrüsst uns der neue Tag abermals mit wolkenlosem Himmel. Für heute steht ein Klassiker mit zwei Gipfel im Doppelpack auf dem Programm, wir wollen der Bella Tola und dem Rothorn einen Besuch abstatten. Nach einem ausgiebigem Frühstück setzen wir uns in das gelbe Bikeshuttle, welches uns hinüber nach Saint-Luc bringt. Dort angekommen quetschen wir uns zu den anderen Touris in die Standseilbahn und ersparen uns somit nochmals ein paar Höhenmeter. Ab der Bergstation Tignousa ist dann wieder die Beinmuskulatur gefragt. Im Gegensatz zu dem Downhiller der sich zuerst mit ein paar Yogaübungen aufwärmt, legen wir einen Kaltstart hin und geben von Anfang an Kniegas. Auch wenn noch so verlockend, das Bänkchen mit der wunderbaren Aussicht auf Grimentz lassen wir links liegen und treten weiter in die Pedale.
 
 
Es gibt schöneres als den Aufstieg durch ein Skigebiet im Sommer, vieleicht drückt Beat deshalb so auf die Tube, irgendwo in seinem orangen Beast muss da ein Hilfsmotor versteckt sein. Marie und ich nehmen es etwas gemütlicher und werfen dabei schon mal einen Blick auf unser morgiges Ziel, welches sich da rechts von der Turtmannspitze erhebt. Unterhalb des Pas de Boeuf ist die Versorgungsstrasse zu Ende und wir gehen zum Schieben über.
 
 
Auf dem Pas de Boeuf wechseln die Bikes dann auf die Schultern und schon bald darauf stehen wir am Fusse des hellen Gipfelaufbaus. Weit oben könne wir Beat ausmachen, er hat den Gipfel schon fast erreicht. Uns hingegen steht der Aufstieg über den steilen Weg noch bevor, der sich von Seilen gesichert der Bergflanke entlang hinaufzieht.
 
 
Geschafft, der Gipfel ist erreicht und bei dem super Wetter sind wir natürlich an solch einem Wanderberg nicht alleine unterwegs. Biker und Wandere halte sich in etwa die Waage und es herrscht ein freundliches Miteinander. Wir lassen uns die mitgebrachte Walliser Trockenwurst an der Höhenluft schmecken, das Wetter ist auch heute einfach wieder traumhaft.
 
 
Ein grosser Haufen aus Stein inmitten eines Skigebietes, so schön wie der Name vermuten lässt, ist die Tola nicht wirklich. Dafür ist das Panorama umso beeindruckender, eine regelrechte Überdosis an weiss verschneiten Gipfeln rings um uns herum. Am markantesten stechen der Dom, das Täschhorn, das Üssere Barrhorn, das Brunegghorn und alles überragend das Bis- und Weisshorn ins Auge. Die Spitzen vom Zinalrothorn und Matterhorn können wir auch erkennen und über unserem morgigen Ziel die Dent Blanche.
 
 
Auf der anderen Seite ist der zweite Gipfel unseres Doppelpackes in Griffnähe, nur ein schmaler Grat trennt uns von ihm, über welcher ein Pfad verläuft, der unsere Bikerherzen höher schlagen lässt. Die ersten paar Meter sind noch recht verblockt und rutschig, aber dann Genuss pur, vor der fantastischen Kulisse können wir es auf dem Grat rollen und den Blick in die Ferne schweifen lassen.
 
 
Die paar vernichteten Höhenmeter müssen anschliessend zum Rothorn hinauf wieder erarbeitet werden, für uns ein Klacks und schon bald stehe wir auf Gipfel Nummer 2, welcher die magische Grenze knapp verfehlt. Auch hier wieder Panorama in Höchstdosierung, direkt vor uns das Illhorn und darunter der Lac Noir und der Illsee, wo uns der weitere Weg noch durchführen wird. Auf der anderen Rhonetalseite ist der kürzlich erklommene Wildstrubel erkennbar und weit in der Ferne kann ich sogar den Morchelzahn ausmachen, welchen ich letztes Jahr mit Ibex-Tours besucht habe.
 
 
Das kleine Häuschen mit den Panoramatafeln finde ich besonders herzig. Es hat etwas von einem Krähennest am Schiffsmast, ringsherum fällt der Gipfel fast senkrecht ab und man fühlt sich wie in einem Ausguck hoch über dem Wallis. Während wir die Aussicht geniessen, kommen mir gerade die Bilder von Rotscher in den Sinn, als sie hier vor zwei Jahren im Sommer durch den Schnee stapften und in dem Häuschen sogar auf einen Husky trafen.
 
