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Walliser Prachtsherbst

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Bei den super Wetteraussichten für das letzte Wochenende musste ich nicht lange überlegen, ab ins Wallis zum Sonne tanken und Trails rocken. Ein kurzes Rundmail bestätigte meine Vermutung, Rotscher und David hatten den gleiche Plan, perfekt. Übernachten durfte ich diesmal im Hotel Visperhof, der ersten Adresse für Biker am Platz. Direkt am Bahnhof gelegen, bietet es alles was das Bikerherz begehrt. Einen abschliessbaren Bikeraum mit Montageständer und Werkzeug, superschöne Zimmer mit Klimaanlage und ein Morgenbuffet das keine Wünsche offenlässt. Für den Notfall besteht sogar Kontakt zum örtlichen Bikeshop, welcher auf diesem Weg auch ausserhalb der Öffnungszeiten erreichbar ist. Nachdem ich im Visperhof eingecheckt habe, treffe ich auf Rotscher und wir lassen uns mit dem Postauto auf die Moosalp chauffieren. Den Klassiker von der Moosalp über Jungu nach St. Niklaus bin ich vor Jahren das letzte Mal gefahren, höchste Zeit ihn mal wieder unter die Räder zu nehmen. Rotscher hat für heute noch eine Zusatzschlaufe ausgetüftelt, da bin ich gespannt. Der Höhenweg ist immer wieder klasse zu fahren, erst recht an so einem schönen Herbsttag. Ein wolkenlos blauer Himmel, die Wiesen goldgelb und Heidelbeersträucher die mitten im Farbwechsel zu tiefrot sind, einfach herrlich.
 
 
Die Zusatzschlaufe ist top, wir gelangen zu einer Alp welche um diese Jahreszeit bereits verlassen ist, nur drei einsame Kühe weiden noch ganz alleine hier oben. Der nun folgende Weg hinunter zum nächsten Weiler ist ein Volltreffer, anspruchsvoll aber bis auf ein paar wenige Stellen fahrbar, genau unser Ding. Zuerst führt er einer Suone entlang, bevor es spielend durch den lichten Baumbestand nach unten geht. Wir lieben solche Trails, da hat man lange etwas von den erarbeiteten Höhenmetern.
 
 
Der Weiler liegt ebenfalls wie Jungu auf einem Panoramafelsbuckel, wir setzen uns in die Wiese und geniessen in der Sonne die Aussicht. Von hier aus sieht man bis zum Kleinmatterhorn und wir können sogar die neue 3S-Bahn erkennen. Aber nicht nur wir habe uns sofort in dieses Plätzchen verliebt, ein paar Städter aus Naters haben hier oben ihr Wochenendchalet und geniessen ebenfalls den schönen Herbsttag.
 
 
Ins Tal hinunter geht es durch den Wald über unzählige Spitzkehren, da juchzt des Bikers Herz, wie wenn der Weg für uns angelegt worden wäre. Auf dem Rückweg nach Visp nehmen wir noch so viele Trailmeter wie möglich mit und lassen anschliessend den Tag bei einem kühlen Bierchen ausklingen. Zum Nachtessen bin ich mit Beat in Zermatt verabredet. Da ich es dieses Jahr nie zum Biken am Horu geschafft habe, gibt es halt jetzt einen kulinarischen Abstecher. Das Hirschkarree an Trüffelsauce mundet vorzüglich und der Gesprächsstoff geht uns auch nicht aus bei den vielen Bike-Aktivitäten rund um Zermatt.

Am nächsten Morgen treffe ich in Brig wieder auf Rotscher, heute ist ausserdem noch David, Markus und Peider mit von der Partie, wir haben die Mäderlicke auf dem Programm. Ich bin diese Tour ja schon letztes Jahr einmal gefahren und gerne nochmals dabei, ist sie doch etwas ganz Besonderes. Auch heute absolvieren wir die ersten Höhenmeter wieder mit dem Postauto, welches uns bis auf die Simplon-Passhöhe bringt. Von dort aus geht es der Suone entlang in Richtung Chalti Wasser. Das erste Stück ist noch fahrbar, aber schon bald heisst es die Bikes schultern. Während wir unsere Tragesysteme montieren, schreiten Markus und Peider schon mit grossen Schritten voran und wir müssen schauen, dass wir den beiden hinterherkommen.
 
 
Der Simplon wird nicht umsonst als Wetterscheide bezeichnet, je höher wir kommen desto stärker pfeift uns der Wind um die Ohren. Die Bikes auf dem Rücken wirken wie ein Segel und trotz Langfinderhandschuhen frieren wir an die Finger. Wir freuen uns schon auf die Monte-Leone Hütte, um uns etwas aufzuwärmen. Aber Pech gehabt, die Hütte ist um diese Jahreszeit leider schon geschlossen, also steigen wir halt direkt weiter auf zur Mäderlicke. Auf der Leeseite lässt es sich aushalten und wir machen Mittagshalt, gefühlte 10° Temperaturunterschied zur der dem Wind zugewandten Seite. Anstatt von der Licke aus in die Abfahrt zu starten, steigen wir heute noch ein paar Meter weiter auf zum Gipfel des Mäderhornes und werden mit einem fantastischen Tiefblick auf den Simplonpass belohnt.
 
