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Über den Augstbordpass

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Nach den super Tagen in Zermatt hatte ich schon bald wieder das Verlangen nach einer Dosis Wallisertrails. Da ich wusste das Rotscher auch gerade im Wallis weilt, kontaktierte ich ihn und ein Ziel für den Samstag war schnell gefunden. Der Augstbordpass stand schon länger auf meiner Wunschliste und auch Rotscher hatte ihn noch nie befahren. Der alte Saumpass auf 2893müM verbindet das Mattertal mit dem Turtmanntal.

Ich besteige um 6 Uhr in der Früh den Zug in Liestal und entdecke im Fahrradwagen sogleich ein bekanntes Gesicht, Piotr ist auch auf dem Weg ins Wallis mit dem Ziel Bella Tola. Beim Umsteigen in Bern zeigt sich wieder einmal wie gut die SBB auf den ferienbedingten Bikeransturm vorbereitet ist, nämlich gar nicht. Die Bikes werden chaotisch im Gepäckwagen gestapelt und der Zug fährt schon mit Verspätung los. Bei jedem folgenden Halte dann Probleme mit den Türen, der Zugführer meldet in Fruttigen schon 25min. Verspätung. Ich rufe Rotscher an, er muss sein Bike wieder vom Postautobügel runter nehmen, dieses fährt leider ohne uns los. So starten wir nach einem Kaffe halt erst eine Stunde später als geplant in Richtung Moosalp.
 
 
Von der Moosalp aus nehmen wir den Höhenweg, diesen kennen wir schon von den Touren nach Jungu, er ist immer wieder schön zu fahren und ideal um etwas einzurollen. Auf der anderen Talseite erblicke ich das Seetalhorn, welches ich erst kürzlich besucht habe und von hinten im Tal weht uns schon der Zermatter Duft entgegen. Bei Läger treffen wir auf ein paar stolze Eringer bevor es erstmals abwärts geht. Der Spass ist aber nur von kurzer Dauer und der folgende Anstieg treibt den Puls kräftig in die Höhe. Wir halten uns so lange wie möglich im Sattel, kurz nach dem Abzweiger nach Jungu ist dann aber Schluss und wir gehen zum schieben über.
 
 
Wir dachten eigentlich dass wir die einzigen Verrückten mit den Bikes dort oben sein werden, aber weit gefehlt, die Gruppe hinter uns schlägt den gleichen Weg ein. Bei der Augstbordstaffel machen wir eine kleine Pause um einen Energieriegel zu tanken und plaudern etwas mit der nachkommenden Gruppe wo auch zwei Mädels darunter sind, ein (leider) eher seltener Anblick beim Bikeschleppen. Mit den Bikes auf dem Rücken machen wir uns dann wieder auf den Weg nach oben. Auf der rechten Seite sehen wir das Dreizehntenhorn und den Augstbordgrat, welche wir sonst nur von der anderen Seite her kennen.
 
 
Bei mir macht sich schon bald ein leichtes Scheuergefühl an der rechten Ferse bemerkbar. Ich versuche die Schuhe fester zu schnüren aber es ist schon zu spät, eine fiese Blase ist bereits entstanden. Ich pappe ein Pflaster drauf und wenig später das gleiche links, keine Ahnung warum, ich habe mit diesen Schuhen das Bike schon unzählige Höhenmeter raufgeschleppt. Auf dem weiteren Weg durchs Inners Tälli sind wir ganz in unserem Element, ringsherum Geröllhalden und Steine in den verschiedensten Farben, je weiter wir raufkommen desto schöner wird es.
 
 
Aber nicht nur wir fühlen uns hier wohl, auch der Wolf liebt diese Umgebung und hat hier bereits ein ganzes Rudel gebildet. Ein ganzes Rudel Wanderer kommt uns auch von oben entgegen, voll der Bewunderung dass wir unsere Bikes da rauf schleppen, aber auch wir hätten nicht damit gerechnet in diesem abgeschiedenen Tal auf so viele Leute zu treffen.
 
