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Pischa mal anders

Flüela Schwarzhorn
11. November 2022
Turbulente Zeiten
23. Dezember 2022
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Die Pischa-Runde ist ein Klassiker und auch ich habe sie vor 7 Jahren bei meinem ersten Davos-Besuch schon unter die Räder genommen. Heute steht eine Wiederholung an, aber wie ihr euch sicher denken könnt, nicht in der Mainstream-Version. Die hornige BBS-Variante habe ich mir schon vor Jahren mal zurechtgebastelt und jetzt ist es endlich soweit. Im Gegensatz zu gestern sind die Biker heute im Postauto in der Überzahl und die meisten steigen mit mir zusammen bei der Station Tschuggen aus. Um meine bescheidene Kondition nicht allzu sehr zu strapazieren, gehe ich gleich von Anfang an in den Schiebemodus über und muss schmunzeln, da hat es doch tatsächlich mehrere e-Biker die es mir gleichtun. Hätte ich so ein Elektromoped, würde ich mit einem breiten Grinsen hinauffahren.

 

 

Beim Blick hinauf zum Flüelapass sticht das Schwarzhorn ins Auge, auf dessen Gipfel ich ja gestern war. Nach einer guten Stunde habe ich die Bergstation Pischa erreicht und hier trennen sich dann die Wege. Während die anderen Biker auf der Originalroute weiterfahren, halte ich mich rechts und schiebe das Bike weiter dem Pischagrat entgegen. Auf dem Grat angekommen, eröffnet sich mir der Blick auf die verborgene unverbaute Pischaseite und das Bike wechselt einmal mehr auf die Schultern.

 

 

Bis auf das nette Pärchen hinter mir bin allein auf weiter Flur, das krasse Gegenteil zu der Völkerwanderung von gestern am Schwarzhorn. Oben auf dem Mittelgrat steht ein grosses Steinmannli, welches auf die Bergstation und Davos hinunterblickt. Auf der anderen Seite habe ich jetzt das anvisierte Horn direkt vor mir. Ursprünglich wollte man in den 60er-Jahren auch das Pischahorn mit Hilfe einer Luftseilbahn erschliessen. Dies wurde aber gottseidank aus Kostengründen und wegen den damaligen Schiessübungen der Armee nie umgesetzt.

 

 

Der Schlussanstieg verlangt dem coronalen Schwächling nochmal alles ab. Der Gipfelhang ist steil und der lose Untergrund rutschig, mit kleinen Schritten kämpfe ich mich nach oben und pfeife aus dem letzten Loch. Auf dem Gipfel angekommen bleibt mir bei der Aussicht die Luft gleich nochmals weg. Die beiden namenlosen Seechen schimmern in den schönsten Blautönen und der Blick reicht über den Pischa-Klassiker hinweg bis in die Alpenstadt. Nachdem die Sauerstoffsättigung wieder Normalniveau erreicht hat, schaue ich mir einmal die Abfahrt über den Grat etwas genauer an und was ich sehe gefällt mir.

 
 

Das grossflächige Gipfelplateau lädt zum Verweilen und Spielen ein. Ich entledige mich der verschwitzten Kleidung und lege mich neben diese in die Sonne. Der Dosentunfischsalat schmeckt bei dem Panorama fast wie frisch zubereitet und die Lebensgeister kehren langsam zurück. Frei nach dem Motto "Brot und Spiele" lasse ich es mir natürlich nicht nehmen und albere vor Piz Linard und den Plattenhörnern noch etwas auf den Felsplatten herum.

 

 

Aber jetzt geht es an die Abfahrt und diese ist ganz nach meinem Gusto, wenn auch nicht durchgehend fahrbar. Es kommen immer wieder Stellen und Stufen, wo jeder nicht Tom Öhler kapitulieren muss. Tja, dies unterscheidet eben die hornige BBS-Variante von der Mainstream-Version, mir gefällt diese viel besser. Der Grat ist super und die verschiedenfarbigen Gesteinsschichten ein Augenschmaus, hier fühl ich mich wohl, nach der langen Durstzeit endlich wieder zurück im Lieblingselement.

 

 

Am Ende das Grates macht der Weg einen Bogen und ändert schlagartig seinen Charakter, wie ein fetter Filzstiftstrich zieht er sich nun zum Pischaboden hinunter. Den Pischasee lasse ich links liegen, da er nach dieser Rekordhitzeperiode leider nur noch einem Tümpel gleicht. Bis zur Mönchalp bleibt der Trail abwechslungsreich und spassig, aber dann kommt leider der Wehmutstropen in Form einer breiten Alpstrasse, wo ich die letzten 350 Höhenmeter vernichten muss. Da gäbe es definitiv noch Optimierungspotential.

 

 

Dafür habe ich auf dem Rückweg nach Davos dann wieder Glück, in Laret steht schon das Postauto abfahrtbereit und erspart mir so den Weg über den Wolfgangpass. Das heisst früher zurück im Hotel und somit den Wellnessbereich noch etwas länger geniessen können, bevor es zum letzten Schlemmerabend geht. Es war nach langer Zeit mal wieder super hier in Davos und ich bin froh dass ich die Bähnlibike-Option nicht nutzen musste. Wenn die Genesung weiter so gut voranschreitet, liegen wohl doch noch ein paar richtig schöne Hochtouren drin und der Bergsommer ist gerettet.

 


Gesamtstrecke: 19.54 km
Maximale Höhe: 2958 m
Minimale Höhe: 1448 m
Gesamtanstieg: 1085 m
Gesamtabstieg: -1521 m
Total time: 05:00:55

2 Comments

  1. Andi sagt:

    Schön, hier wieder mehr zu lesen!
    Immer noch mein Lieblings-Bike-Blog, Touren wie ich sie mag und schicke Bilder.
    Und das Ganze ohne nervige Werbung! 🙂
    Grüsse aus Flüh, Andi

    • Sven sagt:

      MERCI Andi, dein Kommentar freut mich sehr 😊

      Wie immer gibt es hier über den Winter mehr zu lesen als im Sommer, da ich dann möglichst viel Zeit in den Bergen verbringe. Auch wenn wir Blogger in dieser schnelllebigen und oberflächlichen Zeit langsam eine aussterbende Spezies sind, werde ich weiterhin daran festhalten und hier (werbefrei) über meine Bike-Erlebnisse berichten.

      Liebe Grüsse zurück ins Schwarzbubenland 😉

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