 
Jetzt beginnt der Spass so richtig, durch den grobschotterigen Steilhang geht es das Bodmertälli hinunter. Der Trail ist voll und ganz nach unserem Geschmack, da sind wir alle aus dem gleich Holz geschnitzt, solche rauen Steinlandschaften lassen unsere Herzen höherschlagen. Je weiter wir nach unten kommen, desto mehr Grasflächen und Sträucher hat es zwischen den Steinen, der Trail erfordert aber weiterhin unsere volle Aufmerksamkeit.
 
 
Weiter unten können wir es dann über die goldgelben Weiden fliegen lassen, so müssen sich wohl Cowboys fühlen, in vollem Galopp mit den Alurössern über die Walliser Prärie. Danach geht es weiter durch den Wald, Trailrausch und Farbenflash pur, die Sträuchern leuchten in den schönsten Rottönen und die Nadelbäume sind mitten in der gelben Metamorphose.
 
 
Diese Abfahrt ist einfach genial, über mehr als 2000 Höhenmeter geht es durch alle Vegetationszonen, von der hochalpinen Steinwüste bis ins mediterrane Rhonetal, alle Trailspielarten sind einmal dabei. Über den Stockalperweg vernichten wir die letzten Höhenmeter und genehmigen uns neben dessen Erbauers Palast das obligate Tourabschlussbierchen. Dies war ein Hammer Tag mit euch Jungs, hat echt Spass gemacht zusammen die Trails zu rocken. Das Wallis zeigte sich diese beiden Tage wieder einmal von seiner schönsten Seite und was gibt es besseres, als gemeinsam mit guten Freunden die letzten warmen Tage auf dem Bike zu geniessen.
 

10 Comments

  1. Tina sagt:

    Einmal mehr genial geschrieben. Da kommt richtig Lust (okay, vielleicht auch etwas Neid) auf zum sofort das Bike rauszuholen! Freu mich auf die baldige Wallistour 😎

  2. Singletrailrider sagt:

    Freut mich hat euch die „panoramafelsbuckel“ abfahrt gefallen. 😉 hammer bericht.

  3. ROTSCHER sagt:

    Oh ja, ein super geniales Weekend … diese könnten von mir aus ewig andauern … und die Bilder versetzen mich gleich zurück … echt wunderschöne Pics. Der Herbst mit seinen Farben ist einfach eine Wucht. Aber auch die kargen Steinwüsten sind voll mein Ding. Von dieser Höhe und Kargkeit hinab zu stechen in den bunten Farbentopf, ist immer überwältigend.
    Danke euch allen für die gemeinsamen Touren. Es war super … sehr gerne wieder !!!

    • Sven sagt:

      Hehe, so ähnlich muss sich wohl Albert Hofmann gefühlt haben auf seinem legendären Bicycle-Trip, man fährt los umgeben von blassen Pastelltönen und plötzlich wird alles bunt 😂 der Walliser-Herbst unsere natürliche Droge 😀

  4. David sagt:

    Wieder ein toller Bericht, danke Sven! Es war genial, kann mich da nur dem Rotscher anschliessen 😉
    Interessant ist auch zu sehen, dass massiv weniger Wasser über die Felsformationen fliesst als vor einem Jahr (Fotos vom August 2017).

    • Sven sagt:

      Stimmt, ist mir gar nicht aufgefallen, aber jetzt wo Du es erwähnst. Ich denke dies hängt wohl mit den tieferen Temperaturen im Vergleich zu Anfang August zusammen, da schmilzt nicht mehr ganz so viel von den noch spärlichen vorhandenen Gletscherresten … in ein paar Jahren ist dann ganz fertig mit den chalten Wassern 😢

  5. blackCoffee sagt:

    Schöner Bericht, die Gegend Eures ersten Ausflugs habe ich noch in guter Erinnerung (schon zwei Jahre her)…Die Gegend um den Simplom bietet noch mehr interessante Touren, wie man den Berichten auf dem Blog von Altavista entnehmen kann.
    Wünsche Dir einen guten Saisonausklang!

    • Sven sagt:

      Ja, die Simplonregion hat ihren ganz eigenen Charakter, ich werde da nächste Saison sicher noch die einte oder andere (Explorer-) Tour machen. Auch dir noch einen schönen Saisonausklang, wäre 😎 wenn sich noch eine gemeinsame Herbsttour ergeben würde.

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