 
Jetzt starten wir in die Abfahrt, zuerst auf dem Grattrail zurück bis zum Sattel und dann stechen wir rechts hinunter. Im Zickzack geht es durch die Steinwüste den Steilhang runter, das Tempo ist flott und der Spass gross, auch wenn wir fahrtechnisch nicht so sehr gefordert sind. Der Weg ist dem Ansturm entsprechend gut ausgebaut, so dass jeder einigermassen geübte Biker gut hinunterkommt. Die beiden Gipfel kann ich darum als Einstieg in das Bikebergsteigen empfehlen, die Tragestrecke ist nicht allzu lang, die technischen Anforderungen halten sich in Grenzen und das Panorama ist ein Klasse für sich.
 
 
Wie immer, der Aufstieg dauert an und runter ist man ruckzuck, so auch heute. Eben standen wir noch 600 Höhenmeter weiter oben auf dem Rothorn und jetzt schon wieder hier unten vor der Cabane Bella-Tola. Die letzte Einkehrmöglichkeit für den Rest des Tages, die muss natürlich genutzt werden. Wir genehmigen uns eine Portion Hörnligratin mit viel Käse und können dabei vom Tisch aus nochmals zu unserem Gipfeldoppelpack hochschauen.
 
 
Wir könnten loch lange hier in der Sonne sitzen, aber wir haben noch ein Stückchen vor uns. Also mit vollem Bauch aufgesessen und die nächsten Höhenmeter in Angriff genommen. Anstatt über den Pas de l'Illsee wählen wir diesmal die Variante über den Illpass, welche uns am Lac Noir vorbeiführt. Auch wenn man es bei den aktuellen Temperaturen kaum glauben mag, der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu und die Farben neben dem Trail kündigen den Herbst an.
 
 
Am Ufer des Lac Noir können wir nochmals einen Blick auf das Rothorn mit seinem Häuschen auf dem Gipfel werfen, bevor es durch das Wintertälli runter zum Illsee geht. Der Trail ist super und das Farbenspiel an diesem herrlichen Altweibersommertag der Hammer, da passt das orange Beast von Beat wie die Faust aufs Auge. Um dem Stausee herum erwartet uns dann eine kurze Schiebestrecke, zu wenig Gefälle um über die Hindernisse zu rollen.
 
 
Wir hatten zuerst noch mit dem Gedanken gespielt, heute einmal die Abfahrt über die Meretschialp auszuprobieren. Da die Zeit aber schon recht vorgeschritten und unsere Beine nicht mehr im frischesten Zustand sind, lassen wir den Gegenanstieg sein und wählen den Klassiker über die Illalp. Dazu muss man wohl nicht mehr viel sagen, anfangs schön technisch, wandelt sich der Trail später im Wald immer mehr zu einem staubigen Flowtrail und endet schliesslich in einer regelrechten Tempoorgie unten in Susten.
 
 
Als wir den Bahnhof in Leuk erreichen, steht da gerade ein abfahrtbereiter Zug und wie wir im Nachhinein merken, wäre dies unsere Verbindung nach Sierre gewesen. Egal, so bleibt noch etwas Zeit für ein Bierchen, bevor wir uns von Beat verabschieden müssen. In Sierre suchen wir das gelbe Bikeshuttle und merken erst im letzten Moment, dass dieses neuerdings auf der anderen Bahnhofseite fährt. Nochmals Glück gehabt, ein paar Minuten später wäre der letzte Postautokurs des Tages ohne uns losgefahren. Eine gute Stunde später erreichen wir schliesslich im Dunkeln wieder unsere Ferienwohnung in Grimentz. Was für ein Tag, zwei hohe Gipfel im Doppelpack, Altweibersommer vom feinsten und Tiefenmeter ohne Ende, ein Biketour wie aus dem Hochglanzmagazin.
 

8 Comments

  1. Ventoux sagt:

    Schöner Bericht fürs Gmüet…merci.

  2. ROTSCHER sagt:

    Da schwelge ich in Erinnerungen … war ja nicht nur einmal dort oben. Der Grat zwischen den Gipfeln ist einfach super und vor allem ideal für coole Fotos.
    Die Abfahrt vom Illsee müsste ich auch wieder mal unter die Stollen nehmen. Dabei wäre euer Übergang via schwarzer See erst noch Neuland für mich.
    Und ja, ist das die neue Halfmoon-Gipfelpose? 😎

  3. Säimen sagt:

    Supersach wieder einisch meh! Mir si denn dr Guerilliatrail diräkt uf Sierre abe -) aber iz muesi glich frage: „…unserem morgigen Ziel die Dent Blanche.“ … isch ümu nid dä Gipfu wome bim Lac Moiry startet u via Pigne de la Lé erreicht?
    Liebgruss

    • Sven sagt:

      Jo das wär doch mol öpis, so ä Viertuusiger mit em Bike 😂 aber neinei, d Dent Blanche isch uf däm Foti über eusem morgige Ziel z’erkenne 😉

  4. Andreas sagt:

    Hey Sven, sehr schöner Blog mit genialen Touren wie ich sie liebe!
    Grüsse aus der „Nachbargemeinde“ Flüh.

  5. Marie sagt:

    Sehr schöner Bericht einer geilen Tour! Komme aus dem Grinsen nicht mehr raus, hehe. Wann wieder ? 🙂

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