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Cabane Arpitettaz

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Nach dem Wintereinbruch im Engadin lege ich zu Hause ein paar Tage die Füsse hoch, in der Hoffnung, dass sich das weisse Zeugs bald wieder zurückziehen wird. Schon den ganzen Sommer über wollten Marie und ich zusammen ein paar Tage in die Berge Biken gehen, leider kam aber immer etwas dazwischen. Nun versprechen die Wetterprognosen für die kommenden Tage nochmals schönes Spätsommerwetter, also nutzen wir diese letzte Gelegenheit, um gemeinsam die Valais-Trails unsicher zu machen. Nachdem ich im letzten Jahr dem Val de Bagnes und dem Val d'Hérens einen Besuch abgestattet habe, ist diesmal das Val d'Anniviers an der Reihe. Zufälligerweise hat Beat auch gerade frei, perfekt, er wird uns mit seinem orangen Beast begleiten. Eine Ferienwohnung in Grimentz ist schnell gefunden und ich mache mich am Dienstagvormittag auf den Weg ins Wallis. Zuerst muss ich aber noch schnell bei meiner Mutter im Lötschental vorbeischauen, um die neue Satellitenschüssel zu montieren. Gesagt getan, anschliessend geht es weiter ins Val d'Anniviers, wo mich Ali in der schönen Ferienwohnung herzlich willkommen heisst.
 
 
Am nächsten Morgen mache ich mich auf in Richtung Zinal, der Trail durch den Wald ist ideal um in den Tag zu starten. Konkrete Pläne habe ich für heute keine, einfach ein bisschen die mir unbekannte Gegend erkunden, etwas für zukünftige Touren rekognoszieren und schauen wie die Schneelage ist. Ich lasse das Bergsteigerdorf am Talende hinter mir und steuere auf die schneebedeckten Viertausender zu. Nach dem ersten noch fahrbaren Anstieg teilt sich das Tal und ich muss ich entscheiden, Zinalgletscher und Cabane du Mountet oder Mominggletscher und Cabane Arpitettaz. Beiden Hütten würde ich gerne einmal einen Besuch abstatten und entscheide mich für Zweitere, mal gucken ob dies per Bike Sinn macht.
 
 
Schon bald habe ich die Baumgrenze erreicht und lege beim dem grossen Kreuz eine kleine Verschnaufpause ein. Der Tiefblick auf das Bett des Zinalgletschers ist von hier aus super und ich kann gut den Weg erkennen, der zur Cabane du Mountet führt. Kurz darauf komme ich zum dem idyllischen Lac d'Arpitettaz, über welchem sie die Gipfel von Weisshorn, Schalihorn und Zinalrothorn erheben. Ich folge mit dem Bike auf dem Rücken immer weiter dem Pfad nach hinten in Richtung Gletscher. Anfänglich wäre dieser in der Gegenrichtung noch fahrbar, aber dann wird es immer unwegsamer und ich zweifle langsam an der Sinnhaftigkeit. Ihr kennt das sicher, man denkt immer gleich wird es besser, nur noch bis zu dem Punk da vorne, das ganze wiederholt sich und plötzlich ist das Ziel in Sicht. Genauso hier, weit oben ist schon die Hütte erkennbar und auch wenn ich eigentlich nur etwas die Gegend rekognoszieren wollte, ist jetzt Umkehren keine Option mehr.
 
 
Das letzte Wegstück ist dann wieder super, der Weg schlängelt sich zwischen den riesigen Steinmannli hindurch und lässt die Vorfreude auf die Abfahrt ansteigen. In der Hütte werde ich freundlich empfangen und die Hüttenwarte staunen nicht schlecht, ich sei der erste, der mit dem Mountainbike hier oben auftauche. Zur Belohnung gibt es ein feines Stück vom hausgemachten Schokoladenkuchen, der schmeck hier oben auf fast 2800müM bei dem Panorama gleich doppelt gut.
 
