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Logenplatz über der Riviera

Best of Ticino
10. Juli 2020
Oberland Bernois Valais
2. August 2020
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Neben dem Best-of Programm der diesjährigen Ticinodays stand auch noch eine neue unbekannte Tour auf dem Programm. Am Donnerstag machen wir uns auf den Weg in die Riviera, parkieren die Autos unten im Tal und satteln unsere zweirädrigen Pferdchen. Auf dem asphaltierten Strässchen geht es die ersten 700 Höhenmeter in gemütlich gleichmässiger Steigung nach oben. Am Ende der Strasse erreichen wir einen Parkplatz, wo gerade ein paar Geologen des Kantons vom kontrollieren des Felssturzgebietes zurückkehren. Im Jahre 2012 donnerten hier 300000 Kubikmeter Geröll zu Tale und der Hang wird seitdem überwacht. Plötzlich fängt es an zu bimmelt und eine ganze Geissenschar kommt um die Ecke. Der Chef der Herde mit den prächtigen Hörnern hat sein Harem fest im Griff und ich muss dabei schmunzelnd an meinen Kollegen Ibex denken, der uns zu dieser Tour inspirierte.
 
 
Hier ist dann auch zugleich der fahrbare Teil zu Ende und wir gehen zum Schieben über. Nach wenigen Metern kommen wir zu dieser schönen Alpe mit ihren weitläufig verstreuten Gebäuden. Sogar eine eigene kleine Kapelle besitzt diese Alpe und so wie es scheint, haben sie auch den fiesen Coronavirus bereits erfolgreich kaltgestellt. Wir wollen uns nicht infizieren und lassen die Finger davon, denn zu Hause in der Ferienwohnung wartet definitiv der bessere Gerstensaft auf uns.
 
 
Über die Alpwiese geht es weiter nach oben und schon bald tauchen wir in den Wald ein, dessen Boden von mannshohen Farnen bedeckt ist. Da wir wieder auf dem gleichen Weg hinunterfahren werden, könne wir schon einmal den Trail studieren und was wir sehen gefällt uns. Neben und auf dem Weg kreucht und fleucht es, der Wald ist voll mit Leben und duftet wunderbar.
 
 
Bei der nächsten Alpe legen wir eine kleine Pause ein und stärken uns mit einem Riegel. Den Hinterlassenschaften in den Ställen zufolge sind hier Geissen zuhause, vielleicht sogar die Herde welcher wir weiter beim Parkplatz begegnet sind oder die Geissenböhnli sind schon älteren Datums und die schönen Ställe werden nicht mehr genutzt, wie leider so viele im Tessin.
 
 
Langsam wird der Wald lichter und das Farn am Boden weicht dem Gras, durch die Schneise schleppen wir unsere Bikes weiter nach oben. Schon bald darauf erreichen wir die letzte Alpe, welche sich den Namen mit unserem Gipfel teilt. Etwas weiter oben können wir bereits das Gipfelkreuz erkennen, jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Ziel.
 
 
Schon bald darauf haben wir den unscheinbaren Grasgipfel erreicht, welcher sich als wahrhaftig prächtiger Logenplatz entpuppt. Der Blick reicht über die ganze Riviera und gegenüber erhebt sich der mächtige Pizzo di Claro mit seinem kleinen Nachbarn, welchem wir letztes Jahr einen Besuch abstattet haben. Hier oben lässt es sich aushalten, wir machen es uns in der Sonne gemütlich und stillen den Hunger mit den mitgebrachten Sandwiches.
 
 
Aus Südwest ziehen je länger desto mehr dunkle Wolken über die Gipfel herein, höchste Zeit langsam aufzubrechen, da wir nicht schon wieder nass werden möchten. Die abwechslungsreiche Abfahrt beginnt vielversprechend mit ein paar schönen Trails durch die Graslandschaft. Später im Wald geht es dann zur Sache, auf dem Nadelteppich rollen wir fast lautlos daher und haben an den unzähligen Spitzkehren einen Heidenspass.
 
 
Welcome to the Jungle, weiter unten tauchen wir in das Meer aus Farn ein und verschwinden fast darin. Ich bin heute mit meinem grünen Fröschchen und dem dunkelgrünen Trikot im Tarnmodus unterwegs und in dem Farnmeer fast unsichtbar, nur der weisse Camouflage-Helm sticht heraus. Das Grinsen in Maries Gesicht sagt alles, der Urwaldtrail ist genial, sowas findet man nur hier im Tessin.
 
 
Nach dem Ritt durch den Dschungel fliegen wir über die blühenden Wiesen auf die Alpe zu, vorbei am Coronabrunnen und vorbei an dem kleinen Kappelchen, bis wir wieder beim Parkplatz stehen, wo wir heute Morgen die Strasse verlassen haben. Talwärts nehmen wir natürlich nicht die asphaltierte Variante, sondern den Wanderweg. Zuerst führt uns dieser an ein paar Rustici vorbei, bevor es immer wieder die Strasse kreuzend auf direktem Wege talwärts geht.
 
 
Ganz ticinolike hat es das letzte Stück nochmals in sich, der Wanderweg präsentiert sich steil, verblockt und wild, genauso wie wir es lieben. Auf den letzten Metern fallen dann auch schon die ersten Tropfen. Heute hat das Timing perfekt gepasst, Wir erreichen gerade noch trocken das nächste Restaurant, wo wir den Regenschauer bei einem Bierchen vorüberziehen lassen. Eine echt coole Tour war dies, der unscheinbare Grasgipfel entpuppte sich in Sachen Panorama und Trails als Sahnestückchen. Eine solch abwechslungsreiche Abfahrt kommt einem nicht alle Tage unter die Räder, danke an Ibex-Tours für die Inspiration dazu.
 

2 Comments

  1. IBEX73 sagt:

    Hoi Junior,auf genau solche Bilder,sowie einen Bericht bei dem man sich fühlt,als wäre Mann dabeigewesen habe ich gewartet! Saugeil! Wusste ich doch, dass Euch dieses Töurchen taugt…..nicht zu lang,nicht zu schwer. Da hat sich mein 21 tägiges Tessin-Exploren letztes Jahr gelohnt. @David : Sollte sich mein Gesundheitszustand je wieder bessern,zeigt Euch der Chef-IBEX dann die richtigen,schweren Wege + Gipfel Live vor Ort…..denn diese Tour dort ist nicht mehr als ein Gruss aus der Küche…..haha!

    • Sven sagt:

      Na dann freuen wir uns doch schon mal auf den Hauptgang unseres Ticino-BBS Bocuse 🧑‍🍳 und drücken die Daumen, dass Du bald wieder in den Bergen herumturnen kannst, wie es sich für eine Capra-Ibex gehört 😉

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