 
Am Ende wird es nochmals richtig steil und ich leide mit meinen Blasen, aber ein Indianer kennt ja bekanntlich keinen Schmerz und als wir oben auf dem Augstbordpass ankommen ist alles vergessen und dieses super Gefühl wieder da, wenn man einen Pass aus eigener Kraft bezwungen hat und plötzlich in das gegenüberliegende Tal blickt.
 
 
Wir geniessen den Augenblick auf dem Pass und futtern etwas. Es herrscht eine richtiggehende Bikerinvasion hier oben auf diesem alten Saumpass, was früher die Mulis sind heute unsere Zweiräder. Auf der anderen Seite hinter dem Turtmanntal erblicken wir den Bella Tola, wo ja heute mein Kollege Piotr rauf möchte, Rotscher war dort auch schon mit dem Bike.
 
 
Jetzt beginnt der Spass erst so richtig, die Abfahrt steht an. Der erste Teil im Gipfelhang besteht hauptsächlich aus Schotter und ist etwas rutschig, für uns aber kein Problem. Noch recht langsam fahren wir über die Kehren den Hang hinunter, hier können wir wieder einmal am Umsetzten feilen, bei Rotscher sieht das schon viel smoother aus als bei mir. Es folgt ein kurzes unfahrbares Stück über grosse Steinbrocken, bevor wir uns beim kleinen Seechen wieder in den Sattel schwingen.
 
 
Hier ist der Weg jetzt schon etwas besser fahrbar, weitere Spitzkehren, immer mal wieder dezent verblockte Stellen, genial, ganz nach unserem Geschmack. Je weiter wir durch das Grüobtälli nach unten kommen desto flotter fahrbar wird der Trail, die Alpwiesen lösen langsam die Steine ab und wir erreichen die Alp Grüobu-Oberstaffel.
 
 
Die ersten 500 Höhenmeter dieser Abfahrt waren schon mal super und die nächsten 500 gehen so weiter. Der Wanderweg schlängelt sich durch die licht bewachsenen Alpwiesen und verleitet uns zum Gas gaben, die Bremshebel kommen fast nur vor den Spitzkehren zum Einsatz, das Hinterrad schwingt kurz durch die Luft und weiter im Trailrausch.
 
 
Später tauchen wir dann in den Wald ein wo sich das Ganze in gleicher Manier fortsetzt, hüeru güet, mit so einer geilen Abfahrt hätten wir nicht gerechnet. Bei Gruben kommen wir schlussendlich wieder aus dem Wald und raus und stoppen vor dem Hotel Schwarzhorn, so ein Abstieg auf zwei Rädern macht doch tausendmal mehr Spass als zu Fuss.
 
 
Wir biegen ein auf den nächsten Trail welcher uns wieder aus dem Turtmanntal raus bringen soll, aber schon bald fallen die erste Tropfen vom Himmel. Wir wechseln darum auf die Strasse und fahren dem Regenschauer schnell davon. Der Plan geht auf und wir können bis nach Oberems doch noch ein Stück trockener Trail im Steilhang über der Turtmänna mitnehmen. Hinter Oberems folgt dann noch das Zückerchen, der unterste Teil des Illhorn-Meretschialp Trails. Wie lassen es nochmals krachen und rumpeln im Wald, immer wieder die Alpstrasse kreuzend, fast in der Falllinie ins Rhonetal hinunter. Unsere 301 stecken dies ohne zu murren weg und wir erreichen grinsend Susten, diese Tour war ganz nach unserem Geschmack, hüeru güet eben. Durch das Rhonetal radeln wir anschliessend gemütlich zurück nach Visp. Da kommen auch nochmals ein paar Kilometer zusammen, aber die verfliegen wie im Fluge, wir haben Plauderstoff genug. In Visp reicht es gerade noch für ein kleines Tourabschlussbierchen bevor mein Zug zurück in die Üsserschwiiz fährt, diesmal ohne Verspätung. Immer wieder cool mit Dir unterwegs zu sein Rotscher, wir haben da so ziemlich die gleichen Vorlieben was Trails und Steinwüsten betrifft.
 

