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Südrampe extended

Lieblings-Panoramabänkchen
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10. Juli 2020
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Mein letzter Abstecher ins Wallis lag schon eine gefühlte Ewigkeit zurück, da musste ich nicht lange überlegen als Davids Anfrage für eine gemeinsame Tour in die Mailbox flatterte. Frühmorgens im Baselbiet losgefahren, treffe ich in Bern im Zug auf David und René, welcher uns auf der alten Lötschberglinie nach Hohtenn bringt. Dort wartet auch schon Ändu auf uns und die Truppe ist komplett, da Rotscher leider wegen unfreiwilligem Bodenkontakt absage musste. Neben uns steigen in Hohtenn auch noch ein paar andere Biker aus, welche ebenfalls die Südrampentour fahren möchten. Im Gegensatz zu diesen werden wir aber heute die Extended-Version unter die Räder nehmen und schlagen den Weg bergwärts ein. Nach der langen Winterpause haben wir viel zu plaudern und gewinnen auf dem Strässchen rasch an Höhe. Später verlassen wir dann die asphaltierte Oberfläche, überqueren den Basistunnel und fahren in das Jolital hinein. Rechts oben können wir schon unser anvisiertes Ziel sehen.
 
 
Bei den Alphütten ist fertig mit Fahren, wir überqueren den Bach und schultern ein erstes Mal unsere Bikes. Auf der anderen Talseite geht es den Steilhang hinauf in Richtung Osten, bis wir auf der Anhöhe das Stadtzentrum von Prag erreichen. Die Blick von hier oben über das Rhonetal ist super und die Landschaft wird wieder etwas lieblicher, zwischen den zahlreich spriessenden Krokussen hindurch schieben wir die Bikes weiter den Hang hinauf.
 
 
Nach dem lieblich grünen Abschnitt wird es erneut karger und steiler, der Hang besteht hier quasi aus einer grossen Steinplatte mit grenzwertigem Neigungsgrad. Bergab würden diese Steinplatten auf dem Bike sicher Spass machen, wenn denn eine Auslaufzone vorhanden wäre. Diese gibt es aber leider nicht und ein kleiner Fahrfehler hätte eine unfreiwillige Flugstunde in grösserem Ausmass zur Folge.
 
 
Wir sind froh die heikle Passage hinter uns gebracht zu haben und streben weiter dem schwarzen Horn zu. René hat mittlerweile sein eBike zurückgelassen und begleitet uns zu Fuss. Wirklich viel ist hier wohl auch in der Gegenrichtung nicht mehr fahrbar und kurz darauf deponiert auch Ändu sein Bike am Wegrand. Nur bei David und mir ist die Hoffnung noch nicht gestorben und wir schleppen unsere Litevilles weiter den Grat hinauf.
 
 
Etwa 300 Höhenmeter unterhalb des Gipfels kapitulieren dann aber auch wir, die Bikes noch weiter hinauf zu schleppen macht definitiv keinen Sinn mehr. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, sollen wir zügig auf Schusters Rappen den Gipfel erklimmen oder lieber doch lieber hier in der Sonne eine ausgiebige Mittagspause machen. Wir entscheiden uns für die gemütliche Variante und geniessen das Panorama an diesem herrlichen Maisommertag.
 
 
Ich kann mich kaum erinnern, dass sich der Schnee in den letzten Jahren zu diesem Zeitpunkt schon soweit zurückgezogen hatte, weiteren Hochtouren steht also nichts mehr im Wege. Der Proviant ist aufgefuttert und es juckt uns in den Fingern, also aufgestanden und aufgesessen, zu Fuss und per Rad nehme wir den Abstieg in Angriff. Während David und ich die ersten paar Meter Trail austesten, nutzt René die Gelegenheit um ein paar coole Fotos zu schiessen.
 
 
Nach und nach sammeln unsere beiden Fussgänger ihre Zweiräder wieder ein und wir können den weiteren Weg gemeinsam unter die Stollen nehmen. Die steilen Steinplatten umgehen wir über eine nicht minder abenteuerliche Stelle und dann rollt es wieder, der Trail durch den lichten Nadelwald ist ein Träumchen und es duftet auf jedem Meter nach Wallis und wildem Bergthymian, wie habe ich das in den letzten Monaten vermisst.
 
