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Weisshorn

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Nein, ganz oben auf dem Weisshorn waren wir nicht, aber zweimal so nahe dran wie man ihm mit dem Bike kommen kann. Es ist Mitte September und die Zügelvorbereitungen sind abgeschlossen, somit spricht nichts gegen einen letzten Trip in die Berge. Zu meiner Schande habe ich es in dieser Saison nie ins Wallis geschafft, das letzte Mal war ich vor ziemlich genau einem Jahr in Zermatt. Was liegt also näher als dort anzuknüpfen und dem Horu erneut einen Besuch abzustatten. Ich kontaktiere schnell Beat und er hat für die nächsten Tage keine Termine, perfekt. Unabhängig voneinander haben wir das gleiche Ziel ins Auge gefasst und Beat hatte ein paar Wochen zuvor schon einen Versuch unternommen, aber leider in der falschen Richtung. Darum hat er mit dem Gipfel noch eine Rechnung offen und ich komme in den Genuss eines Privat-Guidings.
 
 
Da stehen wir also am Morgen leicht fröstelnd im schattigen Randa und schauen hoch zu dem felsigen Buckel, von welchem uns gerade mal 1400 vertikale Meter trennen. Wir schultern unsere Bikes und marschieren los, dabei wird uns schnell warm. Mit zunehmender Höhe wird auch die Vorfreude auf die Abfahrt immer grösser und ich kann nachvollziehen, warum Beat dem Felsbuckel unbedingt nochmals einen zweiten Besuch abstatten will. Das Weisshorn kommt immer näher und bis auf zwei kurze Verschnaufpausen ziehen wir den ganzen Aufstieg in einem Stück durch.
 
 
Oben erwartet uns ein flacher Platz mit riesengrossem Gipfelkreuz und ein steinerner Altartisch, die wohl die schönsten Freiluftkirchen überhaupt. Hier ist man dem Himmel besonders nah und wird selbst als Nichtgläubiger ganz ehrfürchtig inmitten dieser gewaltigen Bergwelt. Im Sommer findet hier jeweils eine Messe statt, wo neben den Zweibeinern auch jede Menge vierbeinige Schwarznasen anwesend sind. Das Plätzchen würde sich auch zum Übernachten anbieten, von hier aus die Sonne abends zu verabschieden und am Morgen zu begrüssen muss ein ganz besonderes Erlebnis sein.
 
 
Auf der anderen Talseite reihen sich das Täschhorn, der Dom, die Lenzspitze und das Nadelhorn vom weissen Eis umgeben auf, ein wahrer Augenschmaus. Aber auch der Tiefblick ins Mattertal lässt keine Wünsche offen, die Züge der MGB sehen von hier oben wie eine Spielzeugeisenbahn aus. Der aufkommende Wind lässt uns etwas frösteln, darum immer schön in Bewegung bleiben. Dies fällt uns bei den tollen Spielgeräten aus Stein nicht schwer.
 
 
Jetzt aber rein in die langersehnte Abfahrt und diese übertrifft all unsere Erwartungen. Quasi in der Falllinie geht es hinunter nach Randa, auf gerade mal 5 Kilometer werden 1400 Höhenmeter vernichtet, schneller geht es wohl nur mit dem Gleitschirm. Der Spass fängt auf dem Gipfel steinig und verspielt an, geht durch die Geröllhalden oberhalb des Bergsturzgebietes weiter und endet schlussendlich in den goldgelben Alpwiesen auf einem Trail aus Tausendundeiner Nacht.
 
 
Unten beim Steinbruch klatschen wir ab, der Hammer, etwas vom besten was wir seit langem gefahren sind. In Täsch gibt es dann das wohlverdiente Bierchen, bevor wir den Shuttlezug zurück nach Zermatt besteigen. Dort lassen wir diesen genialen Tag im Molino bei Kalbsleberli und in Rotwein geschmorrten Süsskartoffeln ausklingen, yamyam.

