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Piz Padella

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Am zweiten Tag in Pontresina wage ich mich in das Revier der Bähnlibiker vor. Durch den Stazerwald fahre ich nach St. Moritz und stürze mich dort in das sonntägliche Getümmel. An der Mittelstation der Chantarella-Bahn ertönt laute Partymusik und ich muss mir neben all den vollmotivierten Bikern einen Platz in der Standseilbahn erkämpfen. Oben angekommen stürzen sich die meisten gleich wieder in die Tiefe, nur ein paar wenige tun es mir gleich und schlagen aus eigener Kraft den Weg zur Chamanna Saluver ein. Vorbei an dem hässlichen Speichersee geht es nach oben zu der Hütte mit dem markanten Baumstumpf.
 
 
Den weiteren Weg kann man von hier aus gut sehen, er führt hinauf zum Fusse des Piz dal Büz mit den drei Blumen dahinter. Zu Las Trais Fluors muss ich wohl nicht mehr viel sagen, die Tour ist ja allseits bekannt und ich bin sie bei meinem letzten Besuch hier schon einmal gefahren. Links neben dem Piz dal Büz liegt die Fuorcla Valletta, dort möchte ich mit dem Bike auch gerne einmal rüber, für heute sehen meine Pläne aber anders aus.
 
 
Ich kann mich noch gut erinnern, beim letzten Mal war ich von dem Trail unterhalb der drei Blumen begeistert. Heute ist er einfach nett zu fahren, mehr aber auch nicht. So kann sich die Wahrnehmung innerhalb von ein paar Jahren ändern, wenn sich der Bikehorizont immer weiter nach oben verschiebt. Dort wo die anderen Biker dem Wegweiser zur Alp Clavadatsch folgen, schultere ich mein 301 und trete den Weg nach oben an.
 
 
Auf den ersten Metern noch moderat, wird der Weg immer steiler und das Grün neben dem Weg weicht langsam den pastellfarbenen Tönen des Gesteins, welche sich in allen möglichen Formen neben mir auftürmen. Es folgt ein kleines Blocksteinfeld welches es zu überqueren gilt und schon kurz darauf stehe ich bei der Wegverzweigung unterhalb des Gipfels.
 
 
Im oberen Bereich haben sich rote Schiefertone im Kalkgestein abgelagert, welche den Gipfel in einem Zartrosa erstrahlen lassen. Gegen den blauen Himmel und die dunklen Wolken gibt dies einen wunderbaren Kontrast ab. Noch ein paar letzte Schritte und ich habe den höchsten Punkt auf 2857müM erreicht, Zeit für ein Päuschen und den obligaten Eintrag ins Gipfelbuch.
 
 
Das Panorama ist wieder einmal sensationell und im Anbetracht der eher kurzen Biketragestrecke fast geschenkt. Beim Blick nach hinten sticht sofort der dominante Piz Ot ins Auge und beim Blick nach vorne habe ich fast das ganze Oberengadin vor mir. Vom Silvaplanersee bis nach S-chanf liegt mir das breite Hochtal zu Füssen und durch das Val Bernina kann ich bis zum Lago Bianco sehen. Dahinter all die verschneiten Gipfel der Berninagruppe, welche heute leider etwas in Wolken gehüllt sind, einfach genial. Auch die gestrige Tour zu den Ibexen bekomme ich von hier nochmals aus einer ganz anderen Perspektive zu Gesicht.
 
 
Der Berg wo ich gerade drauf stehe, heisst aus dem rätoromanischen übersetzt Pfanne. Er hat aber mit einer solchen nichts zu tun und ist nach einem Bürger Samedans aus dem 16. Jahrhundert benannt. Nicht weit entfernt scheint es schon zu regnen, beim Blick nach unten überspannt ein Regenbogen das Valletta. Wenn ich mich beeile, finde ich vieleicht noch den Topf mit Gold an dessen Ende, denn dort wird mich die Abfahrt nämlich hinführen.
 