 
Die Cabane Arpitettaz ist phantastisch schön am westlichen Fusse des Weisshorns gelegen und die Gipfelparade ist ein Augenschmaus, speziell jetzt wo alles so schön weiss verzuckert ist. Weisshorn, das vereiste Schalijoch, Schalihorn, die beiden Pointes de Moming, Zinalrothorn, Blanc de Moming und der spitze Le Besso reihen sich vor der Terrasse auf. Ich bin erstaunt wie weit hinauf es nach dem kürzlichen Wintereinbruch schon wieder schneefrei ist, tiptop, der Winter kann ruhig noch etwas warten.
 
 
Bei der Gelegenheit frage ich die Hüttenwarte gleich noch nach dem Übergang zur Cabane de Tracuit. Sie raten mir davon ab, da es am Col de Milon ein paar ausgesetzte Stellen habe, die mit Ketten gesicherte sind und mit dem Bike wohl nur schwer passierbar seien. Leider ziehen je länger desto mehr Wolken auf, welche die Gipfel und die Sonne verdecken. Mit dem Verschwinden der Sonne wird es zugleich empfindlich kühl, ich ziehe die Jacke an und mach mich bereit für die Abfahrt.
 
 
Der erste Teil der Abfahrt ist der Hammer, viel muss man dazu bei den Bildern wohl nicht mehr sagen, zwischen den Steinmannli hindurch geht es vor dem Zinalrothorn talwärts. Nach diesem Sahnestückchen kann ich es vor der Gletscherkulisse ein paar Meter rollen lassen, bevor die Querung folgt. Da ist wie erwartet kaum etwas fahrbar und ich lasse das Bike gleich auf den Schultern, anstatt immer wieder für ein paar Meter aufzusitzen.
 
 
Nach der Querung geht es gewohnt steinig und verblockt weiter, so wie ich es liebe. Plötzlich klingelt das Handy im Rucksack, es ist Beat, welcher über ein paar Umwege vom Rhonetal her nach Grimentz hochgekurbelt ist. Zum Glück habe ich den Wohnungsschlüssel draussen deponiert, denn ich werde wohl noch ein Zeitchen brauchen, bis ich wieder zurück bin. Ich nutze die Gelegenheit gerade, um noch ein letzte Foto vom Weisshorn zu schiessen, bevor dieses wieder in den Wolken verschwindet.
 
 
Der Trail wird immer besser und ich nehme bis zum Lac d'Arpitettaz an Fahrt auf. Über den neu angelegten Wanderweg geht es anschliessend zurück hinab zum Talgrund, wo die Bäche der beiden Gletscher zusammenfliessen. Auf dem Rückweg nach Grimentz gebe ich Gas und hoffe, dass Beat während des Wartens noch nicht den ganzen Biervorrat vernichtet hat. Nach dem Apero schlendern wir auf der Suche nach etwas zu Essen hinauf in den malerischen Dorfkern und landen mit dem Restaurant de Moiry einen Volltreffer. In der uralten Walliserstube bestelle ich mir Tournedos Rossini mit gebratener Gänseleber und zum Dessert ein Aprikosen-Tiramisu mit Lavendel, ganz grosses Kino, die Qualität der Speisen und auch die kunstvolle Anrichtungsweise. Der erste Tag hier im Val d'Anniviers war top und wir freuen uns schon auf Morgen, wenn es ganz nahe zum grossen Eisriesen geht.

Nachtrag: Nach etwas Recherche glaube ich doch, dass der Übergang zwischen der Cabane Arpitettaz und der Cabane de Tracuit machbar sein müsste. Die Bilder der Wandersleute sprechen dafür und es hatte sogar schon mal jemand sein Bike dort hinüber geschleppt, ganz der erste Biker war ich also wohl doch nicht bei der Cabane Arpitettaz.
 

2 Comments

  1. Spoony sagt:

    Wieder mal ein verrücktes Unterfangen von dir. Möchte gar nicht wissen wieviel du zur Cabane de Tracuit tragen müsstest. Dafür einfach geniale Bilder vor den verzuckerten Bergen. Top!

  2. blackCoffee sagt:

    Wow, diese Bilder, habe Entzugserscheinungen…;-)..
    Hoffe es geht mit dem Frühlingswetter so weiter, dann liegen erste Touren drin…

    Liebe Grüsse

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