Zweiter Tag und zweites Rendezvous mit dem Weisshorn, der gleichnamigen Hütte wollten wir beide schon lange einen Besuch abstatten. Wir haben gestern Abend noch gewerweisst in welcher Richtung die Tour wohl mehr Sinn macht und uns schlussendlich für den Uhrzeigersinn entschieden. Fröstelnd düsen wir erneut in Richtung Randa, wo auch heute wieder gleich von Beginn an die Bikes am HookaBike platznehmen.
 
 
Schon nach den ersten paar hundert Höhenmetern verspüre ich Schmerzen, die neuen Bikeschuhe sind noch nicht richtig eingelaufen. Beim nächsten Halt pappe ich ein paar Blasenpflaster drauf, aber leider schon zu spät. Bei diesem Anblick vergesse ich die Blasen hingegen schnell wieder, wir kriegen den Mund vor lauter Staunen kaum mehr zu. Prominent thront in der Mitte das Zinalrothorn und davor diese atemberaubende Landschaft, welche der sich zurückziehende Hohlichtgletscher geschaffen hat.
 
 
Hi und da könne wir sogar ein paar Meter fahren und wir stellen uns vor, wie cool es wäre, diesen Trail hinunter zu fahren. Da taucht auch das erste Mal die Frage auf, ob unsere Richtungswahl wohl die Richtige war. Der Schlussanstieg zur Weisshornhütte ist nochmals richtig giftig und ich leide bei jedem Schritt, endlich sind wir da. Ich trag den grünen Frosch keinen Meter mehr weiter, soll er doch selbst hüpfen. Zu Fuss begleite ich Beat noch etwas weiter hinauf um ein paar Fotos zu schiessen, dies muss sein unter alten Influencern, haha.
 
 
Wir werden in der frisch renovierten Hütte herzlich willkommen geheissen und mit einer grossen Pfanne Walliser-Rösti verwöhnt. Jede Menge Kohlenhydrate, Zwiebeln, Speck, Tomaten und natürlich viel Walliser Käse, genau das richtige für zwei hungrige Biker. Von denen sind wir übrigens nicht die ersten hier und die meisten führen in der anderen Richtung, meint die Hüttenwartin. Dementsprechend gespannt starten wir in die Abfahrt, welche anfangs noch zu begeistern weiss.
 
 
Aber die Begeisterung ist schnell vorbei, bis zur Baumgrenze ein einziges Auf- und Absteigen. Frust macht sich breit, bei dem einen mehr und bei dem anderen etwas weniger. Spass schaut anders aus, da sind wir uns einig, die Gegenrichtung hätte definitiv mehr Sinn gemacht. Unten im Wald kehrt bei Beat der Spass zurück, aber ich komme nicht mehr so richtig rein in den Holperflow. Mental wohl immer noch zu gefrustet, würde ich die grüne Kröte am liebsten den Wald hinunterschmeissen. Ein grosses Bier später kann dann auch ich wieder grinsen. Landschaftlich war die Tour allemal superschön und so haben wir einen guten Grund, nochmals für eine feine Rösti in die Weisshornhütte zurückzukehren. Apropos Essen, heute Abend geht es ins Republic, der ersten Adresse für leckere Burger in Zermatt!
 

3 Comments

  1. Etienne sagt:

    Das waren jetzt mal zwei saftige Touren. Das Auf und Ab kann ich gut nachvollziehen. Im nachhinein bleiben einem nur die Guten Passagen in Erinnerung 🙂 Bravo

  2. Ventoux sagt:

    Der imposante Anblick des Weisshorns begleitet einen auf vielen Touren im Wallis. So nahe dran zu sein ist sicher ein Erlebnis. Schöner Bericht, merci.

  3. Sven sagt:

    Ja das ist so, vor allem die schönen Seiten einer solchen Tour bleiben in Erinnerung, man kann halt nicht immer voll ins Schwarze treffen …

    Dem Weisshorn noch etwas näher kamen nur diese Jungs, als sie dem benachbarten Bishorn mit den Bikes einen Besuch abstatteten: https://www.mtb-news.de/news/bishorn-4-135-muem-gipfelstuermung-mit-bike-foto-story/

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