 
Trocken und mit einem Topf voll Gold heimzukehren, das wäre schön. Also schnell das Alupferdchen gesattelt und aufgesessen, die Abfahrt kann beginnen. Mein Pferdchen schlägt freudig mit den Hinterläufen aus und auch der Reiter kommt dabei auf seine Kosten. Mit Blick auf den Piz Nair geht es um den Gipfel herum, bis ich wieder bei der Verzweigung stehe. Hier halte ich mich jetzt links, auf der Aufstiegsroute wieder herunterzufahren würde nicht viel Sinn machen.
 
 
Alles ist nicht fahrbar, der Weg dem Bergrücken entlang ist ausgesetzt und gleich daneben geht es tief nach unten. Teilweise ist es echt grenzwertig und auch bei der einten oder anderen an sich fahrbaren Stelle steige ich lieber ab. Dafür ist die felsige Kulisse mit Tiefblick auf das andere Engadin (La Plaiv) umso besser, wie zwischen den Zacken einer Krone hindurch schweift der Blick in die Ferne.
 
 
Nach den ersten 150 Höhenmeter habe ich den haarigsten Teil hinter mir und es kommt wieder etwas mehr Fahrspass auf. Bis zum Sass Alv ist feinstes Schottersurfen angesagt, durch die Ausläufer des Piz Padella schlängelt sich der Weg nach unten. Als ich unten ankomme ist der Regenbogen verschwunden und auch vom Goldtopf weit und breit keine Spur. Obwohl, wen ich mir das richtig überlege, habe ich das goldene Los ja bereits mit dem Panorama oben auf dem Gipfel gezogen.
 
 
Hier bei der Wegkreuzung landet man auch von der Fuorcla Valletta her und ich habe die Wahl, ob ich ins Val Bever oder nach Samedan abfahren möchte. Ich entscheide mich für die zweite Variante und flitze weiter zur Alp Munt. Nochmals ein letzter Blick zurück zum Piz Padella und dann folgt das Schlussfeuerwerk, der Trail hinunter nach Samedan ist super und lässt mein Herz nochmals höherschlagen.
 
 
Auf dem Rückweg nach Pontresina erwischt es mich doch noch, auch heute komme ich um eine Gratisdusche nicht herum. Dieses Tagesgangwetter wird mich noch die ganzen Tage im Engadin begleiten. Während der Rest der Schweiz nach Wasser lechzt, gibt es hier immer gegen Abend kurze unvorhersehbare und örtlich begrenzte Regenschauer. Wenn dies erst auf dem Rückweg passiert und nicht wie gestern hoch oben, kann ich mit solche einer Abkühlung gut leben.

Schön war sie meine kleine Sonntagspanoramatour und das dazu passende Sonntagsmenü zaubert später Chef Dainius Spakauskas aus der Küche hervor. Ich werde in den Tagen ein richtiger Fan von Dainius, seine Kreationen sind der Hammer und das Essen kommt genauso funky und farbenfroh daher wie er.
 
 
Heute gibt es ein feines Heilbuttfilet mit Kartoffelkruste auf getrüffeltem Blumenkohlpüree und dazu violette Gnocchi an einer Randenhollandais, garniert mit ein paar knusprigen Bündnerfleischchips. Als Dessert gäbe es ein hell-dunkles Schokoladenparfait mit Beeren, ich entscheide mich aber für das Käseplättchen, dieses passt besser zu dem leckeren Wein.
 

4 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Also das Bike den Trail hochschieben bis zur Bergstation der Sesselbahn Trais Flors geht nun mal nicht. Wo bleibt bei dem Biker die Power? 😉
    Schöne Tour im Bahnenbikerrevier. Die Aussicht ist grandios … und das Bild mit dem Regenbogen super getroffen. Da lässt sich der entronnene Goldtopf verkraften 🙂

  2. blackCoffee sagt:

    Den Trail nach Samedan runter hab ich auch noch in guter Erinnerung (hab mal gelesen, dass sie den sperren wollten?)..
    Deinen Ruf als „Gourmetbiker“ hast Du weiter befeuert…..Wenn es mal einen Foodblog von Dir gibt, bin ich dabei!

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