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Herbstliche Hörnerspielereien

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Es reichte doch noch einmal für einen allerletzten 3000er. Nachdem wir am Wochenende wegen den SBB-Bauarbeiten ja nicht ins Wallis konnten, holen wir dies heute nach. Mit dabei ist wieder David und auch bei Rotscher brauchte es nicht viel Überredungskunst, wenn ein paar Hörner locken. Die ersten Höhenmeter legen wir mit dem gelben Bikeshuttle zurück und schweben dann durch die Luft weiter zur Alp hoch über Naters. Hier können wir zuerst ein paar Meter fahren, bevor wir schon bald zum Schieben übergehen. Über den Wanderweg geht es bei schönstem Herbstwetter am Denkmal des berühmten Naturwissenschaftlers vorbei nach oben. Herrlich, hier oben in dieser Stille nochmals Sonne tanken zu können, bevor dann schon bald der Winter unsere geliebten alpinen Trails in Beschlag nimmt.
 
 
Während wir unsere Bikes so den Berg hinaufschieben, steigt schon die Vorfreude auf die Abfahrt, der Wanderweg verspricht talwärts jede Menge Spass. Auch unser Ziel ist schon im Blickfeld und es rückt immer näher. Die ersten 600 Höhenmeter bis zur Skilift-Bergstation und dem Speichersee haben wir recht schnell hinter uns gebracht und legen eine kurze Pause ein. Ein schöner Ort hier in diesem Bergkessel mit all den Spitzen und Hörnern ringsherum.
 
 
Jetzt wird es steiler und wir schultern unsere Bikes. Um den Fuss des Hornes herum geht es über Stock und Stein(platten) nach oben, die Erstellung dieses Weges hat wohl einiges an Kraft und Mühe erfordert. Überhaupt können wir uns hier glücklich schätzen, so ein super gepflegtes Netz an Wanderwegen zu haben und sollten diese auch dementsprechend behutsam befahren.
 
 
Als wir auf einem kurzen flacheren Stück eine Verschnaufpause einlegen, passiert uns ein einzelner Wanderer, welcher das Bedürfnis hat uns mitzuteilen, dass er gar nicht gut findet was wir hier machen. Er sei ja selbst Biker, aber seiner Meinung nach sei dies ein totaler Unsinn und verärgere nur die Wanderer. Tja, jeder darf seine eigene Meinung haben, aber ausser ihm sind wir bisher auf dieser Höhe noch kaum Wanderern begegnet, welche sich über uns ärgerten, im Gegenteil.
 
 
Wir schultern unsere Bikes wieder und nehmen den Rest bis zum Gipfel in Angriff. Fast wie auf einer Treppe geht es über die Steinplatten nach oben, weit ist es nicht mehr bis zum Holzkreuz auf gut 3000müM. Der Gipfel des Hornes ist schon rege bevölkert, die Stimmung ist gut, die übliche Sprüche und ein paar nette Plaudereien, nur der grimmige Wanderer sitzt stumm auf seinem Stein.
 
 
Die Aussicht von hier oben ist phänomenal, vor allem der Blick auf den grauen von Schutt bedeckten Oberaletschgletscher und das weiss versschneite Alteschhorn dahinter. Gut sieht man auch den 2005 angelegten Panoramaweg zur Oberaletschhütte, welcher durch die Flanke der Fusshörner führt. Aber nicht nur uns scheint dieser Gipfel zu Gefallen, auch unsere Gefiederten Freunde fühlen sich hier oben ganz wohl.
 
 
Weiter hinten züngelt das grosse Schleckeis hervor, daneben der Aletschwald und der Blick schweift weiter über die weitläufige Geländeterrasse bis hin zum nächsten Horn. Noch weiter in der Ferne können wir kürzlich gefahrene Touren wie die Fülhornvariante des Saflischpasses oder den Grat unseres Tages der Hörner hoch über dem Rappetal erkennen.
 
 
Bei dem superwarmen Wetter hätten wir noch lange hier oben verweilen können, aber für ein Schläfchen ist es zu unbequem und es lockt die Abfahrt. Die ersten paar Meter sind für uns nicht fahrbar, aber dann beginnt der Spass. Ein grosser Steinspielgarten, wie kleine Kinder im Sandkasten spielen war darin herum, probieren hier und da etwas aus, steigen aber bei den gröbsten Stellen auch immer mal wieder ab.
 
 
Weiter unten werden die Steine auf dem Weg weniger und es folgt sogar ein kurzes flowiges Stück. Um den Fuss des Hornes herum dann wieder mehr Steine, wie wenn ein Plattenleger die flachen Platten ausgelegt hätte. Wir könne es kaum fassen, diese Abfahrt ist einfach genial und wir können kaum genug kriegen von dieser Steinspielwiese.
 
 
Bis zum Speichersee runter wird der Trail immer flüssiger und wir stehen schliesslich mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder bei der Skilift-Bergstation. Der Spass ist aber hier noch lange nicht zu Ende, jetzt folgt noch der Trail auf welchen wir uns schon beim Aufstieg gefreut haben. Recht flowig fahrbar ist der Fahrer aber trotzdem ständig gefordert, da es eben noch ein naturbelassener Wanderweg mit Steinen und Hindernissen ist. So muss es auch sein, entschärfte Pussyflowtrails findet man anderorts genug.
 
 
Wieder unten zurück beim Startpunkt klatschen wir ab, ich glaube unsere Mimik sagt alles, hüeru güet. Was sollen wir jetzt mit dem angebrochenen Nachmittag noch machen, schon ins Tal runter und den Hopfenhaushalt ins Gleichgewicht bringen oder noch ein Horn anhängen. Wir entscheiden uns für letzteres, das zweite Horn wird doch noch in Angriff genommen. Das heisst aber auch die Bikes nochmals 500 Höhenmeter den steilen Hang hinauftragen, ohne Fleiss kein Preis. Anfangs kommen wir noch recht gut voran, aber je weiter wir nach oben kommen desto mehr habe ich zu kämpfen und das Bike auf den Schultern wird schwer und schwerer.
 
 
Schliesslich haben wir es aber geschafft und stehen oben auf dem Grat, jetzt können wir uns wieder in den Sattel schwingen und den ersten Trail geniessen. Vor uns sehen wir ein Horn mit einem Kreuz, dies muss es wohl sein, vom Ziel trennt uns also doch nochmals ein Aufstieg. Mit letzter Kraft erklimmen wir den kurzen Anstieg in der Abendsonne, geschafft, diese Pause haben wir uns jetzt verdient. Hier ist auch genug Platz um unsere drei Schönheiten neben dem Gipfelkreuz zu präsentieren, wir habe das zweite Horn des Tages um diese Zeit ganz für uns allein.
 
 
Das Panorama ist auch hier umwerfend, ringsherum schimmern die gelben Wiesen in der Abendsonne und die Gipfel strahlen um die Wette, viel schöner als im harten Licht der Mittagsonne. Auf der einen Seite geht es tief runter in ein raues Tal, wir haben freien Blick zurück auf den Gipfel wo wir noch vor kurzem standen, Fül- und Folluhorn sind von hier aus noch besser zu erkennen und auch die bereits befahrene Mäderlicke kann ich ausmachen.
 
 
Hier oben im Sommer einmal unter dem Sternenhimmel zu übernachten wäre verlockend, da sind wir uns einig, vielleicht nächstes Jahr. Wir stärken uns nochmals mit ein paar Süssigkeiten, bevor wir uns in die Abfahrt stürzen. Hammer, wir sind sofort wieder voll im Trailrausch, für den Trail runter zur Alp hat sich der erneute Aufstieg definitiv gelohnt. Unzählige Kurven wo wir den Hinterradschwung üben können und immer wieder senkrechte Steinplatten (auch Felgenkiller genannt), ein Weg ganz nach unserem Geschmack.
 
 
Unter uns schimmern die Lärchen bei der Alp goldgelb wie ein Krugerrand, verlassen und idyllisch präsentiert sich diese uns wenig später in der Abendsonne. Hier oben auf dieser wunderschönen Alp würde ich gerne einmal einen Sommer verbringen, fast wie ein kleines Dörfchen mit all den verstreuten Häusern und dem kleinen Steinkirchchen.
 
 
Jetzt geht es rein in den farbigen Wald und wir sind noch ein letztes Mal gefordert. Der Trail nach unten ist zeitweise extrem rau und ruppig, wir lassen es über den staubtrockenen Boden rumpeln und geben nochmals alles. Langsam spüren wir unsere Arme und Beine, die fast 3000 Höhenmeter Downhill haben ihre Spuren hinterlassen. Allmählich wird es auch wieder grüner und durch die Dörfer und über die Wiesen können wir uns etwas erholen.

Als Finale folgt noch ein Stück Römerstrasse und David führt uns anschliessend auf den Kapellenweg, wo wir jedem Kapellchen einen Gruss mit dem Hinterrad entrichten. Auf einer der letzten Kehren erwischt es mich dann doch noch, ein an sich harmloser Sturz hat leider unschöne Folgen für mein grünes Fröschchen. Erledigt, aber restlos glücklich und zufrieden erreichen wir schliesslich Naters und rollen zurück zum Bahnhof. Hier genehmigen wir uns bei den letzten Sonnenstrahlen das wohlverdiente Hopfenteechen, diesen Tag haben wir voll und ganz ausgekostet. Es hat extrem Spass gemacht mit Euch beiden diese zwei Hörner zu rocken, heute hat einfach wieder einmal alles gepasst, ein würdiger Abschluss der diesjährigen Hochtourensaison.
 

8 Comments

  1. michi220573 sagt:

    Sven, gratuliere zu dieser Hammertour. Den zweiten, viel kleineren und einfacheren Gipfel hab ich 2015 auch gemacht und ich empfand die Abfahrt zur Alp als traumhaft, die Weiterfahrt nach Naters hinab ist sowieso obergenial: http://www.mtb-news.de/forum/t/hochtouren-fotos-teil-2.490135/page-308#post-13121040. Und solche griesgrämigen Wanderer hat es leider auch ab und zu mal. Ich hatte gestern einen griesgrämigen Autofahrer auf dem Radweg neben seinem Auto stehen, der trotz fünfmal klingeln nicht beiseite gehen wollte und mir noch einen dummen Spruch hinterher rief. Das muss man wohl ausblenden können.

    Alles Gute wünscht Michi

  2. ROTSCHER sagt:

    Oh ja, das war ein sehr würdiger Abschluss der hohen Gipfel, ein echter Hammertag. Es war ein Vergnügen mit dir und David. Zu ergänzen gibt es nicht viel, die Bilder sagen alles 😍
    Und wegen dem Übernachten auf dem Gipfel, bei mir braucht es nicht viel Überzeugungsarbeit 😁
    Zum Schluss noch gute Besserung deinem Fröschchen … wenn das so einfach wäre, gell

  3. blackCoffee sagt:

    Super Saisonabschluss – wünsche Dir eine gute Zeit..

  4. Betschart Linus sagt:

    Kompliment für Deine Gipfelturen Bravo.

  5. spectres sagt:

    Güäte Tag Sven

    Ein toller Gipfel – habe ihn vor zwei Jahren am 1. August gemacht. Die Abfahrt im oberen Teil ist wirklich toll und da die Bahn keine Bikes mehr mitnimmt, ist’s auch für eine Biketour toll (das längere Hochtragen trennt die Bikenden definitiv).

    So, und in zwei Stunden geht’s ab ins Wallis…

    Happy trails
    Bernhard

    • Sven sagt:

      Hoi Bernhard

      Ja das ist wahrlich ein super Gipfelduo dort oben. Ist dann die Hohbiel-Sesselbahn früher auch im Sommer gefahren und hat Bikes mitgenommen?

      Wünsche Dir viel Spass im Wallis!

      • spectres sagt:

        Salü Sven

        Ja, die Sesselbahn fährt auch jetzt noch. Früher nahm sie MTBs mit.
        Den Spass werde ich haben. Es geht auf Trailerkundungen in den unteren Regionen.

        Ciao, Bernhard

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