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Chalti Wasser

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Die Mäderlicke, eine weitere Tour zu der mich Piotr inspiriert hat. Diesmal kommt der Zug in Brig pünktlich an und ich hänge mein Bike an den letzten freien Bügel des Postautos, welches mich gemütlich auf den Simplonpass bringt. Komischerweise bin ich der einzige der sein Bike oben auf dem Pass vom Postauto nimmt, keine Ahnung wo die anderen alle hin wollen. Die Tour geht direkt auf dem Pass mit schieben los, aufwärts werde ich heute kaum fahren. Nach dem ersten Anstieg geht es flacher einem suonenartigen Bächlein entlang, welches den Rotelsee oberhalb des Hospizes speist. Schon von hier aus sticht mir das rötliche Mäderhorn ins Auge, hinter welchem sich mein Ziel die Mäderlicke verbirgt.
 
 
Schon bald darauf wird es in den Ausläufern des Hübschhorns steiler und unwegsamer, das Bike wechselt auf die Schultern, wo es auch bis nach ganz oben bleiben wird. Es gilt unzählige Chalti Wasser zu überqueren, teils auf Bretterbrücken und teils über Steine hüpfend. All diese Bächlein vereinen sich weiter unten zur Taferna und diese später mit dem Nessel- und Ganterbach zusammen zur Saltina. Die Gegend hier oben am Simplon hat ihren ganz eigenen Charakter, mir gefällt es sehr und die Aussicht auf die Passhöhe ist super.
 
 
Je weiter ich raufkomme desto mehr bin ich in meinem Element, Steinfetischisten kommen hier voll und ganz auf ihre Rechnung. Die Felsen sind grossflächig vom Chaltwassergletscher glattgeschliffen und überall rauschen Chalti Wasser darüber hinab. Einfach herrlich an so einem schwülwarmen Tag hier oben zwischen all den Steinen, farbigen Felsen und Bergbächen unterwegs zu sein, da vergisst man sogar fast das Bike auf dem Rücken bei dieser prächtigen Umgebung.
 
 
Über die Gletschermoräne erreiche ich das Chaltwassertälli, hier führt der Weg entlang des Mäderhorns fast geradeaus hinauf. Langsam kommt der Chaltwassergletscher in Sicht und nach einem letzten steilen Geröllfeld eröffnet sich mir plötzlich der Blick auf den Chaltwassersee auf. Wunderbar türkisblau liegt er unterhalb des Gletschers und dahinter thront der mächtige Monte Leone. Ein wunderschöner Ort hier oben und ganz ohne Zivilisationsspuren, nur schon dafür hat sich das Bikeschleppen mehr als gelohnt.
 
 
Ich beschliesse anstatt direkt zur Mäderlicke aufzusteigen noch einen Abstecher zur Monte Leone Hütte zu machen. Dem Chaltwassersee entlang steige ich zu der schönen Steinhütte auf, wo ich eine feine Rösti mit Spiegelei bekomme. Eine willkommene Abwechslung zu den sonst üblichen Sandwiches. Frisch gestärkt nehme ich die letzten Meter bis zur Mäderlicke in Angriff. Ein angenehmer Nebeneffekt vom Abstecher zur Hütte ist, dass man so den steilen Gipfelhang relativ gemütlich umgeht.
 
 
Oben auf der Mäderlicke ist das Panorama super, links das Wasenhorn, vor mir der Monte Leone mit dem Chaltwassergletscher und tief unten der türkisblaue Chaltwassersee. Es weht aber auch eine extrem steife Brise und ich mache mich deshalb schon bald an die Abfahrt. Von oben blicke ich in das Bodmertälli und sehe von hier aus bis zur Bergstation des Rotwald Skiliftes den ganzen erste Teil der Abfahrt.
 
 
Der Gipfelhang ist Anfangs echt steil und besteht aus lauter grobem Schotter, recht rutschig das Ganze aber fahrbar. Ich liebe es mich in solcher Umgebung fortzubewegen, von hoch oben am Berg geht es langsam durch diese unwirklich raue Steinlandschaft nach unten. Nicht gerade das gewohnte Terrain für uns Zweibeiner, aber auf zwei Rädern macht es richtig Spass diesen Hang zu bezwingen. Nach dem steilsten Stück wird der Weg etwas flüssiger fahrbar, immer noch viel Geröll und Steine um mich herum, der Weg führt über etliche Spitzkehren da hindurch und auf der linken Seite taucht die unbewartete Mäderhütte auf.
 
 
Nach einem kurzen flacheren Stück folgt die zweite Steilstufe, diese ist wieder technischer und es ist nochmals Konzentration gefragt. Hier ist es nicht mehr das lose Geröll welches den Fahrer fordert, sondern immer wieder verblockte Stellen und Absätze, es wird neben dem Trails langsam etwas grüner. Am Ende vom Bodmertälli dann Freiflug über die grüne Alpwiese bis zur Bergstation des Skiliftes, ich gucke nochmals zurück zur Mäderlicke, welche schon hoch oben weit weg zurückliegt.
 
 
Weiter geht es dem Skilift entlang durch den lichten Wald, mit ordentlich Tempo rausche ich über den Trail. Weiter unten wird der Wald dichter und ich erreiche Rotwald, wo ich ein kleines Stück auf der Passstrasse zurücklegen muss. Aber schon bald geht es wieder rein in den Wald, der nächste Trail steht an, es geht runter zum Durstbach.
 
 
Die Höhe haltend radle ich gemütlich über den Wanderweg, überquere den Fronbach und komme zum Weiler Binna. Hier blickt man von unten zur gigantischen Ganterbrücke rauf, ein imposantes Bauwerk mit seinen 678m Spannweite. Ich überquere den Ganterbach aber nicht auf ihr, sondern fahre nach hinten zur alten napoleonischen Ganterbrigga.
 
 
Ich folge ein Stück dem Ganterbach und gelange anschliessend auf den schönen Ganter Talweg, dieser führt dem sonnenbeschienen Hang entlang nach Schallberg. Von hier aus habe ich auch eine guten Blicks ins Nesseltal, da war ich letztes Jahr auch schon einmal mit dem Bike unterwegs.
 
 
Nach Schallberg wechsle ich auf den Stockalperweg, von dem ich noch den untersten Teil mitnehmen möchte. Der Weg führt teilweise über Holzstege und der Blick in die tiefen Abhänge der Saltinaschlucht ist von hier aus eindrücklich. Etwas weiter unten rumple ich dann über die Bickini, die Steine sind zu grossen Teilen noch aus der Zeit Stockalpers wo der Weg im 17. Jahrhundert erbaut wurde.
 
 
Es folgen noch ein paar Trails durch den Wald, da bin ich aber schon bessere gefahren und schon bin ich fast wieder unten im Rhonetal. Über Lingwurm gelange ich zurück nach Brig, wo es gerade noch reicht um am Bahnhofskiosk ein Hopfenteechen zu holen bevor mein Zug einfährt. Den Heimweg verbringe ich dösend und träume von der schönen Hochgebirgslandschaft oben am Simplon.
 

Gesamtstrecke: 26.18 km
Maximale Höhe: 2872 m
Minimale Höhe: 676 m
Gesamtanstieg: 957 m
Gesamtabstieg: -2288 m
Total time: 05:14:35

10 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Wow, wieder eine ganz tolle Tour im Wallis. Die Landschaft mit Gletscher, See und Steinwüste ist einfach fantastisch. Mein Ding 😉

  2. Thomas sagt:

    Oh je … so viele Touren wie du fährst/wanderst … da kommt man ja mit Lesen und Fotos betrachten gar nicht nach.

    Hut ab … habe vor zwei Jahren diese Tour zu Fuss absolviert … mit Abstecher auf das Wasenhorn.
    Aber mal ehrlich … Trailspass ist da eher weniger angesagt. Der Wanderweg oberhalb der geschliffenen Steinplatten (in Richtung Hütte) hat in meiner Erinnerung einige gute flowige Abschnitte, aber immer wieder durchsetzt mit vielen technischen Passagen … jedoch im unteren Teil ist mir da wenig Fahrbares in Erinnerung geblieben.

    Trotzdem … landschaftlich eine absolute Top-Tour.

    • Sven sagt:

      Hehe, und ich komme kaum nach mit bloggen, bin gerade schon wieder on Tour im Val Müstair 🙂
      Ja, bergauf war es eine reine Wanderung in traumhafter Umgebung mit litevillemschen Gepäck. Darum habe ich die Tor auch in diese Richtung gemacht, den Trailspass gab es dann fast unterbruchsfrei von der Licke bis nach Brig runter.

  3. Ventoux sagt:

    Einmal mehr nur phantastisch, was Du hier wieder gefunden hast. Direkt nachahmenswert…

  4. Chregu sagt:

    Phantastisch Sven. Gratuliere zu dieser Supertour!!! Auch die Fotos wie immer toll von Dir. Freue mich mehr von Dir zu lesen.
    P.S.: Auch ich komme momentan kaum nach mit bloggen…:-)

  5. blackCoffee sagt:

    Oh, etwas für Feinschmecker….Schöne Tour, Danke für’s teilen….

  6. spectres sagt:

    Salü Sven

    Das ist ja eine spannende Sache. Die Tour habe ich in derselben Weise wie Du vier Tage früher gemacht.
    Eine lohnende, jedoch in der Abfahrt auch eine anspruchsvollere Tour.
    Der Chaltwassergletscher hat aber einen enormen Masseverlust erfahren und dürfte wohl bald nur noch ein schmales Band sein und der alpine Charakter wird leider abnehmen.
    Die Suone heisst übrigens Chaltwasser-Wasserleite und hat früher die Matten auf dem Simplon bewässert. Jetzt wird, wie Du es geschrieben hast, der Rotelsee gespiesen.

    Liebe Grüsse aus dem Wallis bernhard

    • Sven sagt:

      Hoi Bernhard

      Merci für dein Feedback. Die Anzahl der Verrückten, die ihr Bike dort raufschleppen, scheint also gar nicht so klein zu sein 😁
      Ja das ist leider so, das Angesicht vieler Biketouren wird sich in den nächsten Jahren stark verändern und dies in einem Tempo, dass es einem Angst macht. Man kann bei vielen Gletschern förmlich zusehen wie sie wegschmelzen, die Permafrostböden tauen auf und die Hänge kommen ins Rutschen. Aber es gibt ja immer noch (mächtige) Leute die behaupten, dass der Klimawandel eine Einbildung sei.

      Liebe Grüsse aus dem nordwestlichsten Zipfel der Üsserschwiiz
      Sven

      • spectres sagt:

        Salü Sven

        Na, so viele sind’s dann doch nicht. Abgesehen davon, und das hast Du sehr schön beschrieben, landschaftlich ist es ein herrlicher Aufstieg. Bei der Abfahrt wird man dann nochmals belohnt und trifft mit einer guten Dosis Endorphin in Brig ein.

        Im Gegensatz zu Dir darf ich noch etwas zuwarten, bis ich die Fotos in Ruhe anschauen kann. Ende Woche geht es dann wieder in die Zentralschweiz.

        Happy trails bernhard

  7. Alex sagt:

    Habe diese Tour gemacht, einfach nur schön und ein mega Erlebnis
    Lg Alex

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