Gesamtstrecke: 55.52 km
Maximale Höhe: 2893 m
Minimale Höhe: 618 m
Gesamtanstieg: 1211 m
Gesamtabstieg: -2606 m
Total time: 07:17:39

10 Comments

  1. ROTSCHER sagt:

    Ganz cool Sven. Irgendwie hatte ich immer etwas Respekt vor dieser Tour, vor dem Ungewissen. Daher ist sie auf meiner ToDo Liste fast vergammelt. Aber ich bin auch voll überrascht wie genial sie ist. Wieder einmal stimmt die Aussage „die besten Trails sind nur zu Fuss erreichbar“ 😉
    Es war wirklich ein Hammertag mit dir zusammen. Schade wohnen wir so weit auseinander. Aber das Wallis bildet doch die goldene Mitte für uns beide 😂
    Danke für den super Beitrag! Gerne bis zum nächsten Mal.

  2. Ventoux sagt:

    Wunderschöner Bildbericht, wusste gar nicht dass es noch Übergänge gibt, die keiner von Euch gemacht hat ;-). Einmal mehr eine Gebirgslandschaft mit ordentlich schieben und tragen, so wie ich es auch liebe. In einem Forum entstand grad die Diskussion über Sinn oder Unsinn von Bike tragen. Hier scheint es mir, es macht sehr Sinn, wenn dann eine solche Abfahrt ansteht.

    • Sven sagt:

      Ja, wenn die Abfahrt stimmt trage auch ich das Bike noch so gerne den Berg rauf. Das weiss man halt nicht immer im Voraus, macht es aber spannend, wenn man neues erkundet. Hier wusste ich aber schon von Piotr, dass es sich lohnen wird.

  3. Hans sagt:

    Coole Tour, spannender Bericht. Da haben sich ja zwei gefunden mit den selben Vorlieben……

  4. blackCoffee sagt:

    Sieht super aus – die Tour ist auch schon lange auf meiner Todo-Liste….

  5. Arne sagt:

    Hallo – was meint ihr: macht es auch Sinn den Augstbordpass vom Turtmanntal aus (Grubben) Richtung Mattertal (Jungen) zu überqueren? Oder ist die Seite Richtung Jungen eher nicht fahrbar? Vielen Dank.

    • Sven sagt:

      Hi Arne, wie du auf den Fotos siehst, hat es auf der Mattertalseite ein paar Steinfelder mehr als auf der Seite des Turtmanntales, der Rest sollte aber auch in der Gegenrichtung fahrbar sein. Die „Haute Route“ aus dem Ride führt ja auch von Gruben über den Augstbordpass ins Mattertal. Die Ost-West Überquerung ist sicher einfacher und macht meiner Meinung nach mehr Sinn. Vom Turtmann- ins Mattertal wäre aber auch machbar, wenn das besser in deine Tourenplanung passt.

      • Arne sagt:

        Hallo Sven,

        danke für die Hinweise. Ich habe gesehen, dass die Trails von Gruben nach Turtmann ja auch nochmal recht interessant aussehen und über 1000 m DH ergeben. Ihr habt auf eurer Tour ja teilweise die Strasse genommen wegen Regen. Hast du GPS Daten von dem ursprünglich geplanten Trail? Vielen Dank.

  6. Tom Schwob sagt:

    Hallo sven
    Wie ich sehe hat noch einer aus liestel die gleichen vorlieben auf dem bike wie ich! Hättest du mal lust auf eine ausfahrt in der region? Und dann wallis 😁 gruss tom

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