 
Zurück in der Tschechischen Hauptstadt geht der Spass so richtig los, jetzt folgt das Highlight in Form eines steilen ausgesetzten Hanges mit unzähligen Lawinenverbauungen. Mit wunderbarem Tiefblick ins Rhonetal starten wir mit ein paar Spitzkehren, welche David wie immer stielvoll umsetzt. Bei uns anderen klappt dies noch lange nicht so elegant, aber Übung macht den Meister. Zwischen den grossen Grillrosten hindurch ziehen wir eine dicke Staubwolke hinter uns her und vernichte innert kürzester Zeit Höhemeter en mass.
 
 
Mitten im Lawinenhang passieren wir zwei zerfallen Baracken, welche wohl den Bauarbeitern beim Bau der Grillroste als Unterkunft dienten. Etwas weiter unten dann ein Klohäuschen mitten im Wald, aber eines der gefährlichen Sorte. Ein grosser Stein hat das Dach durchschlagen, da kriegt die Bezeichnung Donnerbalken eine ganz neue Bedeutung, nicht immer kommt alles Gute von oben.
 
 
Nach einem kurzen Stück auf der Strasse treffen wir wieder auf die Originalroute der Südrampentour und steuern auf die Bietschtalbrücke zu. War der Himmel morgens noch leicht bedeckt, strahlt die Sonne jetzt vom blauen Himmel und je weiter wir nach unten kommen, desto heisser wird es. Der erste richtige Sommertag in diesem Jahr, unten im Rhonetal wird sogar die 30° Marke geknackt. Von mir aus kann es ruhig so weitergehen.
 
 
Die Südrampe bin ich das letzte Mal vor 5 Jahren gefahren und in unserer erweiterten Version macht sie gleich doppelt Spass. Der Manera-Suone entlang trailen wir weiter nach Ausserberg, wo wir uns im Restaurant eine Erfrischung genehmigen. Nach den ganzen Corona-Einschränkungen ist auch diese eine Premiere, endlich wieder gemütlich mit Freunden in der Gartenwirtschaft sitzen zu können. Ändu nimmt danach den Zug zurück nach Hohtenn und wir noch den letzten Trail nach Visp hinunter, wo auch wir den Zug besteigen. Es war ein super Tag mit euch und für mich gleichzeitig der Start in die diesjährige Hochtourensaison, mit der Hoffnung, dass noch manche solche Tage folgen werden.
 

4 Comments

  1. David sagt:

    Eine genialer Wallis-Tag war das wiedermal – danke für den Bericht! Für Nachahmer gut zu wissen: schwindelfrei sollte man sein und Kletterpartien mit Bike auf den Schultern sollten auch kein Hindernis sein. Beherrscht man noch Umsetzen in exponiertem Gelände, dann wirds richtig spassig 😎

  2. blackCoffee sagt:

    Schöne Erinnerungen – an eine noch schönere Tour..
    Hoffe wir rocken wieder mal gemeinsam die Trails, sei es an Pfingsten oder danach in der Sonnenstube..

  3. ROTSCHER sagt:

    Wow, sieht herrlich verlockend aus 😁 … richtig abenteuerlich … und dies schon in der ersten „richtigen“ Bergtour. Extrem schade dass ich nicht dabei sein konnte. Es hat mich riesig geärgert. Aber es war klar vernünftiger. Meine Rippen sind auf gutem Weg zur Genesung 😏
    Ich freue mich auch auf die ersten gemeinsamen Touren. Bis bald …

  4. Sven sagt:

    Gut dass du dies erwähnst David, sollte ich vieleicht mal in einen Disclaimer aufnehmen. Die meisten Touren hier sind nur für Biker zur Nachahmung empfohlen, welche es auch gewohnt sind, sich sicher im unwegsamen alpinen Gelände fortzubewegen!

    Ja wir haben dich auch vermisst Rotscher und ein paarmal zu dir rüber geschaut, aber bald können wir ja schon alle zusammen die Trails in der Sonnenstube rocken. Freut mich zur hören, dass es deinen Rippchen wieder etwas besser geht und die Grillroste auf der anderen Talseite laufen ja nicht